Wengen und Kitzbühel - die beiden wichtigsten Wochen im Jahr für einen Abfahrer. Und weil es gleich danach zur WM in Schladming geht, sind die beiden Abfahrten mit dem unterschiedlichen Charakter gleich noch einmal ein wenig wichtiger. Die Frage nach dem Favoriten ist schnell beantwortet: Aksel Lund Svindal war heuer einfach am konstantesten. Dahinter aber geht es richtig eng zu. Und natürlich haben auch die Österreicher heute in der Abfahrt gute Chancen. Klaus Kröll hat hier schon gewonnen, das Material funktioniert gut und sein persönliches Bormio-Drama, als er mit zwei Hundertstelsekunden Rückstand Vierter war, hat er auch schnell abgehakt. Nicht zu vergessen ist auch Hannes Reichelt, der schon in der Kombi-Abfahrt aufzeigte und seine Krankheit wohl gut überwunden hat. Mein Geheimtipp ist aber nicht zuletzt wegen der Kombi-Abfahrt Christof Innerhofer. Man sieht, dass er seine Sicherheit wieder gefunden hat, man merkt sein Selbstvertrauen.

Womit wir bei Max Franz wären. Ich bin ja auch einmal auf den Kopf gefallen und weiß daher, wie wichtig es ist, solch eine Verletzung auszuheilen. Das hat Max offenbar gut hinbekommen, auch das Vorhaben, erst am Renntag definitiv über einen Start zu entscheiden, finde ich gut. Im Training war er gleich wieder dabei, aber eines sollten wir alle nicht vergessen: Es ist die erste Saison von Max, man darf sicher nicht erwarten, dass er für Österreich die Kastanien aus dem Feuer holt. Auch wenn ich ihm das zutraue. Was mir schon im Training aufgefallen ist, war das Tempo von Max im Hannegg-Schuss, der schnellsten Stelle im Abfahrts-Winter. Da könnte heute sogar die 160-km/h-Marke fallen - und das, obwohl die Tempobolzerei ja von der FIS eigentlich abgeschafft wurde. Mich überrascht es aber trotzdem nicht, dass jeder Läufer der sein will, der am schnellsten ist.

Es liegt in der Natur des Spitzensportlers, dass er Rekorde brechen will. Mir war das nie so wichtig, um ehrlich zu sein. Ich wollte immer am schnellsten vom Start bis ins Ziel sein, für den Geschwindigkeitsrekord bekommt man ja keinen Preis. Dazu kommt, dass die Marke inoffiziell mit ziemlicher Sicherheit ohnehin erreicht wird, weil die Messung nicht an der schnellsten Stelle passiert. Ich kann mich noch gut an den Hannegg-Schuss erinnern. Man denkt ja selbst bei der Fahrt nicht ans Tempo, weil man in der Abfahrt immer voraus ist, an den nächsten Schwung denkt. Aber man merkt das Tempo schon, man sollte sich hüten, die Hände zu weit vom Körper wegzustrecken, man bleibt geduckt und konzentriert. Denn ein Fehler oder gar ein Sturz bei 160 km/h tut richtig weh. Man hört das Rauschen im Helm, es pfeift so richtig - aber wenn es glatt ist, ist die Geschwindigkeit weniger ein Problem als die Piste: Ich fahre lieber 160 km/h auf glattem Untergrund als 100 auf einer Piste mit Schlägen.

Fritz Strobl (40) war 2002 Olympiasieger in der Abfahrt und gewann im Weltcup sieben Abfahrten und zwei Super-G.