Es waren Österreichs Damen, die bisher mit viermal Gold glänzten. Die Herren warten wie in Val d'Isère vor dem Slalom noch auf einen Titel. Damals haben sie gewonnen. Erhöht es auch diesmal den Druck?

MANFRED PRANGER: Überhaupt nicht. Nach den bisherigen Saisonleistungen darf ich mich nicht zum engsten Favoritenkreis zählen, wenngleich eine Medaille klarerweise das große Ziel ist. Den einzigen Druck, den ich verspüre, mache ich mir selbst. Und in erster Linie möchte ich alle Nebengeräusche ausblenden und mich ausschließlich auf zwei optimale Läufe fokussieren. Das Rennen beginnt ja für alle bei null.

Die Vorbereitung ist nicht problemlos verlaufen?

PRANGER: Nach Schladming, als ich ohne große Fehler hinterhergefahren bin, war ich schon sehr verunsichert. Ich habe in der Folge unermüdlich an der Abstimmung getüftelt und letztlich zu viel trainiert. In der Vorwoche hat mein Rücken wieder einmal ordentlich rebelliert und ich musste ein paar Tage w.o. geben. Aber mithilfe der Ärzte und Physiotherapeuten bin ich wieder schmerzfrei - und auch guter Dinge.

Die Rücken- bzw. Bandscheibenproblematik wird zum Dauerthema, nicht nur bei Ihnen.

PRANGER: Nach meiner Bandscheibenoperation vor zwei Jahren bin ich anfälliger. Aber generell ist das heutige Material zu aggressiv, der Druck in den Kurven zu groß. Es macht zwar extrem viel Spaß mit diesen Extremcarvern zu fahren, aber das Maß für Knochen und Bänder ist längst überschritten. Es ist höchste Zeit, dass die zuständigen Herren reagieren. Auch wenn es mich nicht mehr so betreffen wird: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein junger Weltcupläufer mit dem jetzigen Material ohne Spätfolgen über die Runden kommt.

Zu einem anderen Thema. Ihre Heimat Gschnitz wird am Renn-Sonntag nahezu menschenleer sein - alle kommen nach Garmisch, oder?

PRANGER (lacht): Es ist ja für uns beinahe eine Heim-WM. Ich bin mit dem Auto genau eine Stunde hergefahren. Mir taugt es, dass so viele kommen. Ich kann jede Unterstützung gebrauchen.

Auch Ihre Familie kommt geschlossen auf den Gudiberg?

PRANGER: Das ist das Wichtigste. Ich weiß nicht, warum, aber ich bin ein anderer Mensch, wenn sie (Gattin Karin, Kinder Laura 4 Jahre, Mario 2, Anm.) da sind. Sie geben mir jedenfalls eine zusätzliche Lockerheit.

Haben Sie sich Ihre Gold-Fahrt von 2009 zuletzt öfters angesehen?

PRANGER: Nein, dafür hat die Zeit gefehlt. Und um ehrlich zu sein: Ich brauche kein Video, um mich in die Situation und die Läufe von damals zu versetzen. Es ist alles noch präsent, aber es ist Vergangenheit.