Am Mittwoch geht es für Sie in Linz gegen Madison Brengle los. Haben Sie ein Rezept gegen die Amerikanerin?
JULIA GRABHER: Ich habe mit ihr zuletzt in Auckland trainiert, sie hat einen sehr speziellen Spielstil, der gewöhnungsbedürftig ist. Darauf muss ich mich sicher gut einstellen, gleichzeitig gilt es, mein eigenes Spiel zu forcieren, selbstbewusst, aggressiv und druckvoll aufzutreten.

Sie haben vergangene Woche in der ersten Lyon-Runde gegen die spätere Turniersiegerin Alycia Parks nur hauchdünn verloren. Wie viel zusätzlichen Auftrieb gibt das, wenn man sieht, schon nah an der Spitze dran zu sein?
Gerade weil ich knapp dran war, war es eine sehr bittere Niederlage, die mich richtig geärgert hat. Mit ein wenig Abstand sieht man natürlich auch das Positive und natürlich nimmt man aus solchen Partien auch einiges mit, aber im ersten Abdruck bleibt eine Niederlage eine Niederlage.

Sie stehen als einzige Österreicherin im Linz-Hauptfeld und sind auch die einzige ÖTV-Spielerin in den Top 100. Wie bewerten Sie die Situation im heimischen Damen-Tennis und wäre es für Sie von Vorteil, wenn auch andere Österreicherinnen besser gereiht wären?
Selbstverständlich wäre es von Vorteil, wenn mehrere ÖTV-Spielerinnen in den Top 100 wären. Es würde dem Damen-Tennis in Österreich mehr mediale und öffentliche Aufmerksamkeit bringen und dadurch vielleicht noch mehr Kinder motivieren, zum Schläger zu greifen. Der Weg in die Top 100 ist sehr steinig, aber wir haben sehr viel Potenzial in unseren Reihen. Daher bin ich auch überzeugt, dass die eine oder andere sehr bald ihren Weg machen wird.

Sie haben relativ spät den Einzug in die Top 100 geschafft. Welchen Anteil daran hat Ihr Trainer Günter Bresnik?
Ich bin dankbar und froh über die Zusammenarbeit mit Günter, der mir so ziemlich in allen Belangen weiterhilft – sei es am Platz oder abseits davon. Er verfügt über ein unglaubliches Fachwissen, glaubt an mich und gibt mir den Weg vor. Das ist nicht selbstverständlich. Ich schätze unsere Zusammenarbeit wirklich sehr und denke, dass man seine Handschrift immer besser sieht.

Menstruation im Frauen-Spitzensport ist derzeit großes Thema – wie gehen Sie damit um, ist es für Sie auch hinderlich? Wie könnte man diese Problematik lösen?
Es nach wie vor als Tabuthema zu behandeln, ist ein grundsätzliches Problem in unserer Gesellschaft. Aber das betrifft nicht nur Sportlerinnen, sondern jede Frau. So gesehen finde ich die aktuellen Diskussionen rund um das Thema sehr förderlich. Wenn ich mich aufgrund meiner Periode unwohl fühle und meine Leistung nicht bringen kann, muss ich ohne Scham darüber reden können. Und ich denke, es sollte auch vom Gegenüber mit dem gleichen Selbstverständnis wahrgenommen werden.

Welche Ziele haben Sie sich für 2023 gesetzt?
Wichtig ist, dass ich gesund und fit bleibe, um den Prozess stetig weiterentwickeln zu können. Es gibt noch jede Menge Luft nach oben, damit wartet weiterhin viel Arbeit auf mich. Unterm Strich möchte ich der absoluten Weltspitze näher kommen, hoffe auf den nächsten Schritt.

Abseits des Tennis – wie verbringen Sie Ihre wenige Freizeit?
Ich freue mich über die eher seltenen Momente, wo ich abschalten kann und Zeit für meinen Freund und die Familie habe. Mal gut essen gehen, oder ins Kino, ein Stadtbummel, so was in der Art. Partymaus wird aus mir keine mehr (lacht).