Beim Daviscup-Duell gegen die Slowakei ab Freitag sind Sie nicht nur erstmals die Nummer eins im österreichischen Team, es ist auch Ihre Daviscup-Premiere. Wie groß ist der Druck?

DOMINIC THIEM: Ich werde sicher extrem nervös sein. Aber vor allem weil ich von mir selbst erwarte, dass ich dort gute Leistungen bringe. Von den Erwartungen der Fans fühle ich mich nicht unter Druck gesetzt. Wenn jemand etwas von mir erwartet, dann heißt das, dass er mir das ja auch zutraut.

Wie sind die Chancen?

THIEM: Die Slowaken sind viel erfahrener als ich, haben Heimvorteil, sind in der Rangliste ungefähr auf meiner Position und waren auch schon weiter vorne. Ich werde alles versuchen, zwei Punkte zu machen. Aber Daviscup ist etwas ganz Neues für mich, die Atmosphäre und Matches über vielleicht fünf Sätze. Das ist eine ganz neue Herausforderung. Aber ich freue mich extrem drauf!

Das österreichische Team ist diesmal stark verjüngt, das Durchschnittsalter liegt bei 26 Jahren. Kann man da unbeschwerter in die Partie gehen?

THIEM: Ich glaube, es geht nicht darum, wie alt wir sind, sondern ob wir mit oder ohne Jürgen (Melzer, Anm.) spielen. Mit Jürgen wäre uns natürlich weit lieber gewesen.

Wie groß ist die Lücke, nachdem Jürgen Melzer verletzungsbedingt ausfällt?

THIEM: Sehr groß. Ich glaube, mit ihm wären wir Favorit, ohne ihn sind wir schon Außenseiter. Jürgen ist der zweitbeste Spieler, den Österreich je hatte. Im Daviscup ist er immer der Leithammel. Ich hoffe, dass wir jetzt in der Slowakei gewinnen und mit ihm im Herbst um die Weltgruppe spielen können. Das wäre richtig geil!

Ist ein Doppeleinsatz für Sie gegen die Slowaken zum Beispiel mit Alex Peya möglich?

THIEM: Wenn ich aufgestellt werde, spiele ich und gebe mein Bestes. Doppel macht mir auch viel Spaß. Aber es gibt gerade in Österreich sehr viele bessere Doppelspieler als mich.

Zu Ihnen persönlich: Der Saisonstart hätte nicht besser verlaufen können. Derzeit sind Sie als jüngster Spieler überhaupt auf Position 86 in der Weltrangliste. Was ist 2014 noch alles möglich?

THIEM: Bisher war das Jahr ein absoluter Wahnsinn, viel besser als ich es jemals erwarten durfte. Ich habe schon vor Saisonbeginn gesagt, dass ich drei Ziele habe, dass ich also fix in den Hauptbewerben von Paris, Kitzbühel und Wien stehe. Ohne Qualifikation und ohne Wild Card. Paris habe ich geschafft, für Kitzbühel schaut es gut aus. Aber man darf jetzt nicht glauben, dass es immer so weitergeht. Ein Sportler hat immer Ups und Downs. Bisher war 2014 ein einziges Up, also kommen sicher noch Downs.

Sie haben beim Masters-Turnier in Miami mit Superstar Roger Federer trainiert. Ein besonderes Erlebnis?

THIEM: Ja. Das reine Schlagen ist jetzt nicht viel anders als mit anderen Spielern, aber die Punkte spielt er schon genial. Und wenn du mit ihm trainierst, dann sind halt 500 Leute am Platz und es ist eine besondere Atmosphäre. Die Leute sind fast andächtig, wenn er spielt. Außerdem ist er ein wahnsinnig netter Kerl. Der redet mit einem 20-jährigen Nobody wie mir, so, als würden wir uns seit Jahren kennen.

Schaut man einer ehemaligen Nummer eins der Welt etwas ab? Und wenn ja, was?

THIEM: Ich schau mir sehr genau an, was die guten Spieler so gut macht. Ich kann von jedem noch lernen.

Sie haben vorher schon Kitzbühel und Wien angesprochen. Was erwarten Sie sich dort?

THIEM: Das sind zwei ganz wichtige Ziele für mich. Das Größte wäre aber ein Tennisboom, zu dem ich vielleicht etwas beitragen könnte. Das wäre wirklich das Größte für mich. So eine Stimmung wie in Wien beim Match gegen Tsonga, das ist etwas ganz Besonderes, das man immer wieder erleben möchte.

Mit den French Open in Paris rückt das nächste Grand-Slam-Turnier näher.

THIEM: Erwarten kann ich nur, dass ich selbst eine gute Leistung bringe. Aber vor allem freue ich mich drauf. Die großen Turniere sind das, wo ich immer hin wollte. Und die Atmosphäre - gerade in Paris - ist ein Traum. Die kenne ich noch vom Junioren-Turnier, wo ich ja im Finale war.

Was wäre Ihre Alternative gewesen, wenn Sie nicht Tennisprofi geworden wären?

THIEM: Puh, ich habe als Zehnjähriger angefangen, wirklich ernsthaft Tennis zu trainieren. Seither wollte ich nie etwas anderes werden als Tennisprofi.

Schlag des Tages in Rotterdam gegen Andy Murray