"Cool war's", sagte Hans Grugger nach seinen allerersten Comeback-Schwüngen. Doch seine Mimik sagte etwas anderes. Es schien ganz so, als würden in diesem von zahlreichen Kameraobjektiven verfolgten Moment tausend Gedanken und noch mehr Emotionen durch seine Gehirnwindungen rattern. Nicht alle dürften positiver Natur gewesen sein. Später, als der Salzburger weitere Fahrten hingelegt hatte, sprach er von der Erkenntnis, dass Schifahren gar nicht so einfach sei. "Es war zu Beginn nicht ganz wie erhofft, aber irgendwie wie erwartet", meinte einer, der sich vor 265 Tagen bei einem Horrorsturz auf der Kitzbüheler Streif u. a. ein lebensbedrohendes Schädelhirntrauma (siehe Chronologie) zugezogen hatte und dessen Rückkehr auf seine so geliebten Brettln nicht zwingend als Wunder, aber zweifelsohne als Glücksfall zu bezeichnen ist.

Eine Rückkehr, die wiederholt von Zweifeln und Ungewissheit begleitet war. Dementsprechend nervös war Grugger, als er am Mittwoch gegen 9.10 Uhr gemeinsam mit Cheftrainer Mathias Berthold und Abfahrtscoach Andreas Evers in die Gondel auf den Rettenbachferner hoch über Sölden stieg. Noch am Montag hatte der 29-Jährige sich zu Hause erstmals seinen Sturz vom 20. Jänner angesehen. Recht emotionslos, wie er meinte: "Es war nicht so schlimm, weil ich gewusst habe, dass es demjenigen, der da so bewegungslos daliegt, wieder ganz gut geht." Teil zwei der mentalen Vorbereitung sei ein abendliches Telefonat mit seiner Ingrid (Rumpfhuber, Lebensgefährtin, Anm.) gewesen, die bis Jahresende ein Auslandssemester im kanadischen Sherebrooke absolviert: "Sie hat mir den Rücken gestärkt."

Sein Körper ließ ihn nicht im Stich

Was nichts daran änderte, dass der Sieger von vier Weltcuprennen mit einem etwas unguten Gefühl die Schier anschnallte: "Ich wusste nicht, was ich zu tun hatte." Weil er Vergleichbares bereits bei seiner Rückkehr auf den Radsattel oder bei diversen Trainingsübungen (Jonglieren, Slacklinen etc.) erlebt hatte, ließ er den Dingen freien Lauf. "Gottlob hat mich mein Körper nicht im Stich gelassen. Das meiste war abgespeichert und mein Gehirn konnte es auch abrufen." Als Grugger wiederholt Richtung Gipfel fuhr und besten Blick auf die Gleittests seiner Kollegen hatte, kam keine besondere Sehnsucht hoch: "Vom Gleiten oder Abfahrtstraining bin ich noch sehr weit weg." Nichts, was ihm dieser Tage Kopfzerbrechen bereite. Er hat gelernt, geduldig zu sein. Wohl oder übel. "Die meisten Entscheidungen übernimmt ohnedies mein Körper. Er sagt, was möglich ist, und wann es genug ist."

Wann und ob er wieder in den Rennzirkus einsteigen wird, blieb offen. Zumindest als Gast will er in diesem Winter aber dabei sein: "Wenn meine Teamkollegen ein Maskottchen brauchen, bin ich bereit."