Der Start am ausgesetzten Gipfelgrat, 600 Höhenmeter darunter das Ziel. Dazwischen fast senkrechte Hänge, Klippen und angsteinflößende Felsen. Freeriden ist die purste Form des Skifahrens und Snowboardens, die World Tour ihre Champions League. Und Fieberbrunn ihr Mekka. 2022 war der Tiroler Ort mit dem Wildseeloder erstmals auch Teil der FWT-Finals, bei denen die Weltmeister gekürt werden. Überraschungssieger bei den Skifahrern wurde am Montag aber Debütant Max Hitzig.

Der mit 19 Jahren jüngste Starter hatte bis drei Wochen davor überhaupt noch keinen Freeride-Contest bestritten. Auf der Qualifying-Tour überzeugte der Vorarlberger dann aber auf Anhieb, gewann einen Vierstern-Event und qualifizierte sich damit nicht nur für die nächstjährige World Tour, sondern auch eine Fieberbrunn-Wildcard. Dort legte der Rookie aus St. Gallenkirchen am Montag gleich im ersten Lauf einen Punktescore vor, an das keiner der Tour-Routiniers mehr herankam. Hitzig ist der erste österreichische Fieberbrunn-Ski-Sieger seit Stefan Häusl 2011.

"Das habe ich mir wirklich nicht gedacht", staunte der Sohn eines Bergführers, der seit seinem zweiten Lebensjahr auf Ski steht und bevorzugt im Gebiet Silvretta Montafon mit seinem Bruder trainiert. Seine Ausbildung zum Elektrotechniker hat er jüngst auf Eis gelegt, um sich aufs Skifahren zu konzentrieren. In Fieberbrunn ließ Hitzig u. a. auch den neuseeländischen Olympiastarter Finn Bilous hinter sich und rundete einen Erfolgswinter für Vorarlberg ab. "Meine Mama hat mein Horoskop gelesen und gesagt, das wird dein Jahr. Offenbar war es das für alle Vorarlberger", sagten der Landsmann, der Olympiasieger Johannes Strolz, und Alessandro Hämmerle lachend. Auch Marcel Hirscher wollte in Fieberbrunn als Vorläufer antreten, musste wegen Knieproblemen aber absagen.

Die Zukunft des Sports soll olympisch sein, auch wenn es dann einen Verband brauchen würde. "Olympia öffnet ein weltweites Fenster", weiß Nicolas Hale-Woods, Mitgründer und CEO der World Tour, der bei Gesprächen mit dem neuen FIS-Präsidenten Johan Eliasch positive Signale bekommen hat. "Er will alle Schneesportarten unter einem Dach. Freeriden wäre ideal. Man kann es auf der ganzen Welt ausüben. Alles, was man braucht, ist ein Berg, Ski und Stöcke."