Stabhochspringen ist gefährlich und kann sehr schmerzhaft sein! Beginnen wir hier aber mit einem Horrorunfall, der zum Glück glimpflich ausgegangen ist. Mitte Februar hat College-Athlet Zach McWhorter von der Brigham Young Universität im US-Bundesstaat Utah sein Training absolviert. Er läuft an, steckt den Stab in den Einstichkasten, der Athlet springt ab, schraubt sich nach oben, überquert die Latte – und dann passiert es: Beim Herunterfallen bohrte sich die Stabhochsprungstange durch seine Turnhose, durch seine Unterhose – und durch seinen Hoden. Zum Glück für den Athleten eilte ihm sein Trainer, der auch sein Vater und zugleich Urologe ist, Sekunden nach der Verletzung zu Hilfe. „Unmittelbar nach dem Vorfall sind wir ins Krankenhaus gefahren und mein Vater hat mich mit 18 Stichen zusammengenäht“, erzählte Zach später der Presse.

Bruch des fünften Halswirbels

Der 30. Juli 2015 war ein weitaus traurigerer Tag. Kira Grünberg, Österreichs Rekordhalterin im Stabhochsprung, nahm im Training Anlauf, sprang ab – doch ihr Sprung entwickelte zu wenig Tiefe. Sie stürzte in den Einstichkasten. Dabei zog sie sich einen Bruch des fünften Halswirbels zu. Sie wurde ins Landeskrankenhaus Innsbruck eingeliefert, in dem sie fast zwei Stunden operiert wurde. Die Diagnose Querschnittlähmung stand aber schon vor der Operation fest ...

„Das Leben ist schön. Auch im Rollstuhl. Anders schön als vorher. Aber auch schön“, schrieb die jetzige ÖVP-Nationalratsabgeordnete auf ihrer Homepage. Zuletzt in einem Interview mit der „Tiroler Tageszeitung unterstrich sie ihren Lebensmut: „Auf das prophezeite Loch warte ich immer noch ...“
Grünbergs Schicksal bewegte die ganze Sportwelt – und warf natürlich eine Frage auf: Wie kann man das Stabhochspringen sicherer machen? In Österreich engagierte sich diesbezüglich vor allem Ex-Zehnkämpfer Roland Werthner. Der Oberösterreicher überquerte einst mit dem Stab immerhin 4,40 Meter. Zwölf Punkte umfassten seine Verbesserungsvorschläge.

Der "Familienrekord" der Werthners

Seine erste Forderung: Training und Wettkämpfe nur noch bei Vorhandensein einer Umpolsterung des Einstichkastens, so wie es in den USA verpflichtend ist. „Dieser Schutz wird zweifelsohne oft eingesetzt. Aber nicht immer. Manche Athleten glauben, dass der Schutz die Stabbiegung beeinflussen kann.“ Werthner weiß, wovon er spricht. Sein Sohn Oliver ist Stabhochspringer und hält mit 4,91 Meter den „Familienrekord“.

Welche Entwicklungen Werthner noch positiv sieht: „Meistens werden Matten in Maximalgröße angeschafft, die Einstichkästen sind teilweise aus Kunststoff und auch die Betreuung der Athleten hat sich verbessert.“ Wo der Linzer noch Verbesserungsbedarf sieht? „Eine eigene ÖLV-Lizenz für Stabhochsprungtrainer wäre gut.“ Was aber alle freut: Seit der Grünberg-Tragödie gab es in Österreich keinen schweren Unfall im Stabhochsprung mehr. Möge es so bleiben.