Wer gewonnen hat, erfahren sie erst viel später, Siegerehrungen haben sie seit Tagen keine mehr gesehen und während andere schon auf der Massagebank liegen, steigen sie erst vom Rad - die Nachzügler der Tour, das sogenannte Gruppetto.

Abseits der Fernsehkameras und der prestigeträchtigen Postitionen bestreiten sie auf den Bergetappen ein einsames Rennen im Kampf gegen die Uhr. Gilt es doch, die Karenzzeit, den höchstzulässigen Rückstand, nicht zu überschreiten - meist 15 bis 20 Prozent von der Siegerzeit. Es ist ein Sammelbecken von Sprintern, angeschlagenen oder verausgabten Fahrern, die sich am Ende zusammenrotten und gemeinsam ums "Überleben" kämpfen. Der Ausspruch "Quäl dich du Sau" bekommt dort eine ziemlich zynische Note.

Rot-weiß-roter Stammgast ist seit Tagen auch Columbia-Profi Bernd Eisel. Berge waren noch nie sein Metier, im Gruppetto gibt er nun das Tempo vor, um seine maroden Teamkollegen Mark Cavendish und Mark Renshaw vor dem vorzeitigen Aus zu bewahren. Kein leichtes Unterfangen. "In der dritten Woche ist jeder physisch wie psychisch schon am Limit. Aber wenn hinten dann gar nichts mehr geht, wirds richtig hart", so Eisel.

Zweckgemeinschaft

Kilometer um Kilometer knechten sich die Nachzügler in Richtung Ziel, man hilft sich so gut es geht gegenseitig, versucht zu motivieren und möglichst nicht den Anschluss zu verlieren. Wenn doch, steht man vor einem gewaltigen Problem. Wie Kenny Robert Van Hummel. Der Niederländer, absolutes Schlusslicht im Gesamtklassement, wandelte seit der 15. Etappe auf Solo-Pfaden. Selbst das Gruppetto war ihm zu schnell, mutterseelenallein strampelte er Tag für Tag durch die Alpen. Und wie er selbst meinte, einzig angetrieben von dem unbändigen Ziel am Sonntag auf der Champs Elysees anzukommen.

Gestern verlor dieses Vorhaben nach einem glimpflichen Sturz dennoch völlig seine Bedeutung, Van Hummel strich resignierend die Segel. Und eine etwas andere "Heldengeschichte" nahm auf Etappe 17 ein jähes Ende.