Vor einem Jahr verzauberte Charles Ndiema den Graz-Marathon. Mit einem Lächeln auf den Lippen lief er mit einer Zeit von 2:10:43 Stunden zum Sieg und zu einem neuen Streckenrekord. Nach seiner Zielankunft genoss er das Blitzlichtgewitter mit dem Lorbeerkranz des Siegers um den Hals, um sich dann von den Zusehern feiern zu lassen. Der Mann aus Kenia lebt für das Laufen und läuft für das Leben. „Laufen bedeutet in Kenia eine Chance, sich eine Zukunftsperspektive aufbauen zu können“, sagt Thomas Krejci. Ndiema und viele weitere Athleten aus Kenia schaffen mit Krejcis Verein run2getherden Sprung nach Europa.

Auch beim 29. Graz-Marathon werden zwei Athleten und ein Pacemaker des Vereins an der Startlinie stehen. Zudem je zwei Läufer der bekannten Rennställe Volare und Global Sports (das Team von Weltrekordmann Eliud Kipchoge). „Auch wenn bei uns in Graz der Breitensport immer im Vordergrund steht, die Siegerzeit und der Streckenrekord sind die internationale Visitenkarte“, sagt OK-Chef Michael Kummerer, „mit einer schnellen Zeit wird man international wahrgenommen und ist im Gespräch.“

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Das Ziel für kommende Woche ist klar: Eine Zeit unter 2:10 Stunden und alle sechs haben das Zeug, 2:08 Stunden zu laufen. Auch wenn der Weg zu einer finanziell erfolgreichen Laufkarriere sehr steinig und langwierig ist und nur ein kleiner Prozentsatz der kenianischen Läufer es auch wirklich schafft, treibt die Hoffnung darauf doch Tausende an. „Sie trainieren zwei bis drei Mal pro Tag hart und wollen es schaffen“, erklärt der Steirer, „im Unterschied zu Europäern glaubt auch jeder dieser Sportler bis zuletzt daran, es wirklich schaffen zu können. Nicht umsonst hat Eliud Kipchoge den Spruch ,no human is limited’ bekannt gemacht und spiegelt damit die Einstellung kenianischer Läufer wider.“ Kipchoge verbesserte erst vor zwei Tagen in Berlin den Weltrekord auf 2:01:09 Minuten. Sein Marathon unter zwei Stunden in Wien motivierte auch Ndiema.

Und als Sprungbrett spielt der Graz-Marathon immer wieder eine große Rolle. „Der Graz-Marathon ist ein kleiner, aber feiner Marathon mit einer Toporganisation und schneller Strecke“, sagt Krejci, „durch den Erfolg von Charles im Vorjahr und seine anschließende Topperformance in Wien ist auch Graz in der kenianischen Läuferszene mehr in den Fokus gerückt. Man weiß mittlerweile, dass man sich hier mit einer guten Zeit für größere Marathons empfehlen kann.“ In Wien lief der Graz-Rekordmann in diesem Frühling auf den sensationellen vierten Rang (2:08:12).

Das Team von run2gether entstand im Jahr 2008. Da lernte Krejci Spitzenläufer Geoffrey Gikuni Ndungu bei einem Trainingslager kennen. „Um ihn und seine kenianische Trainingsgruppe zu unterstützen, entstand die Idee, sie nach Österreich einzuladen.“ Die Finanzierung der Flüge und Aufenthaltskosten erfolgen seit damals über die Durchführung von Laufwochen für Hobbyläufer. „Bei uns arbeiten nach wie vor alle ehrenamtlich am gemeinnützigen Projekt. „Wir wollen die Athleten betreuen und ihnen eine Lebensperspektive mit dem Laufsport ermöglichen.“ Dass Läufer aus Afrika von vielen europäischen Managern ausgebeutet wurden, war mit ein Grund, run2gether zu gründen. Der Verein erhält zwar 15 Prozent der Preisgelder, das Geld rinnt aber nicht in das Management, sondern kommt dem Camp in Kenia und den Athleten zugute. „Unser Camp in Kenia ist das einzige, in dem die Athleten gratis leben können, verpflegt werden und eine professionelle Trainingsbetreuung erhalten“, erzählt der Fürstenfelder.

Titelverteidiger Ndiema wird in Graz nicht zu sehen sein, „auch, wenn dieser Lauf in meinem Leben immer einen hohen Stellenwert haben wird“, wie er sagt. Aktuell bereitet er sich in seiner Heimat nämlich auf die ganz große Bühne vor: Er will Ende Oktober in Frankfurt eine Zeit von 2:08 Stunden laufen.