Im April legten Sie ihr Amt als Cheftrainer der ÖSV-Herren zurück. Jetzt kehren Sie als Cheftrainer der chinesischen Damen in den Zirkus zurück. Verraten Sie uns, wie es zum Engagement kam?
HEINZ KUTTIN: Die vergangene Saison mit den ÖSV-Herren war für mich nicht wirklich zufriedenstellend. Da sich nach Olympischen Spiele alle Verbände quasi neu erfinden, begann ich mich für eine neue Herausforderung zu interessieren. Da hörte ich Gerüchte, der chinesische Skiverband sucht in Europa nach einem Skisprungchef und einen Stützpunkt. Also habe ich mit einigen Leuten geredet und mich dann beworben.

Ruft man da einfach beim chinesischen Verband an und sagt, Hallo da bin, ich möchte Skisprungtrainer bei Euch werden?
(Lacht) Ganz so war es nicht, aber fast. Es gab eine Kontaktperson in China mit der ich konferiert habe. Ich habe ein Konzept ausgearbeitet. Zur Präsentation wurde ich im April nach Peking eingeladen. Schnell war klar, es passt und ich wusste, wohin der Verband will.


Das heißt, Sie sind schon seit April Cheftrainer?
(Lacht) Nein, so schnell geht das nicht. Erst Ende Juni wurde der Vertrag unterschrieben. Jetzt warten eine völlig andere Kultur und eine Riesenherausforderung auf mich. Mein Trainerteam und ich sollen etwas Aufbauen für Olympia 2022 in Peking. Und das mit den Damen.

Sie übernehmen nicht die Herren, sondern die Damen?
Ja, der Verband legt das Hauptaugenmerk auf die Damen, weil er sich da mehr Chancen ausrechnet. Die Mannschaft besteht aus acht Frauen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. Mir bleiben vier Jahre Zeit, damit das Team bei Olympia in der Heimat mitreden kann.

Können Sie das Trainerteam selbst zusammenstellen oder gibt es Vorgaben des chinesischen Verbandes?
Ich habe völlige Handlungsfreiheit, das war eine Bedingung. Mit Lukas Zuschnig wird ein Klagenfurter mit dabei sein. Dazu gibt es auch einen Chinesen, der bei uns das Trainerhandwerk richtig lernen soll.

Sie sind der Alleinverantwortliche für das komplette Team oder gibt es einen Einheimischen, der das Sagen hat?
Für das Sportliche bin ich allein verantwortlich, da redet niemand mit. Es gibt aber eine Chefin, die alles koordiniert, sich um das Organisatorische kümmert. Dazu kommt noch ein chinesischer Dolmetscher.

Haben Sie den vom Verband gewünschten Stützpunkt in Europa schon gefunden?
Ja, wir werden von Kärnten aus die Welt bereisen. Beim Genusswirt Wallner in Arnoldstein schlagen wir unsere Zelte auf. Wir ziehen dort ein, uns wird alles geboten, was wir benötigen. Zum Training fahren wir in die Villacher Alpenarena oder nach Planica.

Verstehe ich das richtig, die Chinesinnen werden den Großteil des Jahres in Kärnten sein?
Richtig, Ende Juli beginnt die Arbeit. Bis dahin sollten alle Formalitäten wie Visum und Aufenthaltsgenehmigung für die Springerinnen erledigt sein.

Dürfen Ihr Schützlinge gleich in den Weltcup einsteigen?
Zwei haben schon Weltcup-Punkte. Der Rest noch nicht. Die beginnen von ganz unten.