"Ich habe immer gesagt, der David ist für mich eigentlich so etwas wie der schwarze Franz Beckenbauer. Er ist der erste Spieler, der wieder auf diesem Niveau wie der Franz damals gespielt hat, der das Zepter so in die Hand nimmt", verkündete der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge neulich bei Sky und läutete damit die höchste Stufe der Charme-Offensive ein: Vergleiche mit Vereinslegenden.

In der vergangenen Saison entwickelte sich Alaba unter Trainer Hansi Flick vom Weltklasse-Linksverteidiger zum Weltklasse-Innenverteidiger. Beim 1:0-Testspielsieg gegen Olympique Marseille am Freitag ( die Highlights im Video ) zeigte er einmal mehr seine ganze Klasse: Mit genialen Diagonalpässen dominierte er das Aufbauspiel, defensiv agierte er tadellos.

Alaba weiß um seine Wichtigkeit für den FC Bayern und will diese finanziell gewürdigt wissen. Bei einer ersten Verhandlungsrunde im Juni soll Alabas Berater Pini Zahavi ein Jahresgehalt von 20 Millionen Euro für seinen Klienten gefordert haben - und damit abgeblitzt sein. Während dem Final-Turnier der Champions League in Lissabon ist der nächste Termin zwischen den Parteien vereinbart.

Rummenigge gibt sich mit einer für den FC Bayern typischen Mia-san-Mia- und für ihn persönlich typischen Am-Ende-des-Tages-Aussage jedenfalls siegessicher: "Ich bin optimistisch, dass wir am Ende des Tages eine Lösung finden werden, dass David hier sogar seine Karriere beendet."

Sollte Alaba das tatsächlich tun, würde er übrigens einen anderen Weg als der altale Beckenbauer einschlagen. Er verließ den FC Bayern 1977 bekanntlich mit 31 Jahren und wechselte zu New York Cosmos. Den zwischenzeitlich aufgelösten Klub gibt es mittlerweile zwar wieder - für Alaba ist er aber trotzdem keine Option. Wenn er wechselt, dann nur zu einem Klub, der in der Champions League spielt.

David Alaba: Seine Saison 2019/20 in Zahlen

Wettbewerb Spiele Startelf Tore Assists Bundesliga 28 27 1 1 DFB-Pokal 5 5 1 1 Champions League 4 4 - - DFL-Supercup 1 1 - - Gesamt383722

David Alaba - Option 1: Traumerfüllung

"Alaba, der große Traum", titelte die spanische Sportzeitung Mundo Deportivo im Frühling 2016 und schrieb davon, dass ihn der FC Barcelona unbedingt verpflichten wolle. Schon bis dahin und auch seitdem wurden die Worte "Alaba", "Barcelona" und "Traum" gerne gemeinsam verwendet. Es ist ein offenes Geheimnis, dass den Spieler kein Klub so sehr reizt wie dieser - und dass diese Zuneigung wohl auf Gegenseitigkeit beruht.

2012 soll Barcelona im Zuge einer Linksverteidiger-Suche erstmals an einer Verpflichtung Alabas interessiert gewesen sein, damals entschied sich der Klub aber für Jordi Alba. 2016 scheiterte ein Transfer dem Vernehmen nach an den hohen Ablöseforderungen des FC Bayern. Und 2020? Kann ihn sich Barcelona aufgrund der durch die Corona-Pandemie ausgelösten finanziell unsicheren Lage wohl erneut nicht leisten.

Denkbar wäre dagegen ein ablösefreier Transfer im kommenden Sommer. Laut der spanischen Zeitung Sport ist Alabas Vater und Co-Berater George im regelmäßigen Austausch mit Barcelonas Verantwortungsträgern, angeblich soll er seinen Sohn sogar offensiv angeboten haben. Im kommenden Jahr will Ex-Präsident Joan Laporta, ein guter Freund Zahavis, erneut für das Amt kandidieren - Alaba wäre ein akzeptables Willkommensgeschenk.

Bedarf an einem Defensivallrounder wie Alaba hat Barcelona übrigens unbedingt. In der vergangenen Primera-Division-Saison kassierte der Vizemeister 38 Gegentore und damit die meisten aller Top-Vier-Klubs. Die Defensive ist für einen Weltklub wie Barcelona aktuell eher durchschnittlich besetzt und mit Juan Miranda und Jean-Clair Todibo kehren in diesem Sommer auch noch zwei Leihspieler vom FC Schalke 04 zurück.

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Reizen, wenn auch ein bisschen weniger als Barcelona, würde Alaba angeblich auch Meister Real Madrid, das jedoch gleichzeitig ein bisschen weniger Bedarf an ihm hat als Barcelona. Sergio Ramos und Raphael Varane bilden seit Jahren ein eingespieltes Innenverteidiger-Duo, links hinten überzeugte vor allem in der Schlussphase der Saison Ferland Mendy und im defensiven Mittelfeld ist der erstaunlicherweise erst 28-jährige Casemiro gesetzt.

David Alaba - Option 2: Titelgarantie

Kurz nachdem der CAS Manchester Citys zweijährigen Champions-League-Ausschluss kassiert hatte, hieß es natürlich direkt: Transferoffensive! Laut dem seriösen Guardian hätte Trainer Pep Guardiola rund 165 Millionen Euro zur freien Verfügung, Alaba stünde ganz oben auf seiner imaginären Wunschliste.

Die Premier League war aber noch nie Alabas Traumziel und aktuell deutet alles darauf hin, dass sich City stattdessen einen Ersatz-Alaba kauft. Der Transfer des 25-jährigen Nathan Ake von Absteiger AFC Bournemouth für rund 44 Millionen Euro steht unmittelbar bevor. Alaba und Ake sind beide als Linksverteidiger, Innenverteidiger sowie als defensiver Mittelfeldspieler einsetzbar und lustigerweise mit 1,80 Meter gleich groß. In Anbetracht dessen erscheint ein Alaba-Transfer zu City in diesem Sommer unwahrscheinlich.

Der andere Premier-League-Klub, der aktuell über so etwas wie eine Titelgarantie verfügt, wurde in Zusammenhang mit Alaba bisher noch gar nicht genannt - obwohl ein Transfer durchaus Sinn ergeben würde. Warum denn nicht der FC Liverpool? Die Vorstellung einer Innenverteidigung mit dem wuchtigen Virgil van Dijk und dem spielfreudigen Alaba hätte durchaus Charme. Auch quantitativ könnte ihn Liverpool brauchen: Mit Joe Gomez und Joel Matip stehen neben van Dijk aktuell nur noch zwei weitere Innenverteidiger im Kader. Wie Barcelona liegt auch Liverpool am Meer - zumindest fast - aber es ist halt immer noch Liverpool, was aus Sicht von Alaba wohl gegen Liverpool spricht.

Und wie sieht es bei den restlichen europäischen Top-Klubs mit Titelgarantie aus? Der italienische Serienmeister Juventus Turin hat aktuell eher keinen Bedarf, das französische Pendant Paris Saint-Germain dagegen eher schon. Es gilt jedoch anzunehmen, dass Alaba die Ligue 1 noch weniger reizt als die Premier League.

David Alaba - Option 3: Aufbauarbeit

"Ich glaube, es gibt bereits eine Einigung zwischen Inter und dem Management des Spielers", verkündete der italienische Spielerberater Ivan Reggiani neulich in einem Interview mit calciomercato . Durchaus interessant, das Problem dabei ist lediglich: Reggiani arbeitet nicht für Alaba.

Sollte Alaba tatsächlich zu Inter wechseln, käme er zu einen Klub im Aufwind. Unter Trainer Antonio Conte spielte die Mannschaft die beste Saison seit langem, nun soll der Angriff auf Serienmeister Juventus folgen. Mit Achraf Hakimi steht bereits ein prominenter Neuzugang fest und offenbar ist noch genügend Geld für weitere Verstärkungen da. Der erfahrene Alaba könnte als Herzstück zum Aufbauhelfer einer aufstrebenden Mannschaft werden.

Was Inter aktuell in der Serie A ist, ist der FC Chelsea in der Premier League: Aufstrebend und investitionsfreudig. Sollte nach den Verpflichtungen von Timo Werner (55 Millionen Euro) und Hakim Ziyech (40 Millionen Euro) aber auch noch Kai Havertz für rund 100 Millionen Euro kommen, erscheint ein weiterer Transfer in dieser Größenordnung jedoch unwahrscheinlich. Außerdem spielt Chelsea in der Premier League.