Die Damen übersiedelten von Aspen/Colorado nach Kanada zu den Speedrennen in Lake Louise, die Herren wechselten von ebendort in die USA zum Klassiker nach Beaver Creek. Dort gibt es auf 3.000 m Seehöhe nur noch drei statt wie zuletzt vier Rennen und diese finden erstmals seit langem ohne "Hausherr" Hermann Maier statt. Etwas, was die lokale Tageszeitung Vail Daily zu der bitteren Erkenntnis kommen ließ, dass man erstmals mit Sicherheit voraussagen könne, dass Maier diesmal in seinem "Wohnzimmer" sicher nicht gewinnen werde. Der Österreicher habe mit seinen acht Siegen die Geschichte der "Raubvogel-Piste" geprägt wie kein anderer. "Wir vermissen ihn schon jetzt", hieß es in der Zeitung.

Bekanntlich wollen die Veranstalter einen Teil der spektakulären Abfahrt nach Maier benennen. Sieben Wochen nach seinem Rücktritt hat Maier aber noch keine Zeit, diese Ehre schon jetzt anzunehmen. Er schmeißt am kommenden Montag daheim in Flachau sein großes Abschiedsfest. Die Birds-of-Prey-Piste präsentierte sich bei der Ankunft von Michael Walchhofer und Co. in einem sensationellen Zustand. Mangels Naturschnee hatte man für die Präparation ausschließlich Maschinenschnee benutzt und nun hofft man, dass der weiße Segen von oben auch für die kommenden Tage ausbleibt, damit dieses Wunderwerk nicht zerstört wird. Erstmals trainiert wird erst Mittwoch (19:00 MEZ), weil diesmal mit der Superkombi am Freitag (19.00/22.30), der Abfahrt am Samstag (19.00) und dem Riesentorlauf am Sonntag (17.45/20.45) nur noch drei Rennen in Szene gehen.

Vertrauen gefunden

Einer der ersten Österreicher, der Montagabend im Teamhotel unterhalb von Beaver Creek eincheckte, war Benjamin Raich. Der Tiroler hatte sich nach der Abfahrtspleite in Lake Louise (57.) mit Platz zwei im Super-G - drei seiner insgesamt vier zweiten Super-G-Plätze hat Raich damit in Kanada geholt - wunderbar zurückgekämpft und wieder Vertrauen in seine langen Latten gefunden. "Ich hatte am Sonntag die Abfahrt schon wieder vergessen", gab sich der 31-jährige Tiroler cool. Die spektakuläre Strecke in der dünnen Höhenluft von Beaver Creek ist schon viel mehr nach dem Geschmack von Raich. Er fährt hier seit der WM 1999, hat im Vorjahr den Riesentorlauf und 2004 den Slalom gewonnen und auch im Super-G schon mehrere Top-Ten-Plätze herausgefahren.

Nur in der Abfahrt hat es bisher noch nicht so richtig geklappt. "Meine besten Chancen habe ich diesmal im Riesentorlauf und der Kombi, wenn mir eine gute Abfahrt gelingt", hofft Raich, Beaver Creek vielleicht sogar als Weltcup-Führender verlassen zu können. "Der Ort ist traumhaft, ich komme immer wieder sehr gerne hierher", so Raich, der angesichts der vielen folgenreichen Stürze in Kanada seine Kritik an den breiten und aggressiven Rennski wiederholte. "Länger und wieder schmäler", lautet sein Vorschlag. Zumindest im österreichischen Herrenteam hat Verbandspräsident Peter Schröcksnadel höchstpersönlich Raich schon zur neuen Nummer eins ausgerufen. "Benni steht dem Hermann nicht viel nach. Alleine seine fünf Medaillen bei der WM in Bormio waren eine Ausnahmeleistung. Nachdem mit Marlies Schild nun seine Freundin wieder gesund ist, passt auch sein privates Umfeld wieder. Er ist ganz sicher der neue Leader in unserem Team", erklärte Schröcksnadel in Kanada.

Maier selbst hatte wiederum vergangenes Jahr den Norweger Aksel Lund Svindal fast schon visionär zu seinem Nachfolger erklärt, nachdem der Norweger ein Jahr nach seinem schweren Unfall in Beaver ebendort Abfahrt und Super-G gewonnen hatte und im Riesentorlauf Dritter geworden war. Svindal hadert derzeit aber noch immer mit seiner Beinverletzung, die er sich unmittelbar vor dem Saisonstart in Sölden zugezogen hat und ist in der Gesamtwertung nach vier Rennen nur abgeschlagener 42. Svindal wird mit seinen drei bisherigen Siegen in Beaver noch Zeit brauchen, um in die Nähe von Maiers Rekord zu kommen. Ganz anders liegt das bei Lindsey Vonn und Lake Louise. Die US-Weltcupsiegerin erhielt nach ihrer matten Vorstellung ausgerechnet beim einzigen Heimrennen der ganzen Saison sowie ihrer Kritik an der eisigen Piste in Aspen von US-Cheftrainer Jim Tracy eine ungewohnte Schelte ("Alles nur Ausreden!"), war aber mit dem Kopf schon in Kanada.

Denn dort hat die 25-Jährige seit 2004 jedes Mal zumindest eine Abfahrt gewonnen und hält bei mittlerweile fünf Siegen. Damit ist sie zwar von Renate Götschls Cortina-Rekord (zehn Siege an einem Ort) noch weit entfernt, hat aber ab Freitag gleich drei Chancen, ihre Sieg-Tradition in Lake Louise fortzusetzen. "Ich kann es kaum erwarten, mein erstes Abfahrtsdress dieses Winters herzuzeigen", twitterte die zweifache Weltcup-Gesamtsiegerin vom Flughafen Aspen an ihre virtuelle Fan-Gemeinde.