Wer es bisher vielleicht nicht wahrhaben wollte, dass Olympia eigene Gesetze hat - die Herren-Abfahrt war wieder einmal ein Parade- beispiel dafür. Nicht die zwei Topfavoriten Didier Cuche und Michael Walchhofer, sondern meine zwei Geheimfavoriten haben zugeschlagen. Didier Defago konnte unbeschwert an den Start gehen, und ihm ist ein lockerer, exzellenter Lauf gelungen. Wer in Kitzbühel und Wengen schon Abfahrten gewonnen hat, der ist auch ein mehr als würdiger Olympiasieger. Aksel Lund Svindal ist ein Spezialist für Großereignisse, wie seine Vorgänger Kjus und Aamodt. Bode Miller hatte ich allerdings eher nicht auf der Rechnung.

Vom österreichischen Quartett ist Mario Scheiber ein solides Rennen gefahren, Klaus Kröll und Hans Grugger waren, wie schon in der gesamten heurige Saison, chancenlos. Woran ist Michael Walchhofer gescheitert? Er wollte viel zu viel, und gerade das darf man nicht tun. Die zweitägige Verschiebung war für ihn nicht optimal, auch für die Kanadier nicht. Man hatte viel Zeit zum Nachdenken und wird sich dabei vielleicht gar zu sicher, dass man eine Medaile gewinnt. Mir ist es bei der Schi-Weltmeisterschaft 2005 in Bormio so ergangen. Am Start war ich überzeugt, Weltmeister zu werden. Dann war ich Vierter mit ein paar Hundertstel Rückstand. Auch bei Didier Cuche, denke ich, hat sich der Kampf um Sieg oder Nieder-lage im Kopf abgespielt. Man muss diese Gedanken beinhart ausblenden und in keiner Phase an eine Medaille denken.

Kernfrage

Was tun vor dem Super-G am Sonntag? Die Stimmung im Team ist, meine ich, nicht so gedrückt wie in der Öffentlichkeit. Dennoch muss ein Ruck durch die Mannschaft gehen, auch bei den Trainern. Wichtig ist: Das Positive aus der Abfahrt mitnehmen, nach vorne schauen und sich rein aufs Schifahren konzentrieren. Ich weiß schon, das ist leichter gesagt als getan. Aber wir haben Läufer mit Potenzial für Medaillen.