Jürgen Melzer hat mit der Präsentation Ihrer Person als seinen neuen Coach überrascht - wie ist die Zusammenarbeit entstanden?

MARKUS HIPFL: Wir kennen uns ja schon lange und waren in den letzten Jahren auch stets im Kontakt. Er ist auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ihn zu betreuen. Und das konnte ich durchaus.

Bis auf Top-Talent Barbara Haas haben Sie aber noch niemanden auf der Tour betreut.

HIPFL: Das stimmt nicht ganz. Bei Babsi habe ich nur für kurze Zeit ausgeholfen, doch habe ich 2012 die Liechtensteinerin Stephanie Vogt für mehrere Monate gecoacht. Sie liegt jetzt auf Platz 141 im Ranking.

Touring-Coach heißt auch wieder leben aus dem Koffer - das ist bekanntlich kein Honigschlecken.

HIPFL: Ich betreibe seit Jahren in Kitzbühel eine Tennisschule und habe immer gesagt, solange mein Sohn Felix klein ist, werde ich nicht reisen. Jetzt wird er sieben Jahre alt und ich bin bereit.

Warum glauben Sie, der richtige Mann für Melzer zu sein?

HIPFL: Weil wir beide hoch motiviert sind und uns beide sehr hohe Ziele stecken. Ich hoffe, Jürgen so gut wie möglich helfen zu können. Und Jürgen kann in seiner Karriere noch viel erreichen. Irgendwelche Versprechen gebe ich aber keine ab.

Melzer laboriert nach wie vor an seinen Schulterproblemen - auf welche Schwerpunkte richten Sie derzeit das Training aus?

HIPFL: Unser Tag ist voll ausgefüllt - wir arbeiten in den Bereichen Schnelligkeit, Ausdauer, Stabilisierung. Nur Tennis selbst ist noch nicht richtig möglich.

Sie trainieren gemeinsam in Kitzbühel?

HIPFL: Ja, das hat sich so ergeben. Kitzbühel ist ja auch nicht ganz so schlecht und bietet zusätzliche Abwechslungen wie Skifahren oder Curling spielen.

Die Chance auf eine Melbourne-Teilnahme beziffert Melzer mit zehn Prozent - und Sie?

HIPFL: Wir werden alles daransetzen, dass Jürgen so schnell wie möglich auf die Tour zurückkehren kann. Aber wie gesagt, ich gebe keine Prognosen ab.

Wie beurteilen Sie die österreichische Tennisszene allgemein?

HIPFL: Auf dem internationalen Markt hatten wir in den letzten Jahren neben einem Muster, einem Koubek und einem Melzer stets Top-100-Spieler - das ist relativ gut, nur wurde es oft leider nicht anerkannt. Thiem kann eine tolle Zukunft vor sich haben - die Weichen dafür sind gestellt.