Görgl und Fischbacher haben im Super-Riesentorlauf schon Saisonsiege eingefahren, zudem setzt mit Jürgen Kriechbaum der eigene Trainer den Kurs. Wie in der Abfahrt heißt die Top-Favoritin freilich wieder Lindsey Vonn. Hinzu kommt deren US-Landsfrau und Olympia-Spezialistin Julia Mancuso. Die Hoffnungen von Österreichs Speed-Damen sind berechtigt. Die anspruchsvolle und seit der Wetterbesserung auch noch sehr schnell und kräfteraubend gewordene Damen-Piste "Franz's" auf dem Whistler Mountain hat den technisch starken ÖSV-Damen schon in der Abfahrt mit den Plätzen drei und vier (Fischbacher) in die Hände gespielt. Im Weltcup podestlos und schwer kritisiert, kamen die Kriechbaum-Girls mit dem rippigen Olympia-Kurs sehr gut zurecht.

Kriechbaum hat auch den letzten Super-G gesetzt, den Vonn nicht gewonnen hat. Allerdings lieferten im Dezember in Val d'Isere auch Österreichs Damen die schwächste Saisonleistung ab. "Aber damals war ich bei weitem noch nicht in der Form, in der ich jetzt bin", sah vor allem Fischbacher dem Super-G auf dem "Heimkurs" hoffnungsfroh entgegen. "Jürgen soll einen normalen, schönen Lauf setzen, wir werden die schnellste Linie finden", versprach die 24-jährige Pongauerin, bei der noch die Wut aus der Abfahrt mitfährt. "Vierte Plätze sind besch..., da setzt man alles dran, dass das nicht noch einmal passiert", versicherte die WM-Dritte, die beim letzten Weltcup vor Olympia den Kombi-Super-G in St. Moritz vor Vonn gewonnen hatte und sich im eigentlichen Super-G dann der Amerikanerin um nur 17/100 hatte geschlagen geben müssen.

Fischbacher: "Das klare Ziel ist eine Medaille"

Ob Abfahrtstriumphatorin und Speed-Queen Vonn am Olympia-Berg zu schlagen sei? "Natürlich! Würde ich das nicht glauben, würde ich nicht an Gold glauben", gab sich Fischbacher forsch ohne sich auf die von der Konkurrenz immer weniger ernst genommenen Schuhrandprellung der US-Weltmeisterin zu beziehen. Fischbacher: "Das klare Ziel ist eine Medaille. Die Farbe sieht man eh, wenn man gefahren ist und alles gut gegangen ist." Görgl feiert am Super-G-Samstag ihren 29. Geburtstag, eine weitere Medaille wäre das schönste Geschenk. "Ich fühle mich in allen Disziplinen gut, hätte auch in der Kombi eine Medaillen-Chance gehabt", sagte die Steirerin, die nur eine von drei Damen ist, die Vonn in diesem Winter schon in Speed-Rennen besiegt haben.

Zu diesem erlesenen Kreis zählt auch Superkombi-Olympiasiegerin Riesch. "Schön, aber davon kann ich mir nichts abschneiden", meinte Görgl. Der Kurs des eigenen Trainers könne natürlich ein Vorteil sein, glaubt auch Görgl, die diesen Winter schon auf kanadischem Boden (Lake Louise) einen Super-G gewonnen hat. Kriechbaum machte kein Geheimnis daraus, dass er für seine Mädchen einen eher technischen und drehenden Kurs ausflaggen wird. "Es heißt ja Super-Riesentorlauf und nicht Super-Abfahrt. Mir gefallen die besser, die näher beim Riesentorlauf sind", versprach der Oberösterreicher einen "Anti-Vonn-Kurs". 40 bis 60 Meter Torabstand sind erlaubt, sein Kurs werde eher bei 50 m Abstand liegen, so Kriechbaum. Ob Super-G-Weltcupsiegerin Vonn ihre langen und schweren Herrenski einsetzen kann, bleibt abzuwarten.

Schmidhofer erstmals dabei

Vierte ÖSV-Starterin neben Fischbacher, Görgl und Anna Fenninger ("Mir lag die Abfahrt überhaupt nicht, umso mehr freue ich mich auf den Super-G") ist Nicole Schmidhofer. Die 20-jährige Steirerin bekam den Vorzug gegenüber Regina Mader, damit auch sie erstmals Olympia-Luft schnuppern kann. "Das wird interessant, das wird lustig. Wenn ich bringe, was ich kann, werden einige über's Ergebnis überrascht sein", gab sich die Lachtalerin frech. Viel Aufmerksamkeit liegt plötzlich auf Mancuso. Mit ihren zwei Silbermedaillen ist die 25-Jährige, die 2006 Olympiasiegerin im Riesentorlauf und 2007 Seriensiegerin im Weltcup war, ehe sie die Materialänderungen sowie eine hartnäckige Rückenverletzung für zwei Jahre zurückwarfen, die Überraschung schlechthin bei den Spielen. "Sie hat gezeigt, dass plötzlich alles geht, wenn man einen starken Kopf hat", meinte ÖSV-Damenchef Herbert Mandl.

Geschichte schreiben kann am Samstag Anja Pärson. Kommt sie auch im Super-G unter die Top-3, wäre sie die erste Skifahrerin mit Olympia-Medaillen in allen fünf Disziplinen. Nur die Schwedin sowie Katja Seizinger (GER), Janica Kostelic (CRO) und der Norweger Kjetil Andre-Aamodt haben bisher in vier Disziplinen Olympia-Edelmetall gewonnen.