Sie haben sich am 20. Dezember 2012 beim Training in Åre einen Riss des inneren Seitenbandes im rechten Knie zugezogen, dann kamen enorme Probleme mit dem Rücken dazu. Sind die Verletzungen jetzt ausgeheilt?

Marlies Schild: Ja und nein. Das Knie macht mir keine Sorgen mehr. Mein Rücken immer wieder. Aber es sind derzeit nicht so große Probleme, dass ich nicht Ski fahren könnte. Ohne Therapien wird es bei mir aber nie mehr gehen. Jetzt bin ich gerade wieder auf dem Weg nach Innsbruck zu Massagen und Übungen.

Das heißt, Sie können auch wieder voll auf Schnee trainieren?

Schild: Naja, ganz so ist es nicht. Gerade beim Skifahren muss ich schon sehr haushalten. Ich darf nicht so viel beim Slalomtraining machen, wie ich gerne möchte. Die Zeit, wo ich vier, fünf Tage voll trainieren konnte, sind vorbei. Jetzt stehe ich zwei, drei Tage auf den Skiern, dann verlangt der Körper eine Pause.

Ihr letztes Rennen, abgesehen von Ihrem kurzen WM-Auftritt, ist schon sehr lange her. Aber nachdem Sie ja schon so viele Torläufe in den Beinen haben, wird sich die Nervosität vor dem Auftritt in Levi wohl in Grenzen halten?

Schild (lacht): Schön wäre es, wenn sich das Lampenfieber irgendwann einmal legen würde. Leider ist das nicht so. Ich bin noch immer vor jedem Lauf gleich aufgeregt wie in meinen Jugendzeiten. Es ist aber auch gut so, denn ganz ohne Bauchkribbeln könnte nie eine Rennspannung aufkommen. Bei der WM in Schladming war es zum Beispiel so, dass nie die nötige Anspannung aufgekommen ist. Das war eine eigenartige Situation.

Die Anspannung wird in Levi sicher nicht das Problem sein. Aber wohl die eigenen Erwartungen?

Schild (seufzt): Das ist richtig. Die schwierigste Aufgabe wird nicht der Slalom sein, sondern der Druck, den ich mir - normalerweise - selbst auferlege. Auf mich wartet ein hartes Stück Arbeit, die darin mündet, mir selbst die Chance zu geben, einfach nur Ski zu fahren. Natürlich fahre ich voll, aber ich muss es halt sehr kontrolliert tun. Zumindest viel kontrollierter als in der Vergangenheit.

Im Training, so hört man, ist es Ihnen recht gut gegangen und Sie gehörten schon wieder zu den Schnellsten.

Schild: Sagen wir einmal so: Ich bin einige schnelle Läufe gefahren. Das Vertrauen in mich kommt langsam wieder. Wie wir aber alle wissen, sind Training und Rennen zwei Paar Schuhe.

Obwohl Sie es vielleicht schon nicht mehr werden hören können, wird der Rekord von Vreni Schneider (34 Slalom-Weltcup-Siege, Anm.) natürlich wieder zum Thema. Ein Sieg fehlt noch auf die Schweizerin.

Schild: Es stimmt, ich kann die Frage wirklich schon nicht mehr hören. Aber natürlich muss ich mich der Frage stellen. Und es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass der Rekord kein Ziel von mir wäre. Nur für Levi ist das sicher noch kein Thema.

Ein Thema muss aber die neue Führungscrew im ÖSV-Damenteam sein. Mit Jürgen Kriechbaum gibt es einen neuen Chef, Ihr langjähriger Coach Stefan Bürgler ist Damen-Technik-Trainer.

Schild: Ich hatte auch mit der alten Truppe keine Probleme. Die Arbeit mit den Neuen passt gut, es wird mehr individuell gearbeitet, was ich sehr begrüße. Dazu kann man gut miteinander reden.

Können Sie das auch, wie in einem Fernseh-Werbespot zu sehen, mit Ihrem Freund Benni Raich?

Schild: Soferne wir zusammen sind, ja. Aber das wird sich in der nächsten Zeit wieder ändern. Jetzt ist er gerade in Schweden.

Wenn Sie zu Hause sind, gibt es dann auch die Hausfrau Marlies Schild?

Schild: Bis zu einem gewissen Punkt, ja. Nur auf eines bin ich jetzt draufgekommen - es macht extrem wenig Sinn, vor einer längeren Abwesenheit mit dem Staubsauger durch die Wohnung zu düsen.