Als Serena Williams Anfang 2017 bei den Australian Open ihren 23. Grand-Slam-Titel fixierte, hatte die damals bereits schwangere Amerikanerin bis dahin nur sechs Mal ein Major-Finale verloren. Zu diesem Zeitpunkt trennte die 38-Jährige nur noch eine Trophäe, um den Langzeit-Rekord der Australierin Margaret Court zu egalisieren. Eine Herausforderung, die Williams zuletzt immer wieder anspornte. Doch die verflixte 24 erweist sich für die Ausnahmesportlerin, die insgesamt 319 Wochen an der Spitze der Weltrangliste stand, bislang als unüberwindbare Hürde.

2018 musste sie sich im Endspiel Angelique Kerber glatt geschlagen geben, wenige Wochen später zog sie im US-Open-Finale gegen Naomi Osaka klar den Kürzeren. 2019 wiederholte sich das Dilemma: Im Wimbledon-Endspiel musste sie Simona Halep den Vortritt lassen, im US-Open-Finale hatte Bianca Andreescu den längeren Atem. Die nächste Chance, sich endlich ihren letzten sportlichen Lebenstraum zu erfüllen, hatte Williams nun bei den heurigen US Open.

Asarenka bremste Williams aus

Die Vorzeichen waren nicht die schlechtesten: Gleich sechs Spielerinnen aus den Top zehn verzichteten aufgrund der Corona-Krise auf ein Antreten in Flushing Meadows. Als Nummer drei gesetzt kämpfte sich die kontroversielle Tennis-Ikone erneut bis ins Halbfinale, wo sie nun allerdings im Duell der Tennis-Mütter von der wiedererstarkten Weißrussin Viktoria Asarenka mit 6:1, 3:6, 3:6 in die Schranken gewiesen wurde. Natürlich sei sie enttäuscht, doch hätte sie alles gegeben, erklärte eine geknickte Williams in der anschließenden Pressekonferenz.

Zugleich betonte die mehrfache Weltsportlerin des Jahres, dass sie auf alle Fälle nach Paris fliegen und dort bei den French Open (ab 27. September) den nächsten Versuch starten würde. Obwohl sie in Roland Garros drei Mal triumphieren konnte (zuletzt 2015), scheinen ihre Chancen, ausgerechnet auf Sand die ominöse 24 zu knacken, am geringsten, weil dieser Belag schnelle Punkte kaum zulässt.

Und dann? Einen Tag vor dem ersten Aufschlag an der Seine feierte Williams ihren bereits 39. Geburtstag. Kurz gesagt: Der 73-fachen Turniersiegerin läuft die Zeit davon. Denn, auch wenn sie nach wie vor aufgrund ihres Power-Tennis in der Weltspitze mithalten kann, lassen sich die unweigerlich mit dem voranschreitenden Alter einhergehenden körperlichen Hürden nicht ausblenden: Reaktion, Schnellkraft, Beweglichkeit – alles eingeschränkte Faktoren, die ihre Chance auf Titel Nummer 24 in immer weitere Ferne rücken lassen.

Wie auch die Tatsache, dass ihre die aktuelle Corona-Krise nicht in die Karten spielt. Durch die Absage des heurigen Rasen-Klassikers in Wimbledon wurde Williams bereits einer Chance auf die 24 „beraubt“. Ob die Australian Open im Jänner 2021 ausgetragen werden können und sie – wenn ja – überhaupt dorthin fliegt, steht noch in den Sternen.