Er macht es immer wieder spannend: Dominic Thiem holte sich am Sonntag den zehnten ATP-Titel seiner Karriere, holte sich den Turniersieg beim ATP-250-Turnier in Lyon. Im Finale setzte er sich gegen den Franzosen Gilles Simon mit 3:6, 7:6 (1), 6:1 durch und tankte damit vor den French Open am Montag noch gehörig Selbstvertrauen. "Ich bin bereit für Paris", sagte er.

Die Woche vor den French Open war schon bisher so etwas wie die Spezialität von Thiem. Schon 2015 und 2016 hatte er sich den Titel in Nizza geholt, dieses Turnier wanderte nach Lyon, der Heimat des Schlägerausstatters Babolat. Kein Wunder, dass Thiem dabei war - und letztlich auch siegte. Dabei sah es im Finale gegen den Routinier Simon, derzeit die Nummer 75 der Welt, nicht gut aus: 3:6, 2:4 und 15:40 lag Thiem bereits zurück, dann aber schaffte er doch noch die Wende und drehte mächtig auf. Und letztlich stellte er in der direkten Bilanz gegen Simon auf 7:2-Siege.

Ab nach Paris

Damit sollte das Selbstvertrauen vor dem Saisonhöhepunkt in Paris passen. Thiem wird da am Montag auf den Weißrussen Ilja Iwaschka treffen, den er im Daviscup besiegt hatte. Thiem kommt nun mit dem zweiten Titel der Saison im Comeback auf die Anlage in Roland Garros. "Ich wäre bereit gewesen, aber mit dem Turniersieg ist es noch besser", meinte er. Und weiter: "Ich musste wirklich hart um diesen Titel kämpfen und war viele Stunden auf dem Platz. Ich war im Finale schon fast draußen, aber jetzt bin ich physisch bereit für die French Open. Es war eine gute Vorbereitung auf Paris. Ich freue mich wirklich sehr über diesen Titel!"

"Ich bin super happy. Ich habe wirklich hart für diesen Titel
gekämpft. Ich habe so viele Stunden auf diesem Platz verbracht und
auch im Finale gegen Gilles war ich fast schon draußen. Ich glaube,
wir sind nach heute beide körperlich für Paris gut vorbereitet",
erklärte ein glücklicher Thiem dem Publikum auf dem vollgepackten
Center Court. Und die Zweistelligkeit bedeutet ihm freilich auch
etwas. "Zehn ist eine besondere Nummer, jetzt habe ich die kleine
'decima' gewonnen", meinte Thiem in Anspielung auf Rafael Nadal, der
allein bei den French Open im Vorjahr schon den als 'decima'
bezeichneten 10. Titel geschafft hat.

Lange Zeit hatte es gar nicht gut für den Weltranglisten-Achten aus Lichtenwörth ausgesehen. Nachdem er im vierten Game schon zwei Breakbälle hatte abwehren müssen, gab Thiem sein Service zum 2:4 ab.
Simon ließ sich diesen Vorteil dank aggressiverer Spielweise nicht nehmen: Nach 34 Minuten hatte der Außenseiter die 1:0-Satzführung
geschafft.

Als er nach einem ganz schwachen Game samt Doppelfehler zum 0:40 gleich neuerlich ein Break zum 0:1 zuließ und Thiem bei 3:2 für den aufschlagenden Simon selbst ein 0:40 nicht nutzen konnte, sah es gar nach einer glatten Niederlage aus. Simon stellte auf 4:2 und hatte dann sogar zwei Bälle zum Doppelbreak und dem 5:2. Doch dann passierte die Wende. Thiem vermied den Aufschlagverlust und dem zweifachen French-Open-Halbfinalisten gelang das erste Break zum 4:4. Der Satz ging ins Tiebreak, in dem der Niederösterreicher von 0:1 bis 6:1 plötzlich zu seinem Spiel fand.

Diese Phase war der Schlüssel zum Sieg. "Ich war beinahe schon draußen, ich war ein Break hinten und zwei Breakbälle gegen mich.
Aber ich habe ihn sehr viel bewegt und vielleicht war er am Ende
dann ein bisschen müde. Im zweiten Satz hatte ich auch ein bisschen
Glück", gestand der Schützling von Günter Bresnik. Detail am Rande: Der Sieg war der 200. Erfolg von Thiem auf der ATP-Tour.