In den vergangenen 22 Monaten saß Ihnen der Verletzungsteufel permanent im Nacken. Sind Sie 17 Tage vor dem Auftakt der alpinen Weltcup-Saison 2010/2011 fit?

NIKI HOSP: Ein klares Ja wäre genau so wenig richtig wie ein Nein. Es zwickt und zwackt manchmal schon noch. Was aber bei einem Kreuzbandriss im rechten Knie, einem Kreuzbandeinriss im linken Knie, einem gerissenen Seitenband links und einem Schienbeinkopfbruch kein Wunder ist.

Aufgrund all der Verletzungen mussten Sie fünf Monate pausieren. Starten Sie nun einen Neubeginn oder sehen Sie es als Comeback?

HOSP (erstaunt): Wieso Neubeginn? Ich stand zwar noch nie so lange nicht auf Schiern, trotzdem ist es für mich ein normales Weitermachen. Erzwungene Pausen wird es immer geben.

Apropos erzwungene Pausen. Die Anzahl der verletzten Läuferinnen ist in den vergangenen Saisonen stetig gestiegen. Wird es auch heuer so sein?

HOSP: Es würde mich sehr überraschen, wenn es nicht so wäre. Dem Internationalen Schiverband (FIS) ist das aber scheinbar egal. Von dem hört man nur blöde Ausreden, warum er nicht tun kann.

Welche?

HOSP: Die FIS sagt uns, sie kann heuer nichts mehr machen, weil der FIS-Kongress schon vorbei ist und der Änderungen absegnen muss. Dabei passierten die Verletzungen schon vergangen Winter, also weit vor dem FIS-Kongress im heurigen Frühjahr. Auch wenn noch weitere 25 Damen und Herren im Krankenhaus landen oder Monate ausfallen, wird sich nichts ändern.

Hat die FIS bisher wirklich nichts getan?

HOSP: Sie leitete ein Testprojekt ein, bei dem in dieser Saison Ex-Rennläufer als Vorläufer bei Bewerben starten oder auf Rennpisten fahren sollen und schauen, welche Auswirkungen Taillierung, Standhöhe usw. auf den Körper haben. Dazu appellierte sie an die Kurssetzer, die Geschwindigkeiten zu reduzieren.

Könnte nicht ein Streik der Läuferinnen die FIS zum Handeln zwingen?

HOSP: Könnte schon, aber es wären sicher nicht alle Stars dabei. Eine Vonn oder Riesch würden nicht mittun, da sie zwei grandiose Winter hinter sich haben. Und ein Streik ohne die Allerbesten wäre nicht einmal ein Sturm im Wasserglas.

Heißt das, die ganze Verantwortung liegt wieder bei den Läuferinnen und Läufern?

HOSP: Ja, wie immer. Ich rechne nicht mit einer Verletzung und denke nicht daran, weil es nichts bringt. Wir können nur fahren.

Sie sind in den vergangenen Monaten viel allein gefahren, oder?

HOSP: Ja, den ich musste den Rückstand auf den Rest der Truppe aufholen. Im Frühsommer arbeitete ich viel allein und absolvierte das gesamte Kursprogramm mit dem Team. Dabei mutete ich meinen Beinen wohl zu viel zu, konnte zuletzt nur ein Schonprogramm machen.

Beim Weltcup-Auftakt in Sölden am 23. Oktober in Sölden stehen Sie beim Riesentorlauf aber am Start?

HOSP: Natürlich bin ich dabei. Aber ganz ohne Erwartungen, da ich erst mit einer Nummer jenseits der 30 fahren kann. Mein Ziel im RTL heißt ganz klar - punkten, punkten, punkten, um wieder eine bessere Startnummer zu haben.

Gilt das auch für den Slalom?

HOSP: Nein, da bin ich noch unter den Top 15.

Wo sehen Sie sich am Ende der Weltcup-Saison?

HOSP: In den technischen Disziplinen unter den Top sieben. Dazu wären ein paar Podestplätze schön. Vor allem bei der WM in Garmisch.

Um sich leichter den Hausbau mit ihrem Lebenspartner Roland finanzieren zu können?

HOSP (lacht): Das geht auch so. Die Planung ist erledigt, nun werden die Angebote eingeholt. Im Frühjahr beginnen wir in Bichlbach mit dem Bauen.