Sie strahlen über das ganze Gesicht. Haben Sie die Goldene im Super-G auch innerlich schon verarbeitet?

Elisabeth Görgl: Noch hatte ich nicht wirklich viel Zeit, mich damit zu befassen. Es folgte Termin auf Termin, Interview auf Interview. Und dann hat mich auch noch mein Freund überrascht.

Ihr Freund hat Sie überrascht?

Elisabeth Görgl: Manuel hat mich am frühen Nachmittag nach dem Rennen angerufen. Ich dachte, er will mir gratulieren. Dabei sagte er nur, dass er in fünf Minuten bei mir sein wird. Dann sind wir eine Stunde im Wald spazieren gegangen. Aber weitere Fragen zu meinem Privatleben sind sinnlos, weil ich sie nicht beantworten werde.

Bei der Siegerehrung wirkten Sie sehr bewegt, drehten sich bei der Bundeshymne zur österreichischen Fahne um. Kann man diese Gefühle beschreiben?

Elisabeth Görgl: Es hat im Bauch gekribbelt, bevor mein Name aufgerufen wurde. Gefühlsmäßig bin ich dann auf dem Podest auf drei Meter Größe angewachsen. Und zur Fahne habe ich mich umgedreht, weil mir ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel gesagt hat, dass das ein gutes Bild macht.

Sie haben bei der Siegerehrung noch einmal die WM-Hymne gesungen. Ist es nicht komisch, wenn man sich selbst ein Ständchen bringt?

Elisabeth Görgl: Das ist sogar total schräg. Ich bin sicher die einzige Weltmeisterin bisher, die für sich selbst gesungen hat.

Jetzt sind Sie Weltmeisterin. Glauben Sie, dass diese Goldmedaille Ihr Leben verändern wird?

Elisabeth Görgl: Ganz massiv sogar. Jetzt kann ich nämlich in Zukunft bei allen Großereignissen ruhig und gelassen bleiben und muss nicht mehr mit aller Gewalt etwas erreichen.

In der Vergangenheit sind Sie sich oft selbst im Weg gestanden. Können Sie den Wandel von der "alten" zur "neuen" Elisabeth Görgl erklären?

Elisabeth Görgl: Der ist untrennbar mit Helmut Zangerl verbunden. Er ist mein Mentalbetreuer und Manager. Dank seiner konsequenten Arbeit mit mir bin ich heute genau dort, wo ich mich selbst sehen möchte.

Sie arbeiten schon viele Jahre zusammen, richtig?

Elisabeth Görgl: Ja, er war es, der immer an mich geglaubt und mir gezeigt hat, dass man immer nur Schritt für Schritt gehen kann und ruhig bleiben muss, wenn nicht gleich alles auf Anhieb klappt. Heute habe ich die nötige innere Ruhe, um diesen Weg konsequent zu gehen.

Wie weit führt Sie der Weg?

Elisabeth Görgl: Ich bin noch nicht am Ende. Mein großes Ziel ist Olympia-Gold. Als fahre ich auch noch bis Sotschi 2014.

Fährt Ihr Dickschädel, der Sie oft zu ehrgeizig werden ließ, mit?

Elisabeth Görgl (lacht): Mein Dickschädel hat mich oft dazu gezwungen, der eigenen Erwartungshaltung hinterher zu fahren. Er wird mich auch in Zukunft begleiten, weil ich ihn brauche, um mein Ding durchzuziehen.

Ihnen stehen bei der WM noch einige Aufgaben bevor. Fallen die Aufgaben nun leichter?

Elisabeth Görgl (strahlt): Ja, denn dieses Hochgefühl lässt einen schweben. Ich freue mich schon auf die Abfahrt am Sonntag.

Sie wollen noch einige Jahre fahren, dazu singen Sie auch sehr gut. Wäre die Musik eine zweite Karriere für Sie?

Elisabeth Görgl: Vielleicht kommen da ja noch ein paar Projekte.