Jewgeni Alexandrowitsch Kafelnikow (38) hat in seinem Leben massenweise Vielfliegermeilen gesammelt und die ganze Welt gesehen. Nun kann er auch die Marktgemeinde Atzenbrugg in Niederösterreich auf seiner Reise-Liste abhaken. Der ehemalige russische Tennisprofi schlägt nämlich bei den "Lyoness Austrian Open" auf dem Diamond Country Club ab.

Er bekam von Turnierdirektor Herwig Straka - einem Bekannten aus Tenniszeiten - eine Einladung für das einzige European-Tour-Turnier auf österreichischem Boden. Von Mittwoch an wird er unter anderem gegen zehn aktuelle European-Tour-Champions und auch gegen sechs Steirer spielen. Neben den Profis Roland Steiner und Jürgen Maurer haben auch zwei junge Geschwisterpaare eine Einladung erhalten. Die Nemezc-Brüder Tobias und Lukas sowie das Schwab-Duo Matthias und Johannes sind als Amateure am Start. Johannes Schwab trug 2011 noch die Tasche seines Bruders, jetzt ist er als österreichischer U16-Meister dabei.

Eine Million Euro an Preisgeld wird in den vier Runden in Atzenbrugg ausgespielt, Kafelnikow wird am Kuchen wohl nicht viel mitnaschen. Ums Geld geht es ihm ohnehin nicht, er "will Erfahrung sammeln". Auf der ATP-Tour hat der Russe knapp 24 Millionen Dollar eingesackt, zwei Grand-Slam-Titel im Einzel und vier im Doppel geholt. Olympiasieger wurde er 2000 in Sydney obendrein. Diese Erfolge sind jedoch Schnee von gestern und nach seinem Karriereende 2003 beschäftige er sich neben Auftritten auf der ATP-Champions-Tour vermehrt mit seinen zwei großen Leidenschaften - eine Art Pensionsschocktherapie: Er griff zu den Pokerkarten und den Golfschlägern.

Der russische Meister

Mit Bube, Dame, König, Ass und Pokerface hat es Kafelnikow zwar in die Flimmerkiste geschafft, ein Armband für den Sieg bei einem World-Series-Turnier durfte er sich aber nie umhängen. Beim Golf gab es zumindest schon einen Pokal zum Hochstemmen.

Kafelnikow wurde 2011 russischer Meister; mit 15 über Par nach vier Runden - die beste Dame brauchte 13 Schläge weniger. Sei es drum - er wechselte ins Golf-Profilager. "Man kann die beiden Sportarten nicht miteinander vergleichen", sagt er, "beim Tennis haben mich die vielen Zuseher überhaupt nicht gestört, beim Golf ist das anders."

Seit seinem Meistertitel träumt der Vizepräsident des russischen Golfverbandes nur von einer Sache: einem Abschlag bei Olympia 2016 in Rio de Janeiro. "Golf ist ein schwieriger Sport, aber wenn ich von etwas genügend habe, dann ist das Zeit."