Den Sieg am Fuscher Törl und damit den Titel "Glocknerkönig" sicherte sich wie im Vorjahr der Niederländer Pieter Weening. Der Belgier Ben Hermans verteidigte indes seine knappe Gesamtführung vor Hermann Pernsteiner. Riccardo Zoidl verbesserte sich auf Rang sieben.

Hermans und Pernsteiner erreichten unmittelbar nach dem Etappensechsten Zoidl gemeinsam das nebelverhangene Ziel am höchsten Punkt der Tour auf 2.428 m Seehöhe. Im Gesamtklassement führt der Belgier nach dem nur 92,9 km langen Mittwoch-Abschnitt von Matrei auf den Großglockner weiter 18 Sekunden vor Pernsteiner. Dritter (+ 48 Sek.) ist unverändert der Italiener Dario Cataldo (Astana). Zoidl fehlen 1:14 Minuten auf das rote Führungstrikot.

Damit ist längst noch keine Vorentscheidung gefallen, denn vor dem letzten Teilstück nach Wels folgen noch zwei sehr anspruchsvolle Etappen. Am Donnerstag steht in der Steiermark ein hügeliges Teilstück mit 3.600 Höhenmetern und der Zielankunft in Wenigzell auf dem Programm. Tags darauf der von vielen gefürchtete Abschnitt mit fünf Auffahrten auf den Sonntagberg in Niederösterreich.

Am Großglockner belauerten sich Hermans und Pernsteiner gegenseitig, auch die Attacke des im Gesamtklassement nicht allzu gefährlichen Zoidl lockte das Spitzenduo nicht aus der Reserve. "Es war nicht leicht mit dem Regen und es war sehr kalt. Aber ich habe mich heute selbst überrascht und habe am Großglockner nicht allzu sehr gelitten", sagte Hermans. Er habe seine Spitzenposition eigentlich problemlos verteidigt. "Ich konnte leicht bei Pernsteiner bleiben und wusste auch nach den Attacken von Weening und Zoidl, dass das Führungstrikot sicher ist", meinte der seit dem Sieg am Kitzbüheler Horn führende Belgier aus dem Team Israel Cycling Academy.

Der Gesamtzweite von 2015 rechnet aber noch mit vielen Angriffen in den verbleibenden Tagen. "Die nächste Etappe ist schwer zu kontrollieren und lang. Ich muss mit meinem Team aufpassen. Die schwierigste Tag wird aber wohl der Freitag", so der 32-Jährige.

Pernsteiner sprach von einem schwierigen Tag und gestand, dass er sich im Schlussanstieg taktisch nicht klug verhalten habe. "Ich habe extrem unter der Kälte gelitten, aber am Glockner habe ich mich dann gut gefühlt. Leider habe ich aber den Fehler gemacht, dass ich zu viel geführt habe", erklärte der 27-Jährige aus dem diesmal nicht so dominanten Bahrain-Rennstall. Aufgrund des geringen Rückstands sei aber "noch alles drinnen", so Pernsteiner, für den es am Donnerstag in sein Trainingsrevier um Wenigzell geht.

Der vier Sekunden vor Hermans und Pernsteiner am Fuscher Törl angekommene Zoidl vertraut auf seine ansteigende Leistungskurve. "Ich habe sieben Kilometer vor dem Ziel die Initiative ergriffen und bin froh, dass ich es durchgezogen habe. Es geht von Tag zu Tag besser, die Form steigt", sagte der Rundfahrtsieger von 2013, der fünf Plätze gutmachte. Und der Felbermayr-Profi versprach weitere Angriffe auf die Spitze. "Ich bin sehr motiviert, und in den nächsten Tagen kann noch viel passieren."

Der in der Gesamtwertung keine Rolle spielende Weening hatte sich aus dem Hauptfeld heraus bereits zu Beginn des 14-km-Schlussanstieges aus dem Staub gemacht. Der ehemaligen Tour- und Giro-Etappensieger holte die letzten von ursprünglich 13 früheren Ausreißern nach und nach ein und gewann schließlich klar vor dem Russen Alexander Foliforow (Gazprom) und dem Italiener Simone Sterbini (Bardiani). "Es schaut so aus, als ob mir dieser Berg liegen würde. Ich habe in den ersten Tagen Energie gespart und heute hat es perfekt funktionierte", freute sich Weening nach seinem neuerlichen Erfolg am Großglockner.