APA: Sie können recht gut mithalten mit Dominic im Training. Arbeiten Sie heimlich an einem Comeback?

Nicolas Massu (lacht): "Ich versuche in Form zu bleiben. Ich trainiere zumindest zwei-, dreimal in der Woche mit Dominic. Er schlägt den Ball sehr hart und man muss darauf vorbereitet sein. Ich gehe jeden Tag ins Gym, aber mehr, um mich gesund zu fühlen. Ich bin 39 Jahre alt und habe erst vor fünf Jahren aufgehört. Ich spiele gerne mit ihm, weil ich selbst Übungen mit ihm machen kann. Ich kann den Ball fühlen wie er von ihm kommt und ich glaube, dass das wichtig ist."

Wie entscheiden Sie, ob Sie selbst schlagen oder ein stärkerer Sparringpartner geholt wird?

"Das hängt vom Moment ab. Wir haben ein paar Übungen gemacht, die für das nächste Match wichtig sind. Es gibt einige Dinge, die ich im Match gegen Bublik gesehen habe, die wir verbessern können. Jeder Tag ist anders."

Sie sind jetzt vom Touring- zum Haupt-Coach aufgestiegen. Ändert das etwas an Ihrer Arbeit?

"Das Einzige, was ich tun will, ist zu arbeiten. Ich bin glücklich, einem netten Kerl zu helfen. Es ist so leicht mit einem Spieler wie Dominic zu arbeiten, weil er immer 100 Prozent gibt. Ich bin jung und habe Energie. Ich habe als Kind davon geträumt, der beste Spieler der Welt zu werden. Ich war Nummer 9 und habe einiges erreicht. Heute möchte ich mein Bestes geben, um alles aus Dominic herauszuholen. Er ist jetzt Nummer 4 der Welt und 25 Jahre alt. Er hat alle Chancen, eines Tages, - ich hoffe bald -, die Nummer 1 zu werden. Er ist einer der Spieler, die diese Möglichkeiten haben."

Bis vor kurzem gab es für ihren Schützling einen Trainer und Coach in Personalunion. Nun kümmern Sie sich als Coach, Herwig Straka als Manager um Thiem. Wie funktioniert die noch junge Zusammenarbeit?

"Ich versuche, an meine Arbeit zu denken und die ist es, Coach zu sein. Wenn du in einem Team arbeitest, müssen wir natürlich smart in der Planung sein. Wir müssen smart sein, um Dominic gesund und motiviert zu halten. Alle im Team müssen das Beste für den Spieler tun."

Sehen Sie sich auch über 2019 hinaus als Coach von Thiem?

"Ich denke nur an die Gegenwart. Ich denke nicht daran, was in sechs Monaten passiert. Ich hoffe, dass die Beziehung weiter gut geht und derzeit haben wir eine tolle Beziehung mit viel gegenseitigem Respekt. Man muss auch darauf vorbereitet sein, wenn die (guten) Resultate nicht kommen. Es ist normal für einen Sportler, dass man auch nicht so gute Jahre hat. Im Moment ist es ein gutes Jahr für ihn und wir müssen glücklich sein."

Inwieweit denken Sie eigentlich über die weitere Auslosung nach?

"Wir denken nicht an das Achtelfinale, Viertelfinale oder Semifinale. Jedes nächste Match ist wie ein Finale. Alle Spieler träumen davon, die Trophäe zu gewinnen und Dominic ist einer der Spieler, die die Chance dazu haben. Favorit oder nicht, du musst das Match spielen und fokussiert bleiben."

Die Erwartungen an Thiem sind gestiegen. Doch man hat gesehen, dass auch die ersten Gegner ihm Schwierigkeiten bereitet haben.

"Ich verstehe, dass die Erwartungen hoch sind. Mir ist es in meiner Zeit auch so gegangen. Aber man kann nicht immer erwarten, dass er jetzt jedes Turnier gewinnen kann. Es ist natürlich ein Ziel, viele Turniere zu gewinnen. Aber manchmal fühlt man sich eben nicht so wie man es möchte. Das ist normal. Und es hängt nicht immer nur vom Ranking ab. Auf dem Papier ja, aber du musst das Match erst spielen. Man muss auch beachten, was denken die anderen über Dominic? Wenn du in Roland Garros gegen Dominic spielst, ist das nicht so einfach."

Hat Thiem für Sie schon eine gewisse Aura auf Sand für die Gegner?

"Das weiß ich nicht, es hängt von der Persönlichkeit ab. Die Jungen haben ja nicht viel zu verlieren. Natürlich sind die Resultate von Dominic gut gewesen. Das Gute ist, dass es fast immer an ihm liegt. Wenn er gut spielt, hat er immer eine gute Chance, das Match zu gewinnen."