Gemeinsamkeiten zwischen Marcel Hirscher und Aksel Lund Svindal zu finden, das ist in diesen Tagen gar nicht so einfach. Während der Salzburger seinen peniblen Trainingsplan auf privaten Pisten abspult, bestritt der Norweger alle Trainings in Beaver Creek. Dort wurde Svindal auf das bevorstehende Duell um den Gesamt-Weltcup mit Hirscher angesprochen und war erfreut darüber. "Ja, ich freue mich auf ein Duell mit Marcel, auch wenn ich glaube, dass Ted Ligety da noch mitspielen kann." Duell? Das sieht Hirscher nicht so. "Jetzt fängt das schon um die Jahreszeit an", meinte er zum Thema Gesamt-Weltcup und versuchte die Gedankenspiele weit wegzuschieben.

Doch am Samstag (19 Uhr, ORF eins live) kreuzen sich die Wege der beiden in den Rockies, wo selbst der Super-G-Start noch in atemraubenden 3337 Meter Seehöhe liegt. Es ist für Hirscher so etwas wie die Stunde der Wahrheit: Vier Weltcup-Super-G hat er bisher bestritten, Rang drei in Schladming war beim Finale der entscheidende Schritt zum Gesamt-Weltcup. Doch einen Super-G wie diesen ist er noch nie gefahren. "Vielleicht schwinge ich auch vor dem Golden-Eagle-Schwung ab", sagt er, um den Druck von sich zu nehmen. Denn eines ist klar: Wenn er den Super-G in Beaver Creek erfolgreich bewältigt, dann ist der Weg offen zur dritten Disziplin. Was aber, wenn es nicht gelingt? "Darüber mache ich mir frühestens beim Rückflug Gedanken."

Untertreibung pur

Hirschers Demut ist für viele im Skizirkus Untertreibung pur. "Der Hang ist für Hirscher gemacht, der Schnee ist für ihn perfekt und mit einem österreichischen Kurssetzer kann wenig schiefgehen", sagt US-Coach Andi Evers. Auch Svindal relativiert Hirschers Aussagen. "Er hat uns schon in Schladming gezeigt, was er im Super-G draufhaut." Selbst Super-G-Weltmeister Christof Innerhofer fragt sich: "Warum soll Marcel hier nicht gewinnen?"

Wenig beneidenswert ist die Rolle von ÖSV-Abfahrtstrainer Burkhard Schaffer. Das Los bestimmte ihn zum Kurssetzer in Colorado. Da hat er zwei Möglichkeiten: Er setzt einen drehenden und technisch schwierigen Kurs für Hirscher - oder er setzt einen schnellen, direkten Kurs für seine Abfahrer. "Ich glaube, dass er für die Abfahrer setzt", sagt Hannes Reichelt und schmunzelt. "Aber auch dann traue ich Hirscher alles zu." "Ich hoffe, dass er einen Super-G setzt und fertig", meinte Klaus Kröll zu dem Thema eher genervt.

Das Duell Svindal gegen Hirscher geht Sonntag im Riesentorlauf (17.45 bzw. 20.45 Uhr, ORF eins live) unter genau umgekehrten Vorzeichen weiter. Da sind Hirscher und Ligety die Männer, die zu schlagen sind, Svindal ist der Außenseiter.