Das Dutzend ist voll - Rafael Nadal war, wie in jedem seiner French Open-Finalteilnahmen nicht zu bezwingen. Auch nicht von Dominic Thiem, der wirklich alles aus sich herausgeholt hatte und vor allem zu Beginn der Partie dem Spanier ebenbürtig gegenüber gestanden war. Mit 6:3, 5:7, 6:1 und 6:1 setzte sich der 33-jährige Mallorquiner durch und holte seinen 18. Grand Slam-Titel. Nach 3:01-Stunden lag Nadal rücklings und mit Tränen in den Augen auf dem Boden seines "Wohnzimmers".

"Es tut mir leid für Dominic. Ich möchte ihm aber gratulieren, er spielte mit unglaublicher Intensität und ein sehr, sehr starkes Turnier. Er wird aber noch oft in einem Finale stehen", zollte er Dominic Thiem Respekt. Nadal: "Für mich ist dieser zwölfte Sieg ein riesengroßer Traum. Ich hätte mir nicht gedacht, erneut im Finale stehen zu dürfen und den Pokal zu holen."

"Dominic sorry. Du bist eines der besten Beispiele auf der Tour: immer mit einem Lächeln, ein guter Mensch und einer der härtesten Arbeiter auf der Tour. Du bist eine große Inspiration für mich und auch für junge Leute", sagte Nadal und fügte hinzu. "Ich weiß, wie hart es ist, ein Finale zu verlieren. Wenn ich gegen jemanden verlieren will, dann gegen dich. Mach weiter, du wirst das sicher gewinnen!" Lange applaudierten die Zuschauer dem Österreicher bei der Pokalübergabe.

Der Wind war weg, der Regen kein Thema - nur ein Baby spürte im ersten Game offenbar bereits, dass hier in den nächsten Stunden Sandplatz-Tennis vom Feinsten zu sehen sein wird. Die Partie nahm, auch vor den Augen des bisher einzigen rot-weiß-roten Paris-Siegers Thomas Muster sofort volle Fahrt auf. Dominic Thiem (startete mit einem Doppelfehler), die letzten drei Tage jeweils auf dem Centre Court Philippe-Chartrier zugegen, wurde sofort körperlich gefordert. Dass Nadal diese Zauberbälle in einem Paris-Finale schon oft gezeigt hatte, ist nicht neu. Aber dass er im Endspiel erstmals einem ebenbürtigen Gegner gegenübergesteht, der diese ebenfalls beherrscht, sehr wohl. Thiems Auftritt war vom Start weg fulminant.

Thiem gelang ein Break zum 3:2, er musste jedoch sofort das Re-Break hinnehmen. Im siebenten Game reizte Nadal seinen Gegenüber. Beim ersten Aufschlag hielt er sich noch an das 25-Sekunden-Limit der Shotclock, bis zu einem zweiten Aufschlag nahm er sich teilweise noch einmal 25 Sekunden Zeit. Thiem lamentierte, beschwerte sich aber nicht beim Umpire. Prompt kassierte der Lichtenwörther das Break zum 3:5 und Nadal servierte aus (3:6). Auffällig zu diesem Zeitpunkt: Der Mallorquiner versuchte schnell zu punkten, Thiem hingegen hielt die Rallies lange.

Zu Beginn des zweiten Satzes ermahnte Schiedsrichter Renaud Lichtenstein Nadal. Der 25-jährige Österreicher ließ sich von all dem aber nicht mehr beirren. Und schon gar nicht Trainer Nicolas Massu, der ständig in der Box eskaliert war. Thiem blieb am Drücker, wenngleich die Intensität der Partie etwas abgenommen hatte. Beide Kontrahenten konzentrierten sich auf die eigenen, stärker gewordenen Aufschläge - es gab lange keine Breakmöglichkeiten. Schließlich fand dann Thiem eine vor und nutzte diese zum Satzgewinn (7:5). Zum ersten Mal seit 2014 musste Nadal im Finale also einen Satz abgeben.

Nadal nahm eine längere Pause und kam in der Folge entschlossen zurück auf den Court. Und Thiem verlor den dritten Satz sehr früh. Zu Null musste Thiem sein Service zu Beginn des dritten Satzes abgeben. Nadal zog bei eigenem Aufschlag ebenfalls deutlich an, stellte ebenfalls zu Null auf 2:0. Thiems Rhythmus war gar nicht weg, aber Nadal eben hellwach und zeigte außerirdische Schläge. Nach nur 28 Minuten war Satz Nummer drei für den Niederösterreicher endgültig weg (1:6).

In der Folge schien es, dass Thiem den Strapazen der vergangenen Tage aber auch der Intensität des ersten Satzes Tribut zollen musste. Er vergab gleich zu Beginn des vierten Satzes zwei Break-Chancen, eine weitere beim Stand von 0:2. Wohl die Schlüsselmomente der Partie. Denn Nadal schlug bei Aufschlag Thiem gleich wieder zu. Zudem profitierte der Spanier von vielen Fehlern des sichtlich müden Österreichers. Nadal kontrollierte das Geschehen, jedes Aufbäumen Thiems wurde sofort im Keim erstickt. Schlussendlich heimste der 33-Jährige hochverdient seinen zwölften Sieg bei den French Open ein.

Ein kleiner Trost für Dominic Thiem: Der Niederösterreicher darf sich einerseits über den ersten Satzgewinn gegen Nadal in Paris freuen. Und außerdem über 1,18 Millionen Euro Preisgeld, Nadal kassiert für den Sieg übrigens 2,3 Millionen Euro. Insgesamt stieg das gesamte Preisgeld bei den French Open (42,661 Mio. Euro) um acht Prozent.

In einer ersten Reaktion meinte Thiem: "Gut gemacht, Rafa! Ich liebe dieses Turnier und diese Leute hier, aber du warst hier nicht zu schlagen. Nadal ist eine Legende unseres Sports. Es ist unglaublich, dass er hier das zwölfte Mal gewonnen hat. Ich werde es nächstes Jahr wieder hier versuchen."