Letztlich war es ihm doch zu viel. Daniel Albrecht, der große Kämpfer, dessen Motto "Never give up - gib niemals auf" war, verabschiedet sich als Aktiver vom Skirennsport. Er finde, sagte er auf einer Pressekonferenz in Zürich, nicht mehr die Energie, um sich dorthin zurückzukämpfen, wo er vor dem 22. Jänner 2009 war: an der Spitze. Vor jenem Training in Kitzbühel, das alles änderte. Nach dem Zielsprung hatte der Schweizer in der Luft Rückenlage bekommen, war auf Kopf und Rücken gelandet - und schwer verletzt. Die Ski-Welt zitterte um den damals 25-Jährigen, der auf dem besten Weg war, in diesem Jahr ein gewichtiges Wort um den Gesamtweltcup mitzureden. "Es war das erklärte Ziel von ihm", erzählt sein damaliger Trainer, Sepp Brunner. Der Steirer spricht nur in höchsten Tönen von seinem ehemaligen Schützling, immer wieder fällt das Wort "Kämpfer".

Nach 21 Tagen im Koma war aber nichts mehr wie zuvor. Albrecht aber beschloss, zu kämpfen. Um die Rückkehr unter die Besten. Und tatsächlich schaffte er es, wieder in den Weltcup zu kommen. "Manchmal dachte ich wirklich, er kommt so zurück wie vor dem Unfall. Aber irgendwann war klar, dass er gewisse Feinheiten, das Gespür für Schnee und Material, verloren hatte", sagt Brunner.

Trotzdem: Gleich bei der Rückkehr in den Weltcup am 5. Dezember 2010 fährt er in die Punkte, wird 21. Aber ganz nach oben, das gelang nicht mehr. Im Gegenteil: Im November 2012 stürzt er neuerlich schwer, diesmal in Lake Louise, zerstört sich das Knie. Und 1718 Tage nach dem verhängnisvollen Kitzbühel-Training sagt der nun 30-Jährige, der im Sommer aus allen Schweizer Kadern gestrichen worden war: "Das war dann zu viel. Ich habe die Energie nicht mehr gefunden."

Aber Albrecht, seit November des Vorjahres verheiratet, geht ohne Groll. "Das Comeback", sagt er, "war eine gute Therapie. Ich bin glücklich. Glücklicher, als wenn ich es nicht versucht hätte." Und, er ergänzt: "Ich kann als gesunder Mensch aufhören. Und das ist nach diesen schweren Verletzungen wertvoller als alle Medaillen." Albrecht wird in Sölden fehlen - wie vielleicht auch Hannes Reichelt, der Rückenprobleme hat.