Das Comeback von Schirennläufer Daniel Albrecht nimmt - endlich - konkrete Formen an. 22 Monate nach seinem schweren Koma-Sturz vom Jänner 2009 in Kitzbühel ticken für den Schweizer diese Woche beim Abfahrtstraining in Lake Louise endlich wieder wettkampfmäßig die Stoppuhren. Kommt der 27-Jährige in den drei Trainingsfahrten gut zurecht, ist am Wochenende sogar der erste Rennstart vorstellbar.

Schon im vergangenen Winter hatte man vermutet, dass Albrecht aufgrund der guten gesundheitlichen Fortschritte ein Comeback geben werde. Aber der Rennläufer und sein kluges Umfeld hatten stets gebremst. Hatte der Kombi-Weltmeister von 2007 nach dem Horror-Sturz am 22. Jänner 2009 beim missglückten Zielsprung der Kitz-Abfahrt doch ein Schädel-Hirn-Trauma, Gehirnblutungen und eine Lungenquetschung erlitten und war fast drei Wochen im Koma gelegen.

Albrecht hatte vergangenen März zwar beim Weltcup-Finale in Garmisch-Partenkirchen den Riesentorlauf-Vorläufer gegeben, seinen rennmäßigen Start vor einem Monat in Sölden aber wegen einer Knieverletzung wieder abgesagt. Der Walliser war von seinem Comeback als Schirennfahrer stets zu "100 Prozent überzeugt" gewesen. In Lake Louise präsentierte er sich mit 93 Kilogramm Kampfgewicht sogar schwerer als zu seiner besten Zeit. Er freue sich schon auf das erste Training am Mittwoch, versicherte der Schweizer.

WM im Visier

Albrecht will im kommenden Winter vor allem bei den Titelkämpfen in Garmisch unbedingt wieder als Rennläufer am Start stehen. Vom Training des dreifachen Junioren-Weltmeisters von 2003 hört man einerseits nach wie vor von Anpassungsproblemen, andererseits soll Albrecht im schwierigen Gelände sogar Weltcupsieger und Landsmann Carlo Janka "versägt" haben.

Mit Kitzbühel hat Albrecht nicht das geringste Problem, er hat die Strecke sogar bereits wieder besucht. "Niemand zwingt mich, dort hinunter zu fahren. Ich trage ganz alleine die Verantwortung dafür", gab sich der Sieger von vier Weltcuprennen abgeklärt. Die Abfahrt als mögliche Comeback-Disziplin wählte er deshalb, weil er sich dort über die Trainings an das Wettkampfniveau herantasten könne, erklärte der Sportler.

Nach dem mehrtägigen Training im auf dem Weg nach Lake Louise liegenden Nakiska wurde aber auch Albrecht am Dienstag zur Untätigkeit verdammt. Erwartete 34 Grad minus zwangen die Rennläufer zum bevorzugten Aufenthalt im Hotel, was im monumentalen Chateau Lake Louise mit Blick auf den prächtigen Luisen-See nicht schwerfiel.

Die Extrem-Temperaturen, die wegen akuter Erfrierungsgefahren ein Rennen bzw. Training eigentlich unmöglich machen würden, kehren dem kanadischen Natur-Paradies aber bald wieder den Rücken. Am Wochenende, wenn mit Abfahrt (Samstag) und Super-G (Sonntag) der Speed-Auftakt der Herren erfolgt, sollen sie schon wieder auf angenehme minus 5 Grad geklettert sein.