Um ehrlich zu sein: Ich war mir vor dem Start in diese Saison selbst nicht ganz sicher, wie es dem österreichischen Team in der Abfahrt ergehen würde. Nach dem Rücktritt von Michael Walchhofer gibt es auf den ersten Blick mit Klaus Kröll ja nur mehr einen Einzigen, der wirklich konstant vorne mitfährt. Aber ich wurde gleich positiv überrascht, auch wenn der Sieg bisher ausgeblieben ist. Denn schon in den Trainings präsentierten sich die Jungen erstaunlich stark, auch in den Rennen war die Mannschaft in einer Breite vorne vertreten, die ich so gar nicht erhofft hätte.

Mich erinnert die Situation jetzt ja ein wenig an die Zeit, in der ich in den Weltcup kam - damals, als ein Strobl, ein Werner Franz, das erste Mal ein bisschen hingeschnuppert haben. Damals war auch Platz im Weltcup und damit eine Chance, die wir genutzt haben. Und Erfolge, auch wenn es nur gute Trainingsergebnisse sind, festigen da gleich einmal. Ich bin fast versucht zu sagen, dass da eine neue Generation, die neuen "jungen Wilden", heranwächst. Es ist auch wichtig, dass frisches Blut nachkommt. Das etwa hat Max Franz angestachelt, der schon einige Jahre auf dem Sprung war, jetzt aber anscheinend wirklich den Anschluss nach oben sukzessive schafft. Und genau darum geht es: um Motivation durch Leistung. Wenn einer gut fährt, denkt sich der Zweite: das kann ich auch. Und so entwickelt sich eine Leistungsspirale.

Dazu kommt: Auch die Arrivierten werden durch die Leistungen der Jungen angestachelt. Nehmen wir Klaus Kröll: Bei ihm habe ich im Super-G in Beaver Creek das letzte Risiko vermisst. Aber ich hoffe, er hat gemerkt, dass es das braucht, um ganz vorne zu sein. Drauf hat er es auf alle Fälle, die Form stimmt. Drauf haben es auch Romed Baumann, der in Gröden schon im Vorjahr überraschte oder Joachim Puchner, dem es hier besser gehen sollte als in Beaver Creek. Gespannt bin ich auf Hannes Reichelt, der sich offensichtlich im Sommertraining das Selbstvertrauen geholt hat, das man braucht, um ganz vorne zu sein. Mein Fazit: Wir werden schneller wieder eine gute Abfahrtsmannschaft haben, als viele dachten.

Fritz Strobl (39), Abfahrts-Olympiasieger 2002, gewann sieben Weltcup-Abfahrten und zwei Weltcup-Super-G.