Oliviero Palma hat sich ein hohes Ziel gesteckt. Der Veranstalter der Palermo Ladies Open will dieser Tage beweisen, dass es trotz Coronakrise möglich ist, ein internationales Tennisturnier über die Bühne zu bekommen. Seit Montag fliegen in der sizilianischen Hauptstadt erstmals wieder seit Ausbruch der Pandemie bei einem offiziellen WTA-Event Filzkugeln über die Netzkante, doch schwingt bei diesem Restart trotz aller getroffenen Vorkehrungen stets ein großes Gefühl der Unsicherheit mit.

Stolz sei Signore Palma, dass Palermo und damit auch ausgerechnet das von Covid-19 so arg gebeutelte Italien die Chance erhalte, mit der Wiederaufnahme des Tennisbetriebs Sportgeschichte zu schreiben. Auch, wenn die Angst des Scheiterns ein stetiger Begleiter sei. Denn eines ist klar: Palermo ist für die Damentour der Crashtest: Geht alles gut, besteht auch für die restliche Saison noch Hoffnung. Und wenn nicht? Daran wollen Signore Palma und die WTA-Verantwortlichen erst gar nicht denken.

Viele Sicherheitsvorkehrungen

Noch sind die von der in einem Corona-Fiasko geendeten Adria Tour verursachten Scherben nicht gänzlich weggekehrt. Auch in Palermo, wo im Vorfeld eine ungenannte Spielerin einen positiven Test abgab, sind Zuschauer zugelassen. Temperaturmessungen beim Einlass, extra zugewiesene Tribünenplätze sowie das stetige Tragen von Gesichtsmasken sind neben verpflichtenden Tests für alle Spieler und Betreuer nur einige jener Maßnahmen, die jedoch einen möglichen Cluster verhindern sollen.

Trotz all dieser Bemühungen entschied sich etwa Simona Halep gegen einen Aufschlag in Palermo. Dabei hätte Signore Palma sogar erwirkt, dass die 14-tägige Quarantäne, in die sich jeder nach Italien einreisende rumänische Staatsbürger begeben muss, extra für die Weltranglistenzweite aufgehoben worden wäre. Eine Tatsache, die zugleich eines der schwerwiegendsten Probleme, mit denen der internationale Tennissport aktuell kämpft, aufdeckt: das Reisen.

Es herrscht eine Ungleichheit

In Palermo setzt sich der von der Kroatin Petra Martic angeführte 32er-Raster quasi nur aus Europäerinnen zusammen. Dass die Reisebeschränkungen die Teilnahme von Spielerinnen aus Übersee oder anderen Ländern außerhalb des alten Kontinents extrem erschweren, wird von der WTA in Kauf genommen. Vorerst. So ist den Verantwortlichen durchaus bewusst, dass man dadurch eine Ungleichheit schafft. Kann eine Spielerin aufgrund der Auswirkungen der Pandemie an einem Turnier nicht teilnehmen, ist Fairness nicht mehr gegeben.

Signore Palma zerbricht sich darüber nur zweitrangig den Kopf. Mehr zählt für ihn, dass sich sein Turnier einen Platz in der Tennisgeschichte erspielt. Den wird es auch bekommen. Nur hoffentlich nicht deshalb, weil es in die Coronafalle getappt war.