Die Schi-WM ist Geschichte, die Medaillen sind verteilt. Was war stressiger: Der WM-Slalom oder der Feiermarathon danach?

MARLIES SCHILD: Vor der Entscheidung im Slalom war ich extrem unruhig, das Rennen hat mich locker zwei Kilo an Gewicht gekostet. Aber keine Sorge, die esse ich schon wieder hinauf. Das Danach ist - im positiven Sinn - schlimmer.

KATHRIN ZETTEL: Im Rennen war ich ganz ruhig, der Stress begann erst im Ziel. Ich hatte nur eine Stunde Zeit, um mich frisch zu machen und meinen Servicemann zu besuchen.

Das Leben von euch beiden ist geprägt von Verletzungen und Schmerzen. Habt ihr diese auch im Rennen gespürt?

SCHILD: Nein, auch wenn der Nagel in meinem linken Fuß 30 Zentimeter lang ist, habe ich keinerlei Probleme. Nach der Saison werde ich mit den Ärzten besprechen, ob er heraus muss oder drin bleibt. Ich mache es nur, wenn es unbedingt nötig ist. Es ist ja doch eine Operation unter Vollnarkose.

ZETTEL: Ich werde nach der Saison sechs bis acht Wochen pausieren, um die Muskulatur in meiner linken Körperseite etwas abzubauen. Durch die ungleiche Belastung ist es nämlich zu einer Hüftschiefstellung gekommen. Wenn diese behoben ist, kann ich wieder mit dem Aufbau beginnen.

Was hat euch nach den schweren Verletzungen angetrieben?

SCHILD: Ich wollte dieses Slalom-Gold. Unbedingt. Und das gab mir den Halt in den vielen Trainingsstunden. Dafür habe ich gekämpft und gearbeitet.

ZETTEL: Durch die Verletzung hat sich meine Persönlichkeit enorm entwickelt. Man bekommst einen klaren Blick auf die wirklich wichtigen Dinge.

Bei der Siegerehrung seid ihr andächtig auf dem Podest gestanden und habt bei der Bundeshymne mitgesungen.

SCHILD: Es war unheimlich berührend, weil so viele Leute mitgesungen haben. Da konnte ich gar nicht anders und musste auch mitsingen. Aber nur leise, weil ich nicht singen. Und als ich dann die Medaille umgehängt bekam, war mein größter Traum auf einmal wahr.

Kathrin, wie war's bei Ihnen?

ZETTEL: Bei mir war es ähnlich. Vor drei Wochen wollte ich noch alles hinschmeißen und aufhören. Die vielen gesundheitlichen Rückschläge sind an die Substanz gegangen und die Erfolge sind ausgeblieben. Einzig mein Mentalbetreuer Valentin Hobel hat mich vom Rücktritt abgehalten. Er hat mir erklärt, dass mein Formaufbau ganz auf die WM abgestimmt ist. Er hatte recht.

Apropos Mentalbetreuer. Könntet ihr beide auch ohne einen auskommen?

SCHILD: Ich nicht, Thomas Wörz ist zu wichtig für meinen Kopf. Wenn du im Kopf nicht stark bist, kannst du kein Rennen gewinnen. Und von einer WM will ich erst gar nicht reden.

ZETTEL: Ich will auf Hobel nicht verzichten, weil wir in unserer Zusammenarbeit viel richtig gemacht haben. Wenn du konstant ganz vorne sein willst, brauchst du so jemanden.

Wie schaut die sportliche Zukunft aus?

SCHILD (nach langem Nachdenken): Jetzt wird zuerst einmal gefeiert, dann geht's um die Slalom-Weltcupkugel. Weiter denke ich sportlich nicht. Selbst die WM 2013 in Schladming ist für mich zu weit weg. Aber sobald ich das Gefühl habe, dass etwas anderes in meinem Leben wichtiger wird, lasse ich den Schisport sein.

ZETTEL: Ich würde gerne wieder in den Speedbereich einsteigen. Wenn ich so zielstrebig und ehrgeizig bleibe, klappt es ja vielleicht dort mit Gold. Aufhören ist jedenfalls kein Thema mehr. Im Gegenteil. Jetzt geht es erst so richtig los.