Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich hart erarbeiten. Es waren Sprüche wie diese, die für Österreichs Schi-Herren die letzten eineinhalb Jahrzehnte Gültigkeit gehabt haben. Das Team hatte sich selbst als "Powerteam" bezeichnet und auch bei den Olympischen Spielen wird es immer noch ehrfurchtsvoll als "Austrian Wunderteam" in den nordamerikanischen Zeitungen tituliert. Auch wenn der Begriff einst aus dem Fußballsport stammt.

Doch so wie das Wunderteam der 30er-Jahre Geschichte ist, so ist auch das alpine Powerteam auf dem Weg in die Geschichtsbücher. Statt Neid gibt es immer öfter Mitleid zu hören von der Konkurrenz, die sich Gedanken über den Zustands unseres Teams macht. Gescheite Gedanken, mitleidige oder solche, auf die man gerne verzichten würde. Wie etwa auf die Glückwünsche von Olympiasieger Carlo Janka: "Österreich hat einst so viel für den Schisport geleistet, dass ich Ihnen hier wirklich eine Medaille wünschen würde." Da wird sich die Teamführung aber herzlich bedanken.

Zynismus

Die Stimmung im Team selbst schwankt zwischen Zynismus, Depression und tapferen Durchhalteparolen. In Zynismus erging sich etwa Alpin-Direktor Hans Pum in der Analyse des vierten Olympia-Rennens ohne Medaille für die Herren. "Erst hatten wir kein Glück und dann kam Pech auch noch dazu", zitierte er den einstigen Bayern-Stürmer Jürgen Wegmann. Doch was denkt die Konkurrenz über das zerzaustes Wunderteam? Es ist bemerkenswert, was man da zu hören bekommt und es ist immer wieder ein Satz, der da fällt und mit Respekt zu tun hat. Aksel Svindal: "Zu glauben, dass man zu Olympia kommt und die Medaillen mitnimmt, ist eigentlich respektlos gegenüber allen, die am Start stehen." Ähnlich klingt es bei Ivica Kostelic. "Ihr Österreicher habt so viel gewonnen, dass ihr gar nicht gemerkt habt, wie sich der Schisport entwickelt. Ich glaube nicht, dass Österreichs Team so viel schlechter geworden ist, ganz sicher hat sich der Schisport aber enorm weiter entwickelt. Österreichs Gegner sind stärker geworden und wenn man sich nur mit sich selbst beschäftigt, fällt einem das nicht auf."

Mitleid scheint auch Bode Miller, der dreifache Medaillengewinner, zu verspüren: "Ich kann nicht sagen, dass ich froh bin, dass Schisport in den USA nicht den Stellenwert wie in Österreich besitzt, aber ich kann sagen, dass ich froh bin, nicht den Druck wie eure Burschen zu haben." Und Kjetil Jansrud, Silber-Medaillengewinner im Riesentorlauf, findet die Frage nach den fehlenden österreichischen Erfolgen wie Landsmann Svindal unpassend. "Die Ergebnisse hier als österreichische Misserfolge zu bezeichnen, ist ein Mangel an Respekt. Denn was wir erleben, sind die Erfolge von Läufern, die jahrelang hart gearbeitet haben, um auf dem Niveau der Österreicher zu fahren." 99 Medaillen hat Hans Pum in seiner Tätigkeit als Alpin-Direktor bisher eingefahren. Die nächste Medaille bei den Herren wird auch für ihn die wichtigste. Bleibt die am Samstag im Slalom aus, beenden Österreichs Schi-Herren Olympische Spiele erstmals ohne Medaille. Bisher war Sarajewo 1984 (Bronze durch Jimmy Steiner) der Tiefpunkt.