Sie hatten ihren Turnierstart 2020 im Mai geplant. Dann kam Corona, doch demnächst steht ihr Comeback an.
TAMIRA PASZEK: Ja, endlich. Ich habe sehr lange mit einer mühsamen Fußverletzung gekämpft. Die Corona-Pause war für mich nichts Neues, da ich früh lernen musste, Geduld zu haben. Die Anfangszeit war irrsinnig entspannend. Alle Familienmitglieder haben sich gestritten, wer mit dem Hund spazieren geht. Es gab jeden Tag eine intensive Ausdauereinheit und per Videochat habe ich mit einer Freundin trainiert. Ich habe es genossen, obwohl es eine komplette Umstellung war.

Weil sie Geduld erwähnt haben: Sie haben bereits so viele herbe Rückschläge einstecken müssen. Das muss doch enorm auf die Psyche gehen.
Klar war es nicht einfach, da ich mein ganzes Herzblut ins Tennis stecke. Man trainiert, gibt jeden Tag alles und dann stoppt einen der nächste Dämpfer.

Wie schwierig ist der Spagat zwischen Motivation und Qualen?
Quälen fiel mir immer relativ leicht, muss ich gestehen, die Motivation dazu zu finden auch. Ich hatte nur immer große Angst, nicht zu wissen, ob mein Körper alles mitmacht.

Haben Sie sich einmal gedacht, warum immer ich?
Nein, gar nicht, da Hinterfragen absolut nichts bringt. Es gibt so viele Sachen im Leben, die wir niemals beantworten können. Ich bin überzeugt, dass jeder seinen Lebensweg hat und dass alles zum richtigen Zeitpunkt kommt.

War ein frühzeitiges Karriereende jemals ein Thema?
Natürlich schwirrte mir dieser Gedanke im Kopf herum. Ich war lange auf Tour, auf der anderen Seite ist man mit 29 Jahren im besten Sportleralter. Die Überlegung war da, weil es ein Leben nach dem Sport gibt und Gesundheit für mich oberste Priorität hat. Doch letztlich habe ich gemerkt, dass in mir noch Feuer brennt und ich noch nicht damit abschließen will. Es gibt offene Ziele, die ich verwirklichen will. Ich möchte unbeschwert am Platz stehen, zeigen, was ich drauf habe und wieder diesen Wettkampfflair spüren. Die Top Ten waren immer ein Ziel von mir, sowie ein Grand Slam-Sieg. Wimbledon wäre am realistischen und ein absoluter Traum. Doch die Voraussetzung ist der Körper.

Die Fitness spielt auf der Damentour in den letzten Jahren eine noch größere Rolle, oder?
Da hat es einen immensen Schub nach oben gegeben. Viele haben extrem abgenommen, läuferisch wurde es viel intensiver und das Niveau an sich ist viel höher. Das kann man nicht damit vergleichen, als ich meine Karriere begonnen habe.

Doch als ehemalige Nummer 26 der Welt hat man sicher andere Ansprüche an sich selbst.
Ja, vollkommen. Im Training kämpfe ich oft selbst mit mir, weil ich ja weiß, wie ich spielen kann. Ich habe eine erfolgreiche Karriere hinter mir und stehe jetzt vor einem kompletten Neubeginn, ohne Ranglistenplatzierung, ohne alles. Da muss ich mich trotzdem selbst bremsen, wenn es um die Erwartungshaltung geht.

Was würden Sie als Ihre größte Stärke bezeichnen?
Dass ich nie, wirklich nie aufgebe, wobei das kann in manchen Belangen auch eine Schwäche sein. Ich kann sehr stur sein, wenn ich etwas will, dann nur zu 100 Prozent.

Wo sehen Sie im Augenblick noch am meisten Potenzial?
Im gesamten Bereich. Es ist ein Prozess, in dem sich der Körper verändert, wenn man viele Matches spielt. Ich werde weiterarbeiten und mir die Zeit geben, alles nach und nach zu machen. Ich verbringe nicht mehr so viele Stunden am Platz wie noch vor vielen Jahren. Das Trainingspensum wird von Woche zu Woche gesteigert. Ich musste lernen, Vertrauen in meinen Körper zu bekommen. Da ist Feingefühl gefragt.

Am Freitag starten Sie bei den „Austrian Pro Series“ der Damen. Sind Sie schon gespannt?
Ich freue mich riesig, doch der Druck, so ehrgeizig ich auch bin, liegt bei den anderen, unabhängig von dem, was ich in meiner Laufbahn erreicht habe. Ich war ja quasi dreieinhalb Jahre arbeitslos (schmunzelt).

Das heißt es ist schwer einzuschätzen, wo Sie stehen?
Es gibt Anhaltspunkte im Training. Ich lege den vollen Fokus auf das Turnier, aber trotzdem muss ich realistisch bleiben. Es ist ein erster Schritt meines Comebacks. Ungewissheit herrscht sowieso auf so vielen Ebenen, allein schon wegen Corona. Ich glaube daran, dass 2021 ein super Jahr wird, wobei ich denke, dass nichts sein wird, wie es einmal war.