Mathieu van der Poel ist anders. Er fährt anders, denkt anders und gibt es sich anders als die meisten Berufsradfahrer. Mit nur 24 Jahren ist er heute der Topfavorit auf den Titel im Straßenrennen. Weil es ihn nicht interessiert, was die anderen machen. Er greift an, egal was im Lehrbuch steht.

Mit dem Amstel Gold Race gewann er einen Klassiker in einer noch nie da gewesenen Art und widerlegte zwei taktische Grundsätze. Und zwar, erstens: Nie zu lange für andere im Wind fahren. Und zweitens: Wer von vorne sprintet, verliert (fast immer). Der Niederländer übernahm kilometerweit die Führung in der Verfolgergruppe, lancierte den Spurt und siegte „von vorne“. Bei diesem Triumph zeigte der niederländische Meister seine Urgewalt, die mit einem unglaublichen Gefühl für alle möglichen Räder einhergeht. In dieser Saison siegte er nicht nur auf der Straße, sondern wurde Europameister im Cross Country und Weltmeister beim Cyclocross und gewann auch einen Mountainbike-Weltcup. Dort düpierte er den mehrfachen Weltmeister Nino Schurter; er ließ ihn einfach stehen.

In Yorkshire wird er heute zum ersten Mal bei den „Großen“ in ein WM-Rennen gehen und Van der Poel weiß: „Ich bin natürlich einer der großen Favoriten.“ Und er wirft der Konkurrenz den Fehdehandschuh hin: „Es wird keinen Massensprint geben, da passiert schon vorher etwas.“ Neben dem Niederländer gilt der Belgier Remco Evenepoel (19) als ein weiteres Jahrhunderttalent, die 285 Kilometer könnten ihm aber zu lange werden. Kein Problem mit der Distanz haben die anderen Favoriten: Peter Sagan (SVK), Greg Van Avermaet (BEL) oder Julian Alaphilippe (FRA).

Das Damenrennen wurde zur Show von Annemiek van Vleuten(36). Die Niederländerin fuhr nach einer Attacke solo über 104 Kilometer zu ihrem ersten Straßentitel.