Herr Eschlböck, Österreich war innerhalb weniger Jahre mit der WM 2011 und der EM 2014 Veranstaltungsort zweier Großereignisse im American Football.
MICHAEL ESCHLBÖCK: Wir wollen damit mehr Aufmerksamkeit für den Sport generieren. Und den Mehr-Wert merkt man.

Wie?
ESCHLBÖCK: Seit der WM gibt es eine Menge Vereine mehr in Österreich und auch die Anzahl der Spieler ist stark erhöht worden. Vor allem im ländlichen Bereich, abseits der Ballungszentren, verzeichnen wir einen deutlichen Zuwachs. Auch die Zuseherzahlen steigen stetig.

Was erwartet sich der Verband von der diesjährigen EM?
ESCHLBÖCK: Dass sich mehr Leute für den Sport begeistern können, es die jungen Leute vielleicht selbst einmal ausprobieren und dass wir so in Summe wachsen. Football hat einen unglaublichen Coolness-Faktor, sowohl bei den Mädchen als auch bei den Burschen.

Nach der WM haben die Zuseher mehrere Monate auf den Saisonbeginn der AFL warten müssen, heuer wurde die Meisterschaft wegen der EM unterbrochen und geht im Anschluss in die entscheidende Phase. Was verspricht man sich davon?
ESCHLBÖCK: Wir haben aus der WM gelernt. Da waren 20.000 Leute, die Spaß hatten im Ernst-Happel-Stadion und denen mussten wir sagen, dass es erst in ein paar Monaten mit dem heimischen Football weitergeht. Deshalb haben wir uns diesmal für die andere Variante entschieden.

Das österreichische Nationalteam will den EM-Titel holen. Wo sehen Sie den österreichischen Football im internationalen Vergleich?
ESCHLBÖCK: Ich sehe das Nationalteam unter den Top drei in Europa, und glaube, dass sie auch den EM-Titel holen können. Allerdings gehört auch Glück dazu. Die Junioren haben zuletzt zwei Mal den EM-Titel geholt, auch vereinsmäßig sind österreichischen Teams im europäischen Vergleich vorne dabei.

Wie kann es sein, dass ein relativ kleines Land wie Österreich gerade im American Football europäisch vorne mitspielt?
ESCHLBÖCK: Da haben wir an zwei Stellen den Hebel angesetzt. Einerseits haben wir früh mit dem Nachwuchs und an deren Ausbildung gearbeitet, andererseits haben wir eine starke Reduzierung der Import-Spieler in der Liga. So müssen die Österreicher spielen.

Wie würden Sie das Niveau in Europa im Vergleich mit der NFL sehen?
ESCHLBÖCK: Das Niveau ist wie die College-Division II oder III, Teile würden auch in die Ier-Division gehören.

Sie sind mit den NFL-Übertragungen auf Puls 4, bei denen sie als Co-Kommentator auftreten, einer breiten Masse bekannt geworden. Hat sich dadurch im Alltag etwas für sie verändert?
ESCHLBÖCK: Ab und zu kann das ganz witzig sein. Man steht im Supermarkt und wird angeschaut und fragt sich, ob das Hosentürl offen ist oder man mich erkennt. Und man spricht mich jetzt auch in der Öffentlichkeit an.

Wann sind Sie eigentlich das erste Mal mit dem American Football in Berührung gekommen?
ESCHLBÖCK: Ich las 1985 einen Artikel, dass es diesen Sport gibt und dachte mir, das muss ich mir anschauen. Und sofort bin ich dem Football erlegen und verfallen. Ich war dann auch im Nationalteam, nur kann man das Niveau damals mit dem heutigen gar nicht vergleichen.

Eine Frage zum Abschluss: Welches Team in der NFL favorisieren Sie?
ESCHLBÖCK: Ich mag die Teams, die mit Herz und Hirn agieren. Da wären die Seattle Seahawks, die New Orleans Saints oder auch die Green Bay Packers, ein sehr traditionsreiches Team.