Das haben sich die meisten Berufsradfahrer im Peloton der Österreich-Rundfahrt nicht gedacht, dass nach dem Hochgebirge samt Glockner und Kitzbühler Horn just das steirische Joglland ihnen die „Wadl viere richten“ würde. „Die heurige Rundfahrt ist eine der schwierigsten, wenn nicht die schwierigste aller Zeiten“, sagte Rudi Mitteregger (73). Der dreifache Ö-Tour-Sieger hatte die Ehre, in seiner Heimat Knittelfeld das Rennen freizugeben.

Zum ersten Mal nach 43 Jahren war die Landrundfahrt in der steirischen Radhochburg zu Gast und mit Vollgas ging es los. In der ersten Stunde wurden 53 Kilometer absolviert – ein Höllentempo, ehe es in die steilen Rampen ging. „Brutal, einfach nur brutal“, sagte der Steirer Stephan Rabitsch, der es ein paar Mal erfolglos mit der Brechstange probiert hat. Mit 3621 Höhenmetern auf 176,9 Kilometern war es die bergigste Etappe der Ö-Tour.

„Im Auto habe ich zum Glück ein paar PS mehr als in den Beinen“, sagte Mitteregger, der im Ziel wartete und den Reigen der Legenden anführte. Der WM-Bronzene im Teamzeitfahren von 1987 Hans Lienhart (57), der zweimalige Tour-de-France-Letzte Gerhard Schönbacher (64), aber auch die Profis Bernhard Eisel (Dimension Data) und Marco Haller (Katusha) gaben sich die Ehre in Wenigzell.

Haller und Eisel geht es besser

Haller ist nach seinem offenen Bruch der Kniescheibe auf einem guten Weg und will kommende Saison wieder voll angreifen. „Ich habe mich schon massiv mit einem Karriereende beschäftigt“, erzählt Eisel, der sich von seiner Operation nach einer Gehirnblutung sehr gut erholt und schon wieder auf dem Rad sitzt. Manchmal sogar länger als geplant, erzählt er mit einem Schmunzeln.

Ob die Ö-Tour mit den vielen Bergen was für den Sprinter wäre? „Das wäre schon ein Spaß gewesen. Ich wäre halt von Tag eins bis Tag acht in einer kleineren Gruppe mit vielen Bekannten gefahren“, meint er schmunzelnd und blickt bei der ersten Zieldurchfahrt in Richtung Gruppetto – die Gruppe der abgeschlagenen Fahrer, die gemeinsam ins Ziel radeln.

Bevor es auf die finale Schleife ging, waren Matej Mohoric (Bahrain) und Alexej Lutsenko (Astana) nach der Attacke auf dem Schanzsattel gut 60 Kilometer alleine auf der Flucht, die beiden retteten einen Vorsprung ins Ziel. Den Sprint entschied der kasachische Meister Lutsenko vor seinem slowenischen Amtskollegen für sich. Bester Österreicher war Riccardo Zoidl (Felbermayer) als Achter, das Rote Trikot des Gesamtführenden wird sich heute am Sonntagsberg wieder der Belgier Ben Hermans überstreifen.