Die Pre-Season-Spiele sind absolviert und mit dem 22. Oktober starten die 30 besten Basketballteams Nordamerikas – und vermutlich der Welt – in die reguläre Spielzeit. 82 Spiele muss jedes Team abspulen, ehe Anfang April feststehen wird, wer in die Play-offs, die finale Phase der Meisterschaft, einziehen wird. Dann werden sich die besten acht Mannschaften der Western und die besten acht der Eastern Conference in direkten Duellen („Best of seven“) miteinander messen – bis schließlich im Finale das stärkste Team aus dem Westen gegen das beste aus dem Osten um die begehrte Larry O’Brien Championship Trophy spielen wird.

Selten zuvor war das Rennen um den Titel so offen wie heuer. Die Golden State Warriors waren in den letzten Jahren der dominierende Faktor. Seit 2015 haben die „Dubs“ drei Titel geholt, waren jedes Mal im Finale. Doch in der abgelaufenen Spielzeit wurden nicht die Warriors um Stephen Curry Meister, sondern die Außenseiter, die Toronto Raptors. Erstmals in der Geschichte der NBA wurde damit keine US-amerikanische Mannschaft Champion. Natürlich hatten die „Dubs“, die heuer erstmals in ihrem neuen Zuhause in San Francisco einlaufen werden, viel Verletzungspech. Zugleich wuchs Neo-Raptor Kawhi Leonard über sich hinaus und ist aktuell der vielleicht beste Spieler der Liga.

Die Ära der Super-Duos - und Giannis

Doch Leonard kehrte Kanada nach nur einem Jahr den Rücken und zog in seine Heimatstadt Los Angeles zurück, wo er nun – gemeinsam mit Paul George – für die Clippers den nächsten Titel holen will. Die Clippers sind auch für die Buchmacher der knappe Favorit. Die vormals so dominanten Warriors gehen hingegen geschwächt in die Saison, haben mit Kevin Durant einen ihrer Besten abgegeben und müssen auf die verletzte Stütze Klay Thompson verzichten. Sie bleiben allerdings eine Gefahr.

Den größeren Konkurrenten haben die Clippers aber vielleicht im eigenen Haus, denn die Los Angeles Lakers haben endlich wieder echte Superstars im Kader. LeBron James kam schon im abgelaufenen Jahr, in der Off-Season konnte man endlich den lange begehrten Anthony Davis aus New Orleans holen und hat nun offiziell Titelambitionen angemeldet. Ein kleines Fragezeichen bleibt allerdings, denn der mittlerweile 34-jährige James hat sich letztes Jahr erstmals in seiner so glanzvollen Karriere ernsthaft verletzt und muss erst noch zeigen, ob er an seine alte Form anschließen kann.

Und gerade im Westen wird jede Schwäche bestraft. Die Houston Rockets, zuletzt unglücklich an den Warriors gescheitert, haben mit James Harden einen Spieler, der zumindest offensiv einfach alles kann und letztes Jahr historische Zahlen aufgelegt hat. Der Shooting Guard der Texaner machte im Schnitt 36,1 Punkte pro Partie. Zum Vergleich: Paul George auf Platz zwei erreichte 28,0. Die Rockets haben im Sommer ihren glücklosen Point Guard Chris Paul gegen Russell Westbrook getauscht, dessen Statistiken sich wohl noch eindrucksvoller lesen als jene von Harden.

Gemischte Aussichten für Jakob Pöltl

Aber auch zum erweiterten Favoritenkreis zählen heuer vielleicht mehr Teams denn je. Die Utah Jazz haben sich ebenso verstärkt wie die Dallas Mavericks, die ihrem brillanten Vorjahres-Rookie, dem Slowenen Luka Doncic, den 2,21-Meter-Mann Kristaps Porzingis an die Seite stellen. Die Denver Nuggets mit Nikola Jokic und Jamal Murray haben sich kaum verändert, waren aber zuletzt schon bärenstark. Wie auch die Portland Trail Blazers um Damian Lillard und C. J. McCollum. Indes darf man auch gespannt sein, was der mit viel Vorschusslorbeeren bedachte Liganeuling Zion Williamson zeigt.

Was für den neutralen Fan eine an Spannung kaum zu überbietende Ausgangslage schafft, ist für den bislang einzigen Österreicher in der NBA eine weniger gute Nachricht. Der Wiener Jakob Pöltl geht in seine vierte Saison, seine zweite mit den San Antonio Spurs. Zwar erreichte der traditionsreiche Klub auch letztes Jahr knapp die Play-offs und konnte damit seine beeindruckende Rekordserie von nunmehr 22 Play-off-Teilnahmen am Stück noch einmal prolongieren. Nun spricht aber vieles dafür, dass diese Serie reißen könnte.

Jakob Pöltl im Spurs-Trikot
Jakob Pöltl im Spurs-Trikot © APA

Aber auch, wenn Pöltls Saison schon im April zu Ende sein könnte, ist seine Situation keine schlechte. Der 2,13-Meter-Center darf unter Gregg Popovich, einem der renommiertesten Trainer der Liga, lernen. Noch ist er jung, wurde am 15. Oktober 24 Jahre alt. Und er wird als einziger nomineller „Big Man“ im Team viel Spielzeit bekommen.

Der Osten wird stärker

Im Osten wird der Kampf um die Play-offs nicht ganz so spannend. Hier sind dem Kader nach die Philadelphia 76ers mit Joel Embiid und Ben Simmons Favorit auf den Finaleinzug, doch es bleibt abzuwarten, ob der Grieche Giannis Antetokounmpo einen weiteren Schritt nach vorne macht und seine Milwaukee Bucks nicht im Alleingang ins Finale trägt. Die Boston Celtics, zuletzt vor allem an sich selbst gescheitert, haben viel zu beweisen. Sollte sich der neue Spielmacher Kemba Walker gut einleben, könnten auch sie eine Chance auf einen Platz an der Sonne haben. Ein Spektakel werden sie aber allemal abliefern, denn sie haben mit dem 2,30 Meter großen Tacko Fall den aktuell größten Spieler der NBA unter Vertrag.

Bald könnte auch der junge Klub in Brooklyn aufzeigen. Noch ruht die Hauptverantwortung bei den Nets auf den Schultern des frisch getradeten Point Guard Kyrie Irving. Wenn der verletzte Kevin Durant zurückkehrt, hat die Liga das nächste Star-Duo, das nach dem Titel greift.

Sehen Sie hier den Riesen Tacko Fall in Aktion: