Das Warten hat ein Ende. Die MLB-Saison 2020 startet heute Nacht mit dem Champion Washington Nationals gegen die New York Yankees (ab 1.08 Uhr live auf DAZN ). Anschließend spielen auch noch die Los Angeles Dodgers gegen die San Francisco Giants, wodurch heute gleich zwei Top-Favoriten und ein verheißungsvoller Außenseiter ins Spielgeschehen eingreifen werden.

Die Saison 2020 wird sich stark von den vergangenen unterscheiden, sie wird vor allem mit nur 60 Spielen zum Sprint, anstatt des übichen Marathons. Dennoch lassen sich schon vor dem Start der Spielzeit ein paar Teams herausziehen, die besser positioniert sein dürften als der Rest. Wir nehmen diese unter die Lupe.

National League im Favoritencheck

Los Angeles Dodgers

Die Dodgers standen zweimal in den vergangenen drei Jahren in der World Series und gewannen nun schon siebenmal in Serie die NL West. Auf dem Papier steht einem achten Division-Titel in Serie nur wenig im Weg.

Los Angeles Dodgers: Stärken

Die größte Stärke der Dodgers seit Jahren ist zweifelsohne die enorme Kadertiefe. Dabei haben sie nicht nur einen schier endlosen Quell an Talenten, sondern auch im Kader sehr viele Spieler, die variabel auf mehreren Positionen einsetzbar sind und somit nahezu jede Lücke nahtlos geschlossen werden kann.

Zudem herrscht Ruhe im Kader, zumal auch die größte potenzielle Ablenkung dieser Saison - abgesehen von Corona - noch vorm Start beseitigt wurde: Star-Neuzugang Mookie Betts hat seinen Vertrag um zwölf Jahre und 365 Millionen Dollar verlängert und wird somit für den Rest der Dekade das Right Field in Chavez Ravine patrouillieren.

Die größte Stärke bleibt aber die Tatsache, dass für den hochveranlagten Infielder Gavin Lux anfangs gar kein Platz im Kader ist und er zunächst nur zur Taxi Squad gehört, die auf Abruf bereitsteht.

Los Angeles Dodgers: Schwächen

Nach Schwächen muss man bei dieser Truppe fast schon mit der Lupe suchen. Ein mögliches Problem könnte jedoch durch die Tatsache entstehen, dass die Pitching Rotation ohne Neuzugang David Price, der zusammen mit Betts per Trade aus Boston kam, auskommen muss. Der Linkshänder verzichtet aus gesundheitlichen Bedenken auf die Saison.

Die Rotation ist zwar immer noch tief, aber nach den Abgängen von Hyun-Jin Ryu (Blue Jays) und Kenta Maeda (Twins) ist die Besetzung nicht mehr ganz so imposant. Hinter Walker Buehler und Clayton Kershaw muss sich zeigen, ob die Qualität für den ganz großen Wurf ausreicht, zumal der Bullpen durchaus Lücken aufweist.

Atlanta Braves

Die Braves gewannen zuletzt zweimal in Serie die NL East, scheiterten anschließend aber jeweils in der NLDS. Dennoch scheinen sie gerüstet für eine weitere gute Saison in einer äußerst engen Division.

Atlanta Braves: Stärken

Die jungen Wilden sind immer noch jung und ein weiteres Jahr erfahrener. Angeführt wird das explosive Lineup einmal mehr von RIght Fielder Ronald Acuna Jr., der sich mittlerweile zu einem der Topspieler der Liga entwickelt hat. Seine Kombination aus Power und Speed macht ihn zu einem ganz besonderen Spieler.

Überhaupt ist das Starting Lineup der Braves ein Beispiel für gutes Scouting: Es verfügt über drei frühere Erstrunden-Draftpicks und einen Zweitrundenpick. Zudem sind Acuna und Second Baseman Ozzie Albies frühere internationale Free Agents aus Venezuela respektive Curacao.

Darüber hinaus verfügen die Braves über eine besonders tiefe Bank, die gleich mehrere erfahrene Profis, darunter Yonder Alonso und Adam Duvall, beheimatet, die sofort aushelfen können.

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Atlanta Braves: Schwächen

Wer das Salz in der Suppe sucht, wird es allerdings auch schnell finden. Die Pitching Rotation wirkt zwar talentiert, aber auch sehr unerfahren. Einzig Mike Foltynewicz bringt mehr als eine volle Saison als Starter in der MLB mit. Für mehr Erfahrung sollte daher eigentlich Felix Hernandez sorgen, der von den Seattle Mariners kam und einen Minor-League-Deal unterschrieben hatte. Doch er verzichtet wegen der Corona-Gefahr auf die Saison.

Der Bullpen könnte der nächste Stolperstein werden, denn während Neuzugang Will Smith den Start wegen einer Corona-Infektion zu verpassen droht, fehlt insgesamt wohl die große Qualität unter den Relief Pitchern.

Zusätzlich könnte sich die Einführung des universellen Deisgnated Hitters negativ auf dieses Team auswirken. Zwar verfügt Atlanta mit Matt Adams über einen idealen Spieler für diese Position, doch wird dadurch auch die Stärke der Bank abgeschwächt - es gibt schlicht nicht mehr den Pitcher, den man leicht später im Spiel auswechseln kann, um die Bankspieler effektiv ins Spiel zu bringen. Ein Problem, dass aber alle guten NL-Teams haben werden.

Cincinnati Reds

2013 standen die Reds zuletzt in den Playoffs und wurden seither viermal Fünfter und zweimal Vierter der NL Central, so auch im Vorjahr. Allerdings waren sie schon 2019 gar nicht mal so schlecht (76-87). Sie wiesen im Vorjahr ein Run-Verhältnis von Minus-10 auf, kassierten aber nur 4,39 Runs pro Partie. Ein ziemlich guter Wert, der verdeutlicht, dass lediglich die Offense das Problem war.

Cincinnati Reds: Stärken

Die Offense wurde in der Offseason deutlich verbessert. Mit Mike Moustakas (Second Base) und Nick Castellanos (Right Field) kamen zwei gestandene Profis, die mit dem Schläger umgehen können. Zudem wurde Shogo Akiyama als neuer Lead-Off-Hitter aus Japan importiert. Die drei gepaart mit den in Cincy etablierten Größen wie Joey Votto, Eugenio Suarez und Jesse Winker dürften die Reds auf ein neues Level in der Offensive heben.

Hinzu kommt eine Pitching Rotation, die von Sonny Gray, Luis Castillo und Trevor Bauer angeführt wird. Alle drei haben All-Star-Potenzial und können das Team durchaus tragen, ebenso der Bullpen, der von Raisel Iglesias weiterhin mit harten Fastballs angeführt wird.

Cincinnati Reds: Schwächen

Gelingt es, die erhöhte PS-Zahl auch auf die Strecke zu bringen? Die Reds wirken auf dem Papier deutlich verbessert und gelten bei vielen Experten als heißer Playoff-Tipp. Aber bislang hat diese Truppe noch nicht konstant gezeigt, dass man das Zeug zu einem Spitzenteam hat.

Überhaupt muss erwähnt werden, dass ein paar vermeintliche Leistungsträger zuletzt nicht unbedingt Top-Niveau an den Tag legten. Votto etwa steuert auf die 37 zu und spielte 2019 seine wohl schlechteste Saison in der MLB (seit 2007). Top-Talent Nick Senzel (Center Field) wiederum muss den nächsten Schritt machen, um das Lineup der Reds abzurunden.

New York Mets

Letztmals reichte es für die Mets 2016 zu einem Playoff-Platz. Seither spielte man teils passabel, teils fehlte es einfach an Qualität. Lediglich Pitcher Jacob deGrom überzeugte und gewann in den vergangen zwei Jahren jeweils den Cy Young Award für den besten Pitcher der National League.

New York Mets: Stärken

Man mag es kaum glauben, aber die Kadertiefe der Mets ist in diesem Jahr wirklich vorzeigbar. Mit Sorgenkind Yoenis Cespedes ist sogar einer der langjährigen Topverdiener zurück - er fiel seit 2018 durchweg aus - und wird wohl den DH geben.

Angeführt wird die Offense allerdings vom "Polar Bear" Pete Alonso, der im Vorjahr mit 53 Homeruns den Rookie-Homerun-Rekord von Aaron Judge (52 im Jahr 2017) brach und sich zum Rookie des Jahres in der NL krönte. Von ihm ist auch in einer verkürzten Saison wieder Großes zu erwarten.

Weitere Schlüsselrollen spielen die Eigengewächse Jeff McNeil, der vom Outfielder zum Third Baseman umfunktioniert wurde, sowie Michael Conforto und Brandon Nimmo im Outffield.

Ebenfalls hervorzuheben ist deGrom, der die Pitching Rotation standesgemäß anführt. Im Bullpen erhofft sich das Team einen Schub durch Ex-Yankee Dellin Betances, der nach langer Verletzungspause einen Neuanfang versucht und wohl das siebte oder achten Inning übernehmen wird, ehe All-Star-Closer Edwin Diaz zur Tat schreitet.

New York Mets: Schwächen

Verletzungen waren zuletzt immer wieder die Achillesferse der Mets. Stand jetzt sind nahezu alle Top-Feldspieler fit. Doch das gilt nicht für den zweiten Top-Pitcher des Teams, Noah Syndergaard. "Thor" unterzog sich nach einer Ellenbogenverletzung einer Tommy John Surgery und wird frühestens im Sommer 2022 wieder auf dem Mound stehen. Das schwächt die ansonsten imposante Pitching Rotation ungemein. Mit Steven Matz, Rick Porcello und Michael Wacha ist zwar noch genug MLB-Erfahrung vorhanden, die ganz große Klasse fehlt jedoch hinter deGrom.

Offensiv bleibt die Gesundheit von Cespedes ein Thema. In Testspielen lief er auf Anraten der Ärzte nach eigener Aussage nur mit rund 75 Prozent Intensität. Nach Fuß- und Beinverletzungen muss man vorsichtig sein mit ihm. Sportlich betrachtet steht zudem ein Fragezeichen hinter Second Baseman Robinson Cano, der an Position 3 schlagen soll, doch seine beste Zeit liegt schon einige Jahre zurück. Conforto an 3 wäre vielleicht eine bessere Option auf lange Sicht.

Washington Nationals

Die Nationals gewannen etwas überraschend im Vorjahr gegen die Houston Astros ihre erste World Series der Franchise-Geschichte. Anschließend hielten sie das Erfolgsteam weitestgehend zusammen.

Washington Nationals: Stärken

Die größte Stärke der Nationals bleibt die Pitching Rotation. Angeführt von Max Scherzer und Stephen Strasburg kann es dieser Mannschaftsteil mit jedem Gegner aufnehmen und war auch der Hauptgrund, warum es letztlich zum World-Series-Triumph reichte.

Zudem hilft es enorm, dass der Kern zusammengehalten wurde. Allen voran Left Fielder Juan Soto hält das Team offensiv auf Kurs. Durch die Neuzugänge wie Eric Thames und Starlin Castro wurden zudem Lücken auf der rechten Seite des Infields gestopft.

Washington Nationals: Schwächen

Es sieht so aus, als ob sich die Nationals auch hier treu blieben. Der Bullpen kommt immer noch fragwürdig daher. Gerade Will Harris sollte das Niveau erhöhen, aber wirklich verlässlich macht dies die Gruppe nicht.

Zudem wiegt der Abgang von Anthony Rendon (Angels) schwer. Der Third Baseman war neben Soto das Herzstück der Offense und ob Rookie Carter Kieboom ihn adäquat ersetzen kann, muss zumindest mal bezweifelt werden. Zudem fehlt in der Kabine Anführer Ryan Zimmerman, der aufgrund von Corona auf die Saison verzichtet. Für das Urgestein wäre es wohl die letzte Saison gewesen.

National League: Der weitere Kreis

Chicago Cubs

Immer zu nennen sind die Cubs, die allerdings zuletzt schwächelten und die sich auf dem Transfermarkt weitestgehend zurückgehalten haben. Gerade die Rotation wirkt zweifelhaft, während viel davon abhängt, wie das Team den Übergang vom exzentrischen Manager Joe Maddon hin zum eher leiseren David Ross verkraften wird. Die Cubs haben Potenzial, wirkten zuletzt aber uninspiriert.

Philadelphia Phillies

Das Möchtegern-Powerhouse im Osten hat 2019 auch mit Superstar Bryce Harper nicht die Playoffs erreicht. Seither hat sich nicht viel getan. Mit Didi Gregorius kam ein Spieler für die besonderen Momente von den Yankees. Zudem wurde Pitcher Zack Wheeler von den Mets geholt, wobei der vielleicht nicht das erhoffte große Upgrade repräsentiert, das sein Preisschild (5 Jahre/118 Millionen Dollar) suggeriert. Auch hier gab es einen Manager-Wechsel: Weg vom eher lockeren Gabe Kapler hin zum militärisch disziplinierten Joe Girardi, dem in New York mangelndes Verständnis der Jugend nachgesagt wurde.

Milwaukee Brewers

Vielleicht der interessanteste Sleeper-Pick in der NL. Die Brewers flogen in den vergangenen Jahren stets unter dem Radar, fanden aber zumeist einen Weg, erfolgreich zu sein. Bis auf Outfielder und 2018er MVP Christian Yelich fehlt es hier an Star-Power, doch könnte es in einer kurzen Saison zum Vorteil werden, dass Manager Craig Counsell ein Meister des Bullpennings und situativen Managements ist. Er könnte mit aggressiven Pitcher-Wechseln den Unterschied für sein Team ausmachen.

St. Louis Cardinals

Eigentlich stets ein Topteam zeichneten sich die Cardinals zuletzt eher durch solide Leistungen und langfristigen Erfolg aus. Das könnte bei nur 60 Spielen zum Problem werden. Auch problematisch ist, dass Closer Jordan Hicks und sein 105-MPH-Fastball fehlen werden. Gelingt es dem Team, sich auf die ungewöhnliche Situation einzustellen und von Anfang an Gas zu geben? Wenn nicht, könnte es schnell vorbei sein in dieser Spielzeit.

American League im Favoritencheck

New York Yankees

2017 und 2019 standen die Yankees in der American League Championship Series und unterlagen jeweils den Houston Astros, die nach heutigem Kenntnisstand nicht ganz sauber spielten, um erfolgreich zu sein. Entsprechend gehen die Bronx Bombers, die in den vergangenen zwei Spielzeiten stets 100 Spiele gewannen, mit Wut im Bauch ins Jahr 2020.

New York Yankees: Stärken

Basierend auf dem, was das Team in den bisherigen paar Testspielen gezeigt hat, ist die Offense bereits in guter Verfassung. Der Schlüssel zum Erfolg bleibt jedoch die Gesundheit der Topstars. Auch mit zahlreichen Verletzungen manövrierte Manager Aaron Boone die Seinen zum Division-Sieg 2019, doch für den ganz großen Wurf braucht es gesunde Topstars wie Aaron Judge und Giancarlo Stanton, der wohl den DH-Spot für weite Teile der Saison bekleiden wird, um möglichst fit zu bleiben.

Insgesamt bleibt das Lineup des Vorjahres zusammen und ist extrem tief besetzt, zumal neben Stanton auch Miguel Andujar nach langer Schulterverletzung wieder zurück ist und aktuell nicht mal einen Platz im Starting Lineup hat. Große Hoffnungen legt das Team zudem auf eine Bestätigung der Breakout-Saison von Gleyber Torres, der nach Greogorius' Abgang nun der Vollzeit-Shortstop ist.

Alle Augen werden jedoch gerade im Season Opener auf Starting Pitcher Gerrit Cole gerichtet sein, der den Yankees das langersehnte Pitching Ace gibt, das ihnen so lange abging. Der Bullpen wiederum bleibt tief besetzt, auch wenn Closer Aroldis Chapman nach Corona-Infektion den Start wohl verpassen wird.

New York Yankees: Schwächen

So imposant Cole auch daherkommt, dahinter gibt es Fragezeichen in der Rotation. James Paxton kommt ebenso von einer längeren Verletzung zurück wie Jordan Montgomery. Zudem hatte Masahiro Tanaka großes Glück, dass er sich im Training bei einem Treffer am Kopf nur leicht verletzte und schon bald wieder pitchen kann.

Insgesamt aber fehlt wohl weiterhin die Extraklasse hinter Cole, was problematisch werden könnte, wenn die Starter aus der zweiten Reihe enttäuschen sollten.

© imago images / Philippe Ruiz

Houston Astros

Natürlich müssen auch die Astros als Champion von 2017 und AL-Champion von 2019 an dieser Stelle genannt werden. Sie stellten in den vergangenen Jahren stets eine der besten Offenses der Liga und brillierten ebenso mit großartigem Pitching. Die spannende Frage für 2020 jedoch ist, ob ohne Sign-Stealing weiterhin so großartige Offensivleistungen drin sind.

Houston Astros: Stärken

Beständigkeit ist das große Stichwort in Texas. Bis auf Cole (Yankees) sind eigentlich alle Leistungsträger geblieben. Und gerade offensiv haben die Altuves, Bregmans und Correas nun einiges zu beweisen. Immerhin bleiben ihnen die Anfeindungen der Fans außerhalb Houstons durch Corona erspart.

Im Pitching geht weiterhin Cy-Young-Gewinner Justin Verlander voran, während Rückkehrer Lance McCullers Jr. seine lange Verletzungspause überstanden hat. Im Bullpen ist zudem zu vermelden, dass Ryan Pressly wohl wieder in der Spur ist, nachdem er in den Playoffs des Vorjahres gewaltig geschwächelt hatte.

Houston Astros: Schwächen

Wenn Utility-Spieler Aledmys Diaz dein namhaftester Bankspieler ist, heißt das nichts Gutes. Die Astros haben eine starke Startformation, doch dahinter kommt nicht allzu viel. Zudem fehlt DH Yordan Alvarez seit Wochen aus unbekanntem Grund. Wann er zurück sein wird, ist völlig unklar.

Die Pitching Rotation hat zwar McCullers zurück, ist ohne Cole aber bei weitem nicht mehr so dominant und furchteinflößend wie im Vorjahr. Zudem sind die zwei Topleute der Rotation, Verlander und Zack Greinke, beide schon 37 respektive 36 Jahre alt. Dahinter wird experimentiert: Josh James war bislang ein hart werfender Reliever und muss erstmal beweisen, dass er das Zeug zum Starter hat. Framber Valdez wiederum war in den zwei vorherigen Jahren eher als Lückenfüller unterwegs. Zudem bleibt der Bullpen hinter Roberto Osuna und Pressly fragwürdig und wird ohne James auch nicht besser geworden sein.

Ein mögliches weiteres Problem für Houston könnte die Sperre und Entlassung von Manager A.J. Hinch sein, der ein Meister darin war, Taktik und Strategie durch überlegene analytische Daten an die Spieler zu vermitteln. Sein Nachfolger, Dusty Baker, ist zwar bei allen Beteiligten deutlich zugänglicher und beliebter, aber Analytics sind nicht wirklich sein Ding.

Minnesota Twins

Max Kepler und Co. gewannen 2019 nach längerer Durststrecke mal wieder die AL Central und gehen erneut als klarer Favorit ins Division-Rennen.

Minnesota Twins: Stärken

Die Twins schlugen 2019 die meisten Homeruns überhaupt in der Liga und legten in der Offseason mit dem früheren MVP Josh Donaldson (Third Base) nochmal ein wenig Power nach. Soll heißen: Auch 2020 dürfte die Offense das Prunkstück dieses Teams werden.

Kepler wiederum bleibt in seiner Rolle als Lead-Off-Hitter an der Spitze des Lineups und kann nun beweisen, dass seine bislang beste Saison kein Zufall war.

Spannend wird die Pitching Rotation, die hinter Jose Berrios enorm an Erfahrung gewonnen hat. Mit Rich Hill, Maeda und Homer Bailey kommen gleich drei alte Hasen, die allesamt schon viel gesehen haben und gerade den jüngeren Werfern des Teams in ihrer Entwicklung weiterhelfen könnten.

Minnesota Twins: Schwächen

Sollten Spieler wie Miguel Sano oder vor allem Center Fielder Byron Buxton fit bleiben, scheint die Offense keine großen Schwächen aufzuweisen. Als Schwäche muss daher eher die dünn besetzte Bank betrachtet werden. Catcher Alex Avila steht für Erfahrung, doch die restlichen Akteure sind eher Fragezeichen, abgesehen von Marwin Gonzalez, der auch dieses Jahr als Allzweckwaffe glänzen könnte.

Die Erfahrung in der Rotation wird groß sein, doch reicht es auch sportlich noch? Während Hill (40) mit seinen Breaking Pitches wohl noch länger spielen könnte, war Maeda in L.A. nur noch Ersatzmann. Und Bailey fehlte es über seine gesamte Karriere an Konstanz. Im Bullpen wiederum fehlt der ganz dominante Stuff, um ruhig schlafen zu können.

Oakland Athletics

Die A's holten in den vergangenen zwei Jahren jeweils hinter den allüberragenden Astros die AL Wildcard, schieden dann aber stets direkt aus. 2020 könnten sie aufgrund der besonderen Situation mit nur 60 Spielen aber Morgenluft im Westen schnuppern.

Oakland Athletics: Stärken

Die A's dürften genau wie die Astros von einem verhältnismäßig leichten Spielplan profitieren. Die restlichen Teams der AL West wirken eher überschaubar und in der NL West sind bis auf die Dodgers eigentlich keine ernsthaften Kontrahenten zu finden.

Abgesehen davon haben die A's ihr Topteam aus dem Vorjahr zusammengehalten. Matt Chapman bleibt der Star des Teams und der letztjährige MVP-Anwärter, Shortstop Marcus Semien, geht mit Extra-Motivation in die Saison - er wird nach der Spielzeit Free Agent und könnte einen lukrativen Vertrag erhalten.

Die Pitching Rotation wiederum wird vor allem davon profitieren, dass Linkshänder Sean Manaea nach langer Pause zurück ist.

Oakland Athletics: Schwächen

Die Bank wirkt wenig überzeugend. Es sind alles solide Leute, aber keiner der herausragt. Ebenso stellt sich die Frage, ob der Bullpen letztlich stark genug ist. Auch hier trifft eher das Prädikat solide statt dominant zu.

Insgesamt sind auch die A's ein Team, das über lange Sicht erfolgreich ist, doch eine kürzere Saison könnte auch für sie ein Problem werden, wenn man auf ihre lange Pleitenserie in Playoff-Serien schaut.

Tampa Bay Rays

Die Rays scheiterten als Wildcard im Vorjahr erst in fünf Spielen an den Astros in der ALDS und waren generell nah dran an der Spitze der AL (East).

Tampa Bay Rays: Stärken

Eine kurze Saison erfordert viel Kreativität. Insofern könnte Manager Kevin Cash genau der richtige Mann für die Aufgabe sein. Cash perfektionierte in den vergangenen Jahren die Nutzung des Openers und zeigte sein gutes Gespür, was Pitcher-Wechsel angeht. In einer kurzen Saison könnte das ein entscheidender Faktor werden, um etwaige andere Defizite zu entkräften.

Wie üblich verfügt das Lineup der Rays nicht über den einen Star. Vielmehr soll im Kollektiv gearbeitet werden. Das heißt, dass dieses Lineup fast beliebig bestückt werden kann, ohne zu viel an Potenzial einzubüßen.

Gleiches gilt für den Bullpen, der sehr vielseitig ist. In der Rotation allerdings ragt Linkshänder Blake Snell deutlich heraus und wird voran gehen.

Tampa Bay Rays: Schwächen

Klare Schwächen sind keine vorhanden, klare Stärken aber auch nicht. Die Rays sind das ultimative solide Team, das kann reichen. Aber wenn es hart auf hart kommt, stellt sich die Frage, wer den Unterschied ausmacht. Wer tritt im entscheidenden Moment ins Rampenlicht?

American League Der weitere Kreis

Boston Red Sox

Nach dem Triumph 2018 spielte Boston 2019 keine Rolle. Auch 2020 droht ein ähnliches Schicksal, zumal nun auch noch Superstar Betts weg ist. Offensiv hängt nun wirklich alles an DH J.D. Martinez und Third Baseman Rafael Devers. Alle anderen sind Durchschnitt. Beim Pitching verpasst Chris Sale die komplette Saison, während Price weg ist. Mit Nathan Eovaldi an der Spitze droht die Saison trotz ihrer Kürze sehr lang zu werden.

Cleveland Indians

Einst ein konstanter Playoff-Anwärter, nun ein Team, das kämpfen muss. Mit Francisco Lindor und Jose Ramirez ist der Kern der Offense weiterhin hochkarätig besetzt. Die große Frage ist jedoch, ob das Pitching ohne Corey Kluber an der Spitze immer noch mithalten kann.

Los Angeles Angels

Shohei Ohtani ist zurück bei voller Stärke und wird nicht nur als DH spielen, sondern auch wieder pitchen. Für Unterhaltung ist damit gesorgt. Zudem leistete sich das Team mit Anthony Rendon einen neuen hochkarätigen Third Baseman, sodass das Lineup insgesamt tiefer hinter Superstar Mike Trout besetzt ist. Allerdings fehlt es hinter Ohtani weiter an Extra-Klasse. Im Pitching gilt so ziemlich das Gleiche. Hier müssten sich Andrew Heaney und Dylan Bundy schon gewaltig strecken, um wirklich in der Division anzugreifen.

Texas Rangers

Pünktlich zur Eröffnung des neuen Globe Life Fields wurde die Mannschaft nochmal verstärkt. Allen voran Kluber wird das Pitching verbessern, zumal nun sogar drei bis vier solide Starter vorhanden sind. Die Offensse wirkt gut auf dem Papier und erhält mit Todd Frazier gute Verstärkung. Doch Bank und Bullpen bleiben eher dubios.