Vielleicht liegt es an den langen, weißen Haaren des behandelnden Neurologen Leopold Saltuari, die Erinnerungen an Gandalf, den Zauberer aus "Herr der Ringe", wecken. Vielleicht sind es die blauen Augen von Schirennläufer und Unfallopfer Hans Grugger, die weit geöffnet durch den Raum blicken, in dem zwei Dutzend Menschen auf ein bestimmtes Wort warten: "Wunder".

"Kann man von einem Wunder sprechen?", will dann auch gleich einer wissen. Grugger sei schließlich nur knapp dem Tod entronnen, lag mit geöffneter Schädeldecke im Koma und könne nun, nach nur zwei Monaten im Reha-Zentrum Hochzirl, wieder die Krankenanstalt verlassen.

Das sei doch eine Art modernes Wunder? "Wunder gibt es nicht. Zumindest nicht in der Medizin", wiegelt Saltuari ab. "Wenn Sie Wunder suchen, sind Sie bei mir falsch." Gruggers rasche Genesung habe mit der schnellen Erstversorgung nach dem Sturz im ersten Training in Kitzbühel begonnen. An besagtem 20. Jänner sei "durch schnelle Rettung und konsequente Notoperation" der Grundstein gelegt worden.

Fehlende Erinnerung

Der Gerettete selbst erzählt, dieser Tag sei aus seinem Leben verschwunden. "Das Letzte, an das ich mich erinnern kann, passierte vier Tage vor dem Unfall." Den Sturz sah er einmal auf Band. "Öfters noch nicht. Später werde ich mich der Aufarbeitung aber sicherlich stellen." Die nächste Erinnerung sei sein Erwachen in der Klinik Innsbruck, Freundin Ingrid Rumpfhuber neben ihm, und er sich fragte: "Warum bin ich hier? Ich will hier weg!"

An diesem Freitag darf er weg. Bereits vor dem Pressetermin packt er, informiert sich über die Kernreaktoren von Fukushima, über den Biathlon-Weltcup. Dann geht er Richtung Seminarraum und findet dort mit ruhigen Sätzen zur Konzentration, die ihn manchmal im Stich lässt. "Ich merk', wie ich müde werde. Dann muss ich eine Pause einlegen."

Wenngleich es wirke, als sei alles gut und der Patient gesund, sei der Weg zurück noch weit, erklärt Saltuari. "Nach solch einem schweren Schädel-Hirn-Trauma ist man nie mehr derselbe." Grugger klagt über rechtsseitig eingeschränkte Empfindungen, über Probleme im Bewegungsablauf des Beins, insbesondere bei Stress. Beides könnte aber verschwinden, sagt Saltuari.

Was womöglich bleibe, sei eine Veränderung der Persönlichkeit. Insbesondere heißblütige Charaktere - was Grugger "zum Glück nicht ist" (Saltuari) - neigten mitunter in Stresssituationen zu Aussetzern. Der Arzt lobt Grugger als "optimalen Patienten" Grugger selbst sagt, er sei vom Ehrgeiz getrieben, wieder fit zu werden. Schi fahren wolle er sicher wieder. Auch Rennen? "Das kann ich noch nicht sagen."