Als der Regen nach zweieinhalbstündiger Verzögerung Paris vorerst endlich den Rücken gekehrt hatte, hätte es beinahe gleich die große Sensation gegeben. Der Weltranglisten-Vierte aus der Schweiz setzte sich nach 1:2-Satzrückstand erst nach 3:11 Stunden aber doch noch über Rosol hinweg. Wawrinka wäre der erste Titelverteidiger seit dem Australier Lew Hoad (1957) gewesen, der in Paris gleich in Runde eins verliert. "Es ist immer noch nicht passiert, also ist es gut", sagte Wawrinka und sorgte für Gelächter.

Wawrinka war so spät wie nie zuvor zu einem Grand-Slam-Turnier angereist, hatte er sich doch erst am Samstag - fast zeitgleich mit Dominic Thiem in Nizza - den Titel bei seinem Heimturnier in Genf geholt. Der Finalerfolg über Marin Cilic war der erste Sandplatz-Titel für "Stan the man" seit dem Finalerfolg vor einem Jahr in Roland Garros. "Ja, es ist das erste Mal, dass ich so spät angekommen bin", sagte der 31-Jährige, der mit den Bedingungen haderte. "Es war schwierig, weil es war wirklich langsam und ein tiefer Platz, aber er hat nicht viele Fehler gemacht."

Wie schon in Genf, wo er Rosol auf dem Weg zum Turniererfolg im Halbfinale niedergerungen hatte, sollte der Tscheche den Eidgenossen neuerlich fordern. Am Ende riss aber Wawrinka, der sich wie im Vorjahr wieder für ein auffälliges Outfit in neongelbem T-Shirt und ebensolchen Schuhen entschieden hat, beide Arme in die Höhe. Der als Nummer 3 gesetzte Schweizer trifft nun auf den Japaner Taro Daniel, der bei 3:0 im fünften Satz von der Aufgabe des Slowaken Martin Klizan profitierte.

Weit weniger Mühe hatte der als Nummer fünf gereihte Japaner Kei Nishikori beim 6:1,7:5,6:3 über den Italiener Simone Bolelli. "Ich habe mein Tennis auf Sand sehr verbessert", stellte der Asiate erfreut fest. Dafür kamen Viktor Troicki (SRB-22) und Jack Sock (USA-23) gegen den Bulgaren Grigor Dimitrow bzw. den Niederländer Robin Haase jeweils erst im fünften Satz weiter.

Der Tennis-Weltranglisten-Zweite Andy Murray vermied indes ein überraschendes Erstrunden-Aus bei den French Open. Der Brite verlor die ersten beiden Sätze gegen den tschechischen Routinier Radek Stepanek am Montag in Paris. Danach meldete sich Murray aber zurück, ehe die Partie beim Stand von 3:6,3:6,6:0,4:2 aus seiner Sicht wegen Dunkelheit abgebrochen wurde. Das Match muss nun wie einige andere Matches am Dienstag beendet werden. Der 37-jährige Stepanek hatte über die Qualifikation den Sprung ins Hauptfeld geschafft.

Bei den Damen setzten sich die Nummern zwei, Agnieszka Radwanska (POL), und sechs, die Rumänin Simona Halep, völlig ungefährdet durch. Dafür hatte die als Nummer vier gesetzte Spanierin Garbine Muguruza gegen Anna Karolina Schmiedlova (SVK) unerwartete Schwierigkeiten beim 3:6,6:3,6:3. Überraschend bereits zuschauen müssen die Paris-Finalistin von 2012, Sara Errani (ITA-16), und die als Nummer 17 gereihte Tschechin Karolina Pliskova. Errani machte gegen Tswetana Pironkowa (BUL) gar nur fünf Games, Pliskova musste sich im dritten Durchgang der US-Amerikanerin Shelby Rogers beugen.

Ein kleines Stück Tennis-Geschichte schrieb Cagla Büyükakcay mit ihrem 5:7,7:6(2),6:2 über die Weißrussin Aliaksandra Sasnowitsch (BLR). Sie ist die erste Türkin überhaupt mit einem Hauptbewerbs-Erfolg bei einem Major-Turnier. Die 26-jährige Weltranglisten-89. hatte Mitte April in ihrer Heimatstadt Istanbul auch ihr erstes WTA-Turnier gewonnen.