Der letzte Super-G vor der WM ist sowieso wichtig, noch dazu, wenn er so schwer ist wie der in Kitzbühel. Diesmal war er vom Lauf her relativ flüssig und schnell gesteckt, da hätte ich unsere Abfahrer schon auf der Liste gehabt. Umso mehr freut es mich, dass ein junger, frecher Kärntner mitten in die Weltspitze gekracht und um den Sieg mitgefahren ist. Die Erwartungshaltungen waren aber nach den Abfahrtstrainings hoch, weil sich alle gleich mehr erwartet haben. Da kann es gut sein, dass sich einige selbst zu viel Druck aufgelegt haben.

Die Super-G-Aufstellung für die Ski-WM ist jetzt von den Ergebnissen her keine einfache Sache - bis auf Matthias Mayer ist alles sehr eng beisammen. Weil mir aber ehrlich gesagt die Form von Joachim Puchner im Moment nicht gefällt, würde ich neben Mayer wohl mit Hannes Reichelt, Klaus Kröll und Georg Streitberger ins Rennen gehen. Wer keine Chance auf eine Nominierung hat, ist Benni Raich. Es läuft bei ihm derzeit einfach nicht rund, da hilft auch das Jubiläum des 400. Weltcuprennens nicht das Geringste. Das Schlimme aus seiner Sicht ist wohl, dass er selbst nicht weiß, was im Moment das Beste ist. Ich weiß aber, dass Benni ein Beißer ist. Und auch, wenn es einfacher klingt, als es ist: Benni muss alles abhaken und in seinen Disziplinen locker fahren, sozusagen die "Reset-Taste" drücken. Er weiß in seinem Alter, was er kann. Er muss nichts beweisen. Und er muss sich wohl eingestehen, dass in seinem Fall das Experiment, als Techniker auch in der Abfahrt nach Ruhm und Glorie zu suchen, nicht wirklich gelungen ist. Klar ist: Egal, ob man viel oder wenig Zeit für das Training aufwendet - sobald man sich auf die Abfahrt wagt, baut man in den Stamm-Disziplinen unweigerlich ab. Offenbar helfen da auch keine weltmeisterlichen Tipps, um richtig auf Touren zu kommen. Leider. Was bei Benni noch dazu kommt: In seiner Situation müsste er vielleicht sogar auf die Samstags-Abfahrt verzichten, weil er sich im Moment nicht so gut fühlt. Das kann er aber nicht, weil die Kombination im Moment die einzige Disziplin ist, in der er aufs Podest kommt. Leicht hat er es im Moment wirklich nicht.

Leicht wird es auch am Samstag für keinen auf der Abfahrt sein. Und ein Spaziergang wird es ohnehin nicht zum ersten österreichischen Sieg seit sieben Jahren. Aber ich bin der festen Überzeugung: So nah dran wie heuer waren wir schon lange nicht mehr. Mit Didier Cuche fehlt der Seriensieger - Klaus Kröll und Hannes Reichelt haben in den Trainings bewiesen, dass sie mit soliden Fahrten dabei sind - das müssen sie auch im Rennen tun. Die Kunst auf der Streif ist es, immer hundert Prozent zu geben, aber nie mehr. Eine feine Gratwanderung, die einer gut beherrscht: Aksel Svindal ist im Moment in den schnellen Disziplinen eine Macht und auch der größte Gegner der Österreicher.