Benjamin Raich hat Handschlagqualität. Selbst dann, wenn Österreichs Ausnahmeschifahrer rund um seinen rechten Daumen einen Tapeverband trägt, ein Andenken aus Hinterstoder. "Nichts Schlimmes", versichert der 32-Jährige und schüttelt trotz Schidaumen höflich reihenweise Hände. Der dreifache Weltmeister und neunfache WM-Medaillengewinner tut dies vorsichtig, aber immerhin. Und er plauderte natürlich.

Vor sechs Jahren in Bormio haben Sie mit Super-G-Bronze eine regelrechte Medaillenflut eingeläutet - Sie sind Sie mit zweimal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze heimgereist.

BENJAMIN RAICH: Natürlich wäre es schön, wenn ich heute im Super-G Ähnliches erreichen könnte. Ich habe zuletzt in Hinterstoder gezeigt, dass die Form stimmt und alles möglich ist. Ich starte äußerst zuversichtlich in diese WM und versuche bei allen Starts nach einer Medaille zu greifen. Alles andere zählt ja auch nicht.

Sie haben 35 Weltcup-Erfolge gefeiert, der letzte ist 14 Monate her. Gab es zuletzt Phasen, in denen Sie sich bei dem Streben nach dem Sieg verkrampft haben? Letztlich will man ja nicht Zweiter oder Dritter werden, sondern gewinnen . . .

RAICH: So ist es. Aber als Spitzensportler muss einem klar sein, dass es einmal zwei oder drei Jahre dauern kann. Heuer läuft es halt noch zäh. Ich fühle mich seit Saisonbeginn gut in Form, aber irgendwas ist immer dazwischengekommen. Was ich in den letzten Jahren an Glück gehabt habe, hatte ich diesen Winter Pech.

Wie wichtig war Pause nach Schladming?

RAICH: Ich habe mich vor Kitzbühel topfit gefühlt, dann hat mich ein grippaler Infekt erwischt und ich habe gemerkt, dass nicht mehr viel geht. Die Frische war nicht mehr da. So gesehen war es die absolut richtige Entscheidung.

Was hat sich seit ihrer ersten WM 1999 in Vail verändert?

RAICH: Ich habe kürzlich einen Beitrag auf Sport plus gesehen. Lustig, wie die Gesichter der Fahrer oder Journalisten älter geworden sind. Die größte Entwicklung hat sich auf dem Materialsektor vollzogen. Damals bin ich im Slalom 1,93-m-Schi gefahren, jetzt 1,65 m. Und: Obwohl in der Abfahrt schlechte Sicht war, gab es keine Markierungen. Das hat sich mit der Lebensmittelfarbe verbessert.

Stichwort Sicherheit. Ihre Forderung nach weniger breiten Schi ist nach wie vor aktuell.

RAICH: Ich habe schon vor vier, fünf Jahren gesagt, dass wir wieder längere und schmälere Schi fahren sollten. Noch einmal zur Erklärung: Auf einem breiten Schi ist die Kante weiter vom Mittelpunkt entfernt, die Hebelwirkung ist größer, die Kräfte auch, das ist logisch. Aber es wird ja jetzt fleißig geforscht. Vielleicht kommt die FIS ja auch zu diesem Ergebnis und kann dann reagieren. Uns Athleten glauben sie ja nicht.