Max Franz weiß trotz seiner erst 23 Jahre, wie es ist, sich zurückzukämpfen. Das ist aber mit Sicherheit nicht der Grund, warum sein Fanklub die Pizzeria "ComeBäck" in Weißbriach zum Stammlokal erhoben hat. Dort, wo schon vergangenes Wochenende beim zweiten Platz in Lake Louise zum "Public Viewing" geladen worden war. "Und als es dann bei den Zwischenzeiten immer grün aufgeleuchtet hat, war die Stimmung schon ganz gut - erst recht, als danach außer Aksel Svindal keiner mehr an die Zeit herangekommen ist", erzählt Obmann Alexander Wastian. Klar, dass es auch dieses Wochenende in der Pizzeria rundgehen wird. Zwischen 50 und 60 Mitglieder werden gespannt schauen, ob Franz abermals in die Weltspitze fahren kann. Wie im ersten Training, als er in Beaver Creek Zweiter war.

Auf jener Piste, auf der er sich 2009 das Kreuzband gerissen hatte. Aber: "Das mit der Verletzung ist vergessen, zumal wir den Sprung, wo das passiert ist, jetzt umfahren. Ich mag den Ort und auch den Schnee. Man braucht hier eigentlich nicht viel tun, damit der Ski zieht", sagt Franz selbst. Im Abschlusstraining am Donnerstag, in dem Aksel Lund Svindal einmal mehr dominierte, hatte der Kärntner jedoch großes Glück: Genau an jener Unglücksstelle von vor drei Jahren hob es ihn auch diesmal aus und der 23-Jährige konnte nur knapp einen Sturz verhindern.

Eine Schrecksekunde erlebte Max Franz. Genau an jener Stelle, wo sich der junge Kärntner vor drei Jahren das Kreuzband gerissen hatte, hob es ihn auch diesmal ab und nur mit Können und Glück verhinderte der 23-Jährige einen Sturz.

Die richtige Einstellung

Apropos nicht viel tun: Einige Zeit galt Franz als Genie auf Ski; wenn auch als schlampiges Genie. Onkel Werner, selbst Abfahrts-Ass, soll mehrmals vergeblich versucht haben, ihn zu mehr Arbeit zu motivieren. Aber in der Zwischenzeit hat es Franz kapiert, sagt er selbst. Und er ist auf dem besten Weg, das schlampige vor dem Genie zu streichen - wie in Lake Louise. Seither wird er wie eine besonders heiße Aktie gehandelt. Als "Riesentalent", bezeichnet ihn sein Atomic-Rennsportleiter Rupert Huber. "Er soll sich seine Lockerheit behalten und einfach Ski fahren, dann kann er eigentlich nichts falsch machen." Sein Ex-Trainer Andi Evers sieht gar nur eine einzige Gefahr auf Franz zukommen: "Dass ihn die Medien zu sehr unter Erfolgsdruck setzen. Wenn er auf dem Boden bleibt, ist er kaum aufzuhalten. Mich würde auch nicht überraschen, wenn er hier schon gewinnt." Und Marcel Hirscher findet Franz "komplett schmerzfrei. Der hat mit einem Kreuzbandriss die Europacup-Abfahrt in Wengen gewonnen, das sagt alles."

Bei so vielen Komplimenten wird der "wilde Hund" dann doch für einen Moment verlegen. "Das freut mich, dass man mir so viel zutraut." Im nächsten Moment ist diese Verlegenheit auch schon wieder verflogen. "Andererseits habe ich auch hart gearbeitet, um da hinzukommen." Was er heuer konkret anders gemacht hat? "Das waren eigentlich nur Kleinigkeiten im Sommertraining. Ich habe auf feineres Skifahren geachtet, auf die Linie." Und darauf, dass er nicht im ersten Training schon alles zerreißen will. "Ich möchte schrittweise an das Limit gehen und im Rennen dann noch einen Schritt zulegen." Klingt erstaunlich reif für einen 23-Jährigen. Wie auch die Antwort auf die Frage, ob er sich etwas von Teamleader Klaus Kröll abschauen kann. "Ich schaue mir von jedem, der etwas besser macht als ich, was ab."

Der Routinier zügelt sich

Abschauen braucht sich Kröll nichts mehr. "Es geht darum, dass ich fokussiert bleibe", meinte er nach klarer Bestzeit im allerersten Training. Da klang die Mischung aus Ungeduld und Vorfreude heraus, die Kröll bis zum Rennen am Freitag zügeln muss. "Wenn man die Strecke schon im ersten Training so im Griff hat, ist man immer verleitet, dass man noch ein Schäuferl nachlegen will. Das braucht es aber gar nicht." Weder der Trainingsrückstand noch der verletzte Fuß belasten ihn derzeit. "Wenn man so lange dabei ist, dann macht man sich nicht mehr verrückt."

Klar ist vor der Abfahrt am Freitag (Start 18.45 Uhr, ORF eins live) aber eines: Auf der berühmten Raubvogelstrecke deutet alles auf ein Duell der Österreicher gegen Aksel Svindal hin. Und der Norweger kommt immerhin als Doppelsieger aus Lake Louise zur Fortsetzung nach Beaver Creek. Und hier hat er auch schon drei Mal gewonnen.