Es war bezeichnend. Cheftrainer Mathias Berthold meinte: "Ich hoffe, dass es diesmal anders ist. Dass es nicht schlimmer ist als angenommen." Er meinte Benjamin Raich, den es im Erstrundenduell des Teambewerbs gegen den Kroaten Natko Zrncic-Dim erst von der Piste ausgehoben und dann auf sein linkes Knie gedrückt hatte. Die Hoffnung wurde enttäuscht. Und könnten Blumen hören, sie hätten wohl unversehens ihre Köpfe hängen lassen. So wie die soeben versilberte ÖSV-Mannschaft. Als unmittelbar nach der "Flower Ceremony" die schmerzhafte Kunde der Diagnose von Raichs Verletzung aus Innsbruck die Runde machte, wich das teaminterne Hochgefühl einer kollektiven Nachdenklichkeit.

Denn Raich fällt nicht nur für das WM-Finish, sondern für den Rest des Winters aus. Die bittere Diagnose: Riss des linken Kreuzbandes, Knorpelabbruch des äußeren Schienbeinkopfes und Teileinriss des äußeren Meniskus. Noch in den Nachmittagsstunden nahm das Chirurgen-Duo Karl Golser und Gernot Sperner den notwendigen operativen Eingriff im Sanatorium Kettenbrücke vor.

Ein Eingriff, der ohne Komplikationen verlief und in dem das vordere Kreuzband durch ein körpereigenes Sehnentransplantat ersetzt und der eingerissene Außenmeniskus arthroskopisch genäht wurde. Eine Knorpelbohrung war aufgrund des nur marginalen Knorpelabrisses nicht erforderlich. "Benni ist bereits wach und wird morgen schon mit der Therapie beginnen", meinten die Ärzte unisono.

Vier Wochen wird der zweifache Olympiasieger und dreifache Weltmeister, dem eine Schiene angelegt wird, auf Krücken unterwegs sein, ehe er wieder mit lockerem Aufbauprogramm beginnen darf. Und weil sein linkes Knie "geradezu jugendlich" ist, wie Golser meinte, sollte es spätestens in sechs Monaten wieder voll belastbar sein. Ein Karriereende sei aufgrund der Verletzung "nicht wahrscheinlich".

Material-Diskussion

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel erneuerte in diesem Zusammenhang seine Kritik am Internationalen Verband. "Benni kommt zurück, ich hab' mit ihm geredet. Aber sicher nicht mit diesem Material. Jetzt muss endlich etwas geschehen. Und zwar sofort", polterte er im "Tirol-Berg".

Benni Raich polterte nicht. "Unser Team wurde in letzter Zeit ganz schön geplagt, aber es muss irgendwie weitergehen", sagte der bald 33-Jährige und wollte die Relationen gerade gerückt wissen: "Natürlich ist es eine schwere Verletzung, aber wenn ich den Hans (Grugger, Anm.) sehe, dann ist das wieder relativ harmlos."