Retrospektiv gesehen ist die Saslong mit den berühmten Kamelbuckeln und der Ciaslat-Passage eigentlich ein guter Boden für rot-weiß-rote Erfolge. Seit 1969 fanden im Grödnertal 66 Speed-Events statt, 20 Mal nahm ein Österreicher die Trophäe mit nach Hause. Allein Franz Klammer und Michael Walchhofer trugen sich je viermal in die Siegerliste ein, wobei Klammer nur in der Abfahrt erfolgreich war, Walchofer je zwei Abfahrten und Super-G gewann.
Derzeit befindet sich der ÖSV allerdings mitten in einer Durststrecke, was Rennsiege im Grödnertal anbelangt. Konkret heißt das, dass Walchhofers Triumph im Super-G 2010 der bis dato letzte war. Norweger, Schweizer, Kanadier und US-Amerikaner gefallen sich seither darin, den österreichischen Speed-Spezialisten hier einen Strich durch die Rechnung zu machen.
In den vergangenen drei Jahren war der Super-G auf der Saslong fest in norwegischer Hand. Aksel Lund Svindal gewann 2012 wie auch 2013, Kjetil Jansrud war im Vorjahr erfolgreich. Erstmals entschied Svindal hier 2009 einen Super-G für sich.
"Im letzten Jahr haben wir zu viele kleine Fehler gemacht", meinte Rennsportleiter Andreas Puelacher. Der Tiroler war aber grundsätzlich positiv gestimmt, dass man diese heuer abstelle könne. Dabei sprechen auch die Ergebnisse der Trainingsläufe für die Abfahrt nicht unbedingt dafür, dass den ÖSV-Herren der zweite Speed-Sieg nach Marcel Hirschers Sensationsfahrt im Super-G von Beaver Creek ausgerechnet in Gröden gelingen soll.
Einfache Rezepte für den Saslong-Erfolg gibt es nach Ansicht von Reichelt nicht. "Meiner Meinung nach haben wir noch nicht herausgefunden, woran es wirklich liegt. Wenn ich es wüsste, hätte ich es schon längst geändert", meinte der Salzburger, der im Vorjahr immerhin Super-G-Dritter war. "Auf den ersten Augenblick wirkt die Strecke relativ einfach. Auch der Schnee ist relativ simpel zum Fahren. Aber es ist brutal schwer, hier schnell zu sein."
Allgemein klang bei den ÖSV-Assen die Hoffnung durch, dass es im Super-G besser laufen könnte als in der Abfahrt am Samstag. "Ich glaube, dass da ein bisschen mehr drinnen ist", meinte Matthias Mayer. "Es war schon oft so, dass es uns im Super-G besser ergangen ist. Normalerweise ist das da herunter eine coole Sache", sagte Romed Baumann. Auch Max Franz, 2011 hier Fünfter, freut sich auf einen "wilden Ritt". "Man hat nicht so viel Platz durch die ganzen Wellen, da muss alles passen. Aber es ist ein lustiger Super-G", urteilte der Kärntner.
Topfavorit Svindal gab sich betont gelassen. "Die Strecke liegt mir sehr gut", sagte der Norweger, dessen Trainer Franz Gamper noch dazu als Kurssetzer fungiert. Dass er mit zwei starken Auftritten in Gröden Hirscher im Gesamtweltcup zumindest kurzfristig wieder überholen könnte, schob er cool beiseite. "Ganz ehrlich, ich denke nicht so viel daran wie früher. Ich muss meine Rennen fahren, Marcel muss seine fahren. Ich genieße das heuer viel mehr."
An der Saslong wurde über den Sommer weiter herumgedoktert. Heuer wurde die Strecke bei den Kamelbuckeln verbreitert. Dadurch ist im Super-G eine großzügigere Kurssetzung möglich, die mehr Varianten bei der Streckenführung zulässt.
Punkto Wetter ist für die nächsten Tage keine Revolution angesagt. Die Prognosen verheißen überwiegend Sonnenschein, nicht allzu niedrige Temperaturen sowie weiterhin nahezu null Niederschlag. Just am Mittwoch setzte kurz nach Ende des ersten Abfahrtstrainings leichter Schneefall ein - doch schon nach wenigen Minuten war es das mit echtem Winter-Feeling wieder gewesen. Am Freitag sollte es zumindest etwas kälter werden.
ÖSV-Augebot: Super-G Freitag: Matthias Mayer, Hannes Reichelt, Max Franz, Klaus Kröll, Georg Streitberger, Otmar Striedinger, Vincent Kriechmayr, Patrick Schweiger, Romed Baumann und Christian Walder.
Abfahrt Samstag: Matthias Mayer, Hannes Reichelt, Max Franz, Florian Scheiber, Georg Streitberger, Otmar Striedinger, Vincent Kriechmayr, Klaus Kröll und Romed Baumann.