Am Dienstag verkündete Dominic Thiem überraschend seine Absage beim Einladungsturnier von Abu Dhabi, wo der Niederösterreicher nach rund fünfmonatiger Verletzungspause am Donnerstag gegen Andy Murray sein Comeback geben wollte. Etwaige Sorgen um den Gesundheitszustand des 28-Jährigen sind aber unbegründet, wie Thiem nun in einer Online-Pressekonferenz bekannt gab. Und so sprach der US-Open-Sieger 2020 aus Dubai zugeschaltet über ...

... die Absage in Abu Dhabi: Für mich selbst war es nicht überraschend. Natürlich hätte ich gerne gespielt, aber es war klar, dass es eng werden würde. Mein ganzer Prozess läuft voll nach Plan, ich bin absolut schmerzfrei, hänge nur im Schlagtraining etwas hinterher. In Abu Dhabi spielt erfahrungsgemäß jeder voll. Ich bin aber noch nicht ready für solche Matches, stelle mich dem erst, wenn meine Vorhand bei 100 Prozent ist. Derzeit sind es aber erst 80 Prozent.

... die mentale Hürde: Das Schwierigste ist natürlich, bei den Schlägen die Verletzung aus dem Kopf zu bekommen. Mir ist die Sehne ja nicht einmal, sondern zweimal gerissen – das ist noch sehr präsent im Kopf. Diese Blockade muss ich noch lösen, auch wenn das Handgelenk aufgrund der Vernarbung noch stabil und stärker als vor der Verletzung ist. Aber ich hatte auch nach meiner Fußverletzung in Indian Wells anfänglich eine Blockade und Angst, den Fuß wieder voll zu belasten. Aber das dauert eben seine Zeit, dann macht es Klick und die ganze Sache ist vergessen.

... die Entwicklung im Handgelenk: Am 4. Oktober habe ich die Schiene runterbekommen, am 15. Oktober habe ich die ersten Schläge gemacht. Anfangs waren es 15 bis 20 Minuten Training, jetzt sind es bereits zweieinhalb Stunden am Tag. Wenn die Entwicklung so weitergeht, bin ich optimistisch, am 2. Jänner beim ATP Cup in Sydney mein Comeback geben zu können.

… sein neues Team: Da passt alles gut. Mit meinem neuen Fitnesstrainer Jez Green habe ich eine anstrengende Zeit hinter mir, wir haben drei Monate Vollgas gegeben. So viel Zeit für die Fitness hat man in einer normalen Saison nicht, dafür bin ich jetzt körperlich richtig gut drauf. Er setzt neue Impulse, die aber natürlich genau auf das Tennis zugeschnitten sind. Da geht es vor allem um Bewegungsabläufe. Und mit meinem neuen Physio Carlos Costa hat sich auch alles schnell eingelebt.

... seine Erwartungen: Es ist das erste Mal, dass ich so eine lange Pause hatte. Daher sind meine Erwartungen für Australien auch nicht die allerhöchsten. Ich muss schauen, wie es ist, wieder Matches gegen die Besten der Besten zu spielen. Ich gehe davon aus, dass ich mich erst im Laufe des Jahres wieder tiefer in die Turniere reinspielen kann.

... seine fast sechsmonatige Verletzungspause: Ich konnte dadurch ein schönes halbes Jahr zu Hause verbringen. Das Tennisleben ist lässig, aber auch anstrengend – daher habe ich diese Auszeit auch einmal genossen. Außerdem konnte ich dank der Ruhephase auch anderen Wehwehchen vorbeugen, die vielleicht ausgebrochen wären, wenn ich weitergespielt hätte. Ich hoffe, dass ich stärker zurückkomme – und dann hätte die Auszeit ja auch einen Vorteil gehabt.

... die weitere Marschroute: Ich werde noch eine Woche hier in Dubai trainieren und am 22. Dezember nach Sydney fliegen. Dort werde ich Weihnachten und Neujahr verbringen, viel trainieren und dann hoffentlich beim ATP Cup aufgeschlagen. Möglicherweise spiele ich vor den Australian Open auch noch ein ATP-250er-Turnier. Das hängt aber von meiner Entwicklung und der Frage, ob ich noch Matchpraxis benötige, ab. Klar ist aber auch, dass ich Melbourne auch dann spielen würde, wenn ich davor kein einziges Match bestreiten könnte.

... das Niveau der Gegner: Natürlich haben sich die anderen in meiner Abwesenheit weiterentwickelt und es wird definitiv ein steiniger Weg zurück. Vor allem, weil ich zu Beginn aufgrund meiner niedrigen Setzung schon früher auf die Besten treffen werde. Aber ich musste mich in meiner Jugend auch raufkämpfen und habe es geschafft. So ähnlich sehe ich es jetzt und hoffe, meine Erfahrung einsetzen zu können.

... seinen Spielstil: Der ist sehr kräfteraubend und funktioniert nur, wenn ich mich zu 100 Prozent reinhaue. Andere können sich mit ihrem Talent oder einem guten Aufschlag über eine schlechte Phase rüberretten – das geht bei mir nicht. Deshalb ist es ja auch so wichtig, dass ich vollkommen fit bin und volles Vertrauen in mein Handgelenk habe. Gelingt mir das, habe ich bestimmt noch einige gute Jahre vor mir.

... den Davis Cup: Ich wäre gerne nach Innsbruck gefahren, um das Team anzufeuern. Doch dem hat die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht und so war es wie jedes Turnier ohne Fans ein bisschen ein Trauerspiel. Ob ich im März auswärts in Südkorea dabei sein werde, kann ich jetzt noch nicht sagen. Das hängt von meiner Entwicklung in den kommenden Wochen und Monaten ab.