Wenn die laufende Postseason der MLB eines geboten hat, dann extreme Spannung! Beide League Championship Series gingen über sieben Spiele. Während die Rays nach 3-0-Führung gegen die Houston Astros nochmal richtig zittern mussten, radierten die Dodgers ihrerseits einen 1-3-Rückstand gegen die Atlanta Braves aus.

Den kompletten Playoff-Spielplan 2020 samt Modus findet Ihr hier!

Und auch jetzt ist Spannung geboten, da sich beide Teams in vielerlei Hinsicht ähneln. SPOX -Redakteur Marcus Blumberg nennt die Stärken und Schwächen beider Teams und wagt eine Prognose.

MLB: World Series 2020 live auf DAZN

Datum Uhrzeit Paarung Übertragung 21. Oktober 2.08 Uhr Los Angeles Dodgers - Tampa Bay Rays, Spiel 1 DAZN 22. Oktober 2.08 Uhr Los Angeles Dodgers - Tampa Bay Rays, Spiel 2 DAZN 24. Oktober 2.08 Uhr Tampa Bay Rays - Los Angeles Dodgers, Spiel 3 DAZN 25. Oktober 2.08 Uhr Tampa Bay Rays - Los Angeles Dodgers, Spiel 4 DAZN 26. Oktober 1.08 Uhr Tampa Bay Rays - Los Angeles Dodgers, Spiel 5* DAZN 28. Oktober 1.08 Uhr Los Angeles Dodgers - Tampa Bay Rays, Spiel 6* DAZN 29. Oktober 1.08 Uhr Los Angeles Dodgers - Tampa Bay Rays, Spiel 7* DAZN

*) falls nötig.

Head-to-Head: Los Angeles Dodgers vs. Tampa Bay Rays

Dodgers vs. Rays: Catcher

  • Will Smith (Dodgers) vs. Mike Zunino (Rays)

Beide sind ausgezeichnete Signal-Caller hinter der Platte und beherrschen die Grundlagen wie Pitch-Framing und das generelle Receiving. Zudem sind beide gute Offensiv-Catcher.

Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied zwischen beiden: Während Zunino der geborene Hopp-oder-Top-Hitter ist - entweder er schlägt einen Homerun sehr weit raus oder er ist überhaupt kein Faktor im Offensivspiel seines Teams - bringt Smith deutlich mehr Wert an die Platte. Smith ist ein formidabler Hitter und zeigte das auch in der Postseason. Über die kurze Saison brachte er es auf 163 wRC+, er war also 63 Prozent besser als der Ligadurchschnitt - Zunino lag hier bei 65.

Fazit: Vorteil Dodgers.

Dodgers vs. Rays: Infield

  • Dodgers: Max Muncy (1B), Chris Taylor (2B), Justin Turner (3B), Corey Seager (SS)
  • Rays: Ji-Man Choi (1B), Brandon Lowe (2B), Joey Wendle (3B), Willy Adames (SS)

Grundsätzlich sei an dieser Stelle erwähnt, dass beide Teams sehr viel Wert auf Matchups legen. Sprich: Beide Manager haben keine wirklich feste Startformation und tauschen gerne mal die eine oder andere Position je nach Wurfhand des gegnerischen Pitchers aus.

Grundsätzlich aber bieten die Dodgers im Infield stets schlagkräftige Hitter auf den Ecken auf, wobei gerade Muncy derjenige ist, der in der Regel die meiste Power mitbringt. Der heißeste Hitter im gesamten Team ist allerdings Corey Seager, der in der Postseason schon 6 Homeruns geschlagen hat und zum MVP der NLCS gewählt wurde. Nach vielen Verletzungen ist er endlich fit und zeigt, wie wertvoll er sein kann.

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Bei den Rays ist eigentlich Lowe der Top-Hitter seines Teams, kam in der Postseason aber bislang nicht in Tritt (.366 OPS). Ihn in Schwung zu bringen, könnte den Rays sehr helfen. Ansonsten sind alle Spieler dieses Lineups stets zu besonderen Momenten bereit, alle sind in der Lage, professionelle At-Bats zu liefern und wenigstens einen gegnerischen Pitcher zu entnerven. Zu beachten ist zudem Ji-Man Choi, er nicht nur eine gute Postseason an der Platte spielt (.952 OPS), sondern darüber hinaus mit unglaublicher Reichweite schon den einen oder anderen Wurf-Error seiner Kollegen verhindert hat.

Fazit: Vorteil Dodgers.

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Dodgers vs. Rays: Outfield

  • Dodgers: AJ Pollock (LF), Cody Bellinger (CF), Mookie Betts (RF)
  • Rays: Randy Arozarena (LF), Kevin Kiermaier (CF), Manuel Margot (RF)

Dieser Vergleich ist schwierig! Von den Namen her gibt es keinen Zweifel, dass die Dodgers hier als Sieger hervorgehen müssten. Sie haben mit Bellinger den amtierenden National-League-MVP sowie mit Mookie Betts einen früheren AL-MVP und absoluten Superstar, der zuletzt mit unglaublichen Plays im Outfield Homeruns und Extra-Basehits verhinderte - Plays, zu denen Pollock und Bellinger im Übrigen auch in der Lage sind.

Doch die Rays haben mit Rookie Randy Arozarena den vielleicht heißesten Hitter der Liga im Team. Hatte ihn bislang keiner so richtig auf dem Zettel, zerstörte er in den Playoffs gegnerisches Pitching nach Belieben. Er führt die Liga mit 7 Homeruns an, was im Übrigen ein neuer Rookie-Postseason-Rekord ist. Zudem bringt er es auf eine sehenswerte 1.288 OPS, der beste Wert beider Teams. Daneben spielen zwei herausragende Verteidiger, allen voran natürlich Kiermaier, der seit 2014 schon drei Gold Gloves - für den besten Defensivspieler seiner Position - sowie eine Platinum Glove - für den besten Verteidiger überhaupt - gewonnen hat. Auch mit dem Schläger ist er sehr gefährlich, wobei ihn aktuell eine Handverletzung stört, die von einem Hit-by-Pitch herrührt. Ob er zur Series voll fit sein wird, ist noch fraglich.

Fazit: Unentschieden.

Dodgers vs. Rays: Designated Hitter/Bänke

  • Dodgers: Joc Pederson (OF/DH), Austin Barnes (C), Enrique Hernandez (IF/OF), Edwin Rios (IF/OF), Matt Beaty (IF/OF)
  • Rays: Austin Meadows (DH/OF), Michael Perez (C), Yandy Diaz (IF), Mike Brosseau (IF/OF), Hunter Renfroe (OF/1B), Toshi Tsutsugo (IF/OF)

Einer der Gründe, warum diese zwei Teams in der World Series stehen, ist ihre enorme Kadertiefe. Die Bänke sind durchweg hochwertig besetzt und wer den DH gibt, hängt auch vom Gegner ab. Pederson dürfte der erste Kandidat für die Dodgers sein, da die Rays hauptsächlich auf Rechtshänder setzen. Gegen Linkshänder wiederum könnte "Kike" Hernandez übernehmen, aber eben auch Will Smith mit Austin Barnes als Catcher.

Bei den Rays wiederum ist jegliche Konstellation denkbar. Für Choi kann jederzeit auch Brosseau First Base spielen - oder auch für Wendle oder Lowe an der zweiten oder dritten Base. Brosseau sorgte für Aufsehen mit seinem entscheidenden Homerun in der ALDS gegen Aroldis Chapman und die Yankees zum Sieg in Spiel 5. Diaz kann im Grunde jede Position im In- und eigentlich auch Outfield bekleiden und ist auch ein Kandidat gegen Linkshänder. Gleiches gilt für Renfroe, speziell im Outfield. Tsutsugo hingegen ist eher gegen Rechtshänder ein Kandidat, aber eigentlich nur als Pinch-Hitter oder DH, da er in der Defense schwächelt.

Fazit: Unentschieden.

Dodgers vs. Rays: Starting Pitching

  • Dodgers: Walker Buehler (RH), Clayton Kershaw (LH), Julio Urias (LH), Tony Gonsolin (RH)
  • Rays: Blake Snell (LH), Tyler Glasnow (RH), Charlie Morton (RH), Ryan Yarbrough (LH)

Wie wichtig ist Starting Pitching in der Postseason 2020? Es ist wichtig, aber vielleicht nicht entscheidend, da Bullpens und die progressive Nutzung der Relief Pitcher auf beiden Seiten eine große Rolle spielen.

Betrachtet man die Protagonisten aber im Einzelnen, dann verfügen die Dodgers freilich über die größeren Stars. Kershaw, ein dreimaliger Cy-Young-Gewinner und sogar MVP der National League, ist schon jetzt ein sicherer zukünftiger Hall-of-Famer und immer noch auf ganz hohem Niveau unterwegs, während Buehler das Ace dieses Teams ist. Dahinter wird die Rotation fragwürdig und Manager Dave Roberts zeigte sich wiederholt bereit, eher auf einen Opener zu setzen, anstatt einen Urias oder einen Gonsolin von Beginn an ran zu lassen.

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Bei den Rays wiederum stehen im Grunde zweieinhalb formidable Starter parat. Allerdings hat Snell zuletzt im Vorjahr sechs Innings in einem Start gepitcht, was nur zum Teil Absicht war. Charlie Morton zeigte bislang die stabilsten Vorstellungen in dieser Postseason und hat in Spiel 7 gegen die Astros bereits sein drittes Entscheidungsspiel in der Postseason gewonnen - ein Big-Game-Typ eben. Und Glasnow hat wohl den besten Stuff aller Pitcher dieses Staffs, doch wird auch er keine fünf - geschweige denn sechs volle - Innings pitchen. Er ist dann am effektivsten, wenn er "den Tank leert", also Vollgas gibt, dann aber nur maximal zweimal durchs gegnerische Lineup geht und schließlich früh rausgenommen wird.

Den Rest der Serie werden die Rays ziemlich sicher mit Opener wie John Curtiss oder Shane McClanahan bestreiten, woraufhin dann zum Beispiel Yarbrough als Longman parat stünde.

Fazit: Vorteil Dodgers.

Dodgers vs. Rays: Bullpen

  • Dodgers: Kenley Jansen (RH), Blake Treinen (RH), Pedro Baez (RH), Brusdar Graterol (RH), Joe Kelly (RH), Dustin May (RH)
  • Rays: Nick Anderson (RH), Diego Castillo (RH), Pete Fairbanks (RH), Ryan Thompson (RH), John Curtiss (RH), Jose Alvarado (LH), Shane McClanahan (LH)

Krise überwunden? Nachdem Closer Kenley Jansen zu Beginn der Postseson geschwächelt hatte, fing er sich und pitchte in den Spielen 5 und 6 gegen Atlanta sehr effektiv. Spiel 7 brachte indes Urias mit 3 Shutout-Innings zum Schluss zu Ende. Zudem vertraut Roberts in brenzligen Situationen auch sehr auf den nicht immer sattelfesten Treinen oder eben Baez und Graterol für die mittleren Innings. May wiederum ist eigentlich Starter, wird aber wohl höchstens den Opener geben, da sein 2-Seam-Fastball zwar abartig gut ist, aber auch aktuell sein einziger brauchbarer Pitch ist - zu berechenbar für längere Postseason-Auftritte.

Die Rays wiederum sind wohl der feuchte Traum eines jeden Bullpenning-Fanatikers. Wer es dem Gegner so richtig schwer machen will, der bringt einfach stets neue Pitcher, die allesamt um die 100 Meilen pro Stunde schnelle Fastballs werfen und dazu noch guten Off-Speed-Stuff einstreuen können. Das gilt für Anderson, Castillo, Fairbanks und Thompson. Und die Rays haben nachweislich keine Sorgen, die auch nahezu alle in einem Spiel zu bringen. Das einzige Problem könnte sein, dass diesen Elite-Armen so langsam die Puste ausgehen könnte - die zwei geplanten Off-Days nach den Spielen 2 und 5 sind da wohl Gold wert.

Fazit: Rays.

© MLB

Dodgers vs. Rays: Manager

  • Dave Roberts (Dodgers) vs. Kevin Cash (Rays)

Dave Roberts steht mit den Dodgers nun zum dritten Mal seit 2017 in der World Series. In den ersten beiden Anläufen setzte es gegen die Astros eine Pleite in sieben Spielen, gegen die Red Sox eine in nur fünf Spielen. Nun soll endlich der große Wurf gelingen, zumal die Dodgers trotz massiver Investitionen in den vergangenen Jahren - nicht zuletzt ist hier der Monstervertrag für Betts in diesem Jahr zu nennen - seit 1988 auf eine Meisterschaft warten. Roberts ist Analytics gegenüber durchaus aufgeschlossen, wie sein Bullpen-Management und auch seine variablen Lineups klar unterstreichen. Doch er neigt öfter dazu, sich mit seinem Bauchgefühl zuweilen selbst im Weg zu stehen, was zu teils abstrusen Entscheidungen führt, die auch ihren Anteil an den Misserfolgen in den vergangenen Jahren hatten.

Kevin Cash wiederum ist der ultimative Analytics-Manager. Er und sein Front Office haben offensichtlich einen klaren Plan für alle Situationen im Spiel. Kaum ein Team spielt mehr defensive Shifts, kaum ein Team hält sich so penibel an Game Plans wie die Rays. Cash lebt diesen neumodischen Ansatz vor und das war auch ein Hauptgrund für den Erfolg der vergangenen Jahre. Bauchgefühl versucht er dabei konsequent zu unterdrücken, was objektiv betrachtet vielleicht der bessere Weg ist, auch wenn der Faktor Mensch dem natürlich im Weg stehen kann.

Fazit: Vorteil Rays.

World Series 2020: Die SPOX-Prognose

Die einen warten seit 1988 auf einen Titel, es wäre der siebte in der Franchise-Geschichte. Die anderen wurden erst 1998 gegründet und stehen erst zum zweiten Mal überhaupt im Fall Classic. Während die Dodgers von ihren jüngsten Misserfolgen angetrieben sind, die zu allem Überfluss unter dubiosen Umständen zustande kamen - sowohl die Astros 2017 als auch die Red Sox 2018 waren in Sign-Stealing-Skandale verwickelt und wussten essenziell, welche Pitches kommen würden -, ist es bei den Rays schlicht der Durst nach Erfolg. Erfolg, den es so noch gar nicht gab in diesem Team. Beide sind sehr tief besetzt, haben gutes Pitching und potente Offensiven, doch nimmt man alles zusammen, könnte letztlich die Erfahrung der Dodgers den Ausschlag geben. Prognose: Dodgers in 7 Spielen.