Alfred Hitchcock hätte das finale Duell um Slalom-Kristall zwischen Marcel Hirscher und Felix Neureuther nicht spannender inszenieren können. Denn nach dem ersten Durchgang in Lenzerheide trennten die beiden Hauptdarsteller lediglich sechs Hundertstelsekunden - und fünf Punkte im Weltcup. Am Ende waren es 15 Punkte, die den Unterschied ausmachten. Zugunsten von Hirscher. Mit seinem Sieg im letzten Saison-Slalom in Lenzerheide vor Felix Neureuther (+0,76 Sekunden) und Mario Matt (+01,08) machte der frischgebackene Triple-Gesamtweltcupsieger das Happy End in Rot-Weiß-Rot perfekt. Ein Happy End, das für hitzige Diskussionen sorgte.

Aufregung um Kurssetzung

Grund war die Kurssetzung im ersten Durchgang, für die ausgerechnet Hirscher-Trainer Michael Pircher verantwortlich und über die Felix Neureuther (mit Nummer drei am Start) fuchsteufelswild war: "Es ist Wahnsinn. Das ist eine bodenlose Frechheit. Bei einer schlechten Piste ist so eine Kurssetzung ein extremer Vorteil für die Nummer eins (Anm. Marcel Hirscher). Da geht es nicht um mich, das ist einfach sehr, sehr schade für unseren Sport. Gratuliere ÖSV, das habt's gut hingekriegt!" Rückendeckung bekam Neureuther von dem scheidenden FIS-Chef-Renndirektor Günter Hujara: "Wenn die Leute nicht mehr verstehen, um was es geht, dann ist das nicht produktiv. So machen wir uns lächerlich."

Es dauerte nicht lange bis der verbale Schneeball retour flog. Zuerst von "Verursacher" Pircher persönlich: "Keiner hat was gesagt. Nachher ist gescheit reden einfach." Dann von ÖSV-Sportdirektor Hans Pum: "Auf diesem hohen Niveau kann man setzen wie man will, da fahren die Besten der Welt."

Sechste Kristall-Kugel für Hirscher

Der Beste der Welt war am Ende des Tages: Marcel Hirscher. Wieder einmal. Für den 25-jährigen war es der 23. Weltcup-Sieg seiner Karriere, der 13. im Slalom. Und der Salzburger hält nun bei sechs Kristallkugel-Gewinnen, drei im Gesamt-Weltcup, zwei im Slalom und einer im Riesentorlauf. Die zweite RTL-Kristallkugel hat Hirscher am Samstag haarscharf verpasst. Da ihn einer um eine Hundertsel vom dritten Platz verdrängt hat: Felix Neureuther.

Schlussendlich zeigte sich der Deutsche aber als fairer Verlierer. Eine Umarmung der beiden Kontrahenten als Zeichen, dass die Ski-Welt wieder in Ordnung war: "Marcel war heute der verdiente Sieger, er ist im zweiten Durchgang sehr stark gefahren, er ist der beste Slalomfahrer der Welt." Und was meint der Abräumer der Saison zu seinem Triumpf? "Mit der kleinen Kugel hat sich ein großer Wunsch erfüllt, es ist perfekt."