Zersenay Tadese hatte am 21. März 2010 einen guten Tag. Und weil sich damals in Lissabon auch das Wetter nicht lumpen ließ und von seiner lauffreundlichen Seite zeigte, flog der gute Mann aus Eritrea gar zu einem sensationellen Weltrekord. So passiert im Halbmarathon (also 21,0975 Kilometer), den der Afrikaner auf dem Asphalt der portugiesischen Metropole in 58 Minuten und 23 Sekunden abspulte.

Mit einer derart galaktischen Zeit darf am Sonntag beim Graz-Marathon über dessen halbe Distanz natürlich nicht spekuliert werden. Obwohl auch die Halbmarathon-Staatsmeistertitel vergeben werden. Aber wenn Wetter und Rennverlauf passen, könnten an die 20 rot-weiß-rote Läufer je eine Zeit unter 1:09 Stunden notieren. Allen voran Lemawork Ketama.

Versprochen ist versprochen

Der Titelverteidiger macht mit seinem Antreten auch ein Versprechen wahr, dass er 2014 in Graz gegeben hat. „Ich werde wiederkommen“, hatte er nach seinem Sieg beim Graz-Marathon gesagt. Damals biss er die Zähne zusammen und gewann in 2:22:09 Stunden. „Ich wollte in Graz trotz Beinhautentzündung unbedingt laufen. Ich habe mich über den Sieg sehr gefreut, obwohl meine Zeit den Umständen entsprechend nicht so gut war.“ Es war damals sein erster Marathon in Österreich. 2013 kam der Flüchtling aus Äthiopien in die Alpenrepublik, mittlerweile ist er österreichischer Staatsbürger und Aushängeschild des heimischen Kaders – und gewann sogar zwei Mal den „Wings for Life Worldrun“.

Mit der Mannschaft hat er heuer Marathon-Bronze bei der EM in Berlin geholt, doch er erlebte nicht immer nur rosige Zeiten. Als jüngstes von sieben Kindern hat er die kleine elterliche Landwirtschaft früh verlassen und sich mit einem Freund von seinem kleinen Dorf aus bis nach Addis Abeba durchgeschlagen. „Dort haben wir dann trainiert und sind immer besser geworden.“ Am Sonntag wird er seine Bestzeit von 1:03:57 Stunden angreifen und in seinem kleinen Windschatten wird es ein Gedränge geben.

Wer sind die Favoriten?

Die Innerhofer-Zwillinge Manuel und Hans-Peter vom LC Oberpinzgau sind ebenso für eine Medaille gut wie der aussichtsreichste Steirer im Feld der 135 Herren: Stefan Linseder von Kolland Top Sport lief zuletzt unter 1:09 Stunden bei „Kärnten läuft“. Die Mannschaft aus der Gaal ist auch in der Teamwertung ein heißer Anwärter aufs Stockerl.

Wie hoch der Stellenwert der Meisterschaften ist – es werden auch die Landesmeister von Wien, Kärnten und der Steiermark ermittelt –, zeigt die Damen-Riege. Elisabeth Smolle vom LTV Köflach verzichtet zugunsten der Medaillenjagd auf eine Titelverteidigung im Marathon. Mit Julia Mayer (DSG Wien), Leyla Reshed (LCAV), Karin Freitag – die Murtalerin läuft für Itter (T) – oder Lena-Maria Aichner von runninGraz hat sie aber starke Konkurrenz.