Knusprig. Auch wenn Sie die Geschichte von der ruhigen Weihnachtszeit und dem Rodeo von Bormio schon oft gehört haben: Sie stimmt. Knusprig ist für einen Abfahrer nach Weihnachten in erster Linie die Stelvio – heuer ganz besonders. Der Servicemann von Klaus Kröll, der gestern im Abschlusstraining alle anderen förmlich deklassiert hat, hat mir erzählt, dass der ganze Tross die Kanten an den Schi nachgefeilt hat, damit alle die Piste bei der Besichtigung herunterkommen.

Deswegen: Knusprig. So sagt man in der Rennfahrersprache und meint damit weder Keks noch Braten, sondern die brutal eisige, schlagige Piste in Bormio. Und doch war die Stelvio lange eine Österreicher-Piste, zählte auch zu meinen Lieblingsabfahrten, obwohl mir hier viel passiert ist: Zum Beispiel löste sich einmal nach dem ersten Sprung der Belag beider Schi, ein anderes Mal brachen beide Bindungsplatten.

Vorteil

Aber, wir Österreicher wussten: Wir haben einen technischen Vorteil gegenüber allen anderen. Und Bormio ist die erste Saisonabfahrt, wo es vom Start weg richtig zur Sache geht, wo Technik, Mut und Kraft gefragt ist. Uns allen war klar: Wenn du halbwegs normal runterkommst, bist du vorne dabei. Interessant ist, dass du nach dem ersten Trainingslauf oft das Gefühl hattest, dass die Strecke mehr mit dir gefahren ist, als dass du sie unterKontrolle hast. Es ist ein Kampf von oben bis unten. Gegen das Eis, die Schläge, den Berg, die Müdigkeit. Und dann schaust du auf die Zeit und siehst: Bestzeit.

Heuer scheint es so, als ob es den Österreichern auch wieder so geht. Sie sind Anfang 2010 oft unter Wert geschlagen worden. In der neuen Saison läuft es wieder – und ich lasse mich daher sogar zu einem Tipp hinreißen: Klaus Kröll, der als einer der wenigen eine neue Bindung fährt, hat sein Selbstvertrauen wieder gefunden. Für mich ist der Klaus heute reif für den Sieg – wenn er so locker bleibt wie im Training.