Oft strapaziert müssen die Herren David und Goliath auch am Mittwoch herhalten, wenn es darum geht, das Kräfteverhältnis zwischen dem österreichischen und dem dänischen Frauen-Nationalteam zu messen. Die ÖHB-Truppe rund um Chefcoach Herbert Müller geht gegen die WM-Dritten ab 20.25 Uhr (ORF Sport+ live) im Grazer Sportpark als Außenseiter auf das Parkett. Auf dem Spiel steht nicht weniger als ein Ticket für die Europameisterschafts-Endrunde, die im November in Slowenien, Nordmazedonien und Montenegro über die Bühne geht.

Wobei, eine Niederlage der Österreicherinnen würde nicht das Ende aller Träume bedeuten. Der vorprogrammierte Endspurt um die EM-Teilnahme (für das ÖHB-Team wäre es die erste seit 2008) steigt erst am Sonntag (17 Uhr, ORF Sport+ live) in Vâlcea, wenn sich die Österreicherinnen mit Rumänien im letzten Gruppenspiel um den zweiten Tabellenplatz und den damit verbundenen Aufstieg raufen.

Ukraine trifft um 18 Uhr auf Kroatien

Den Auftakt zum Handballfest am Mittwoch in Graz bildet aber ein anderes EM-Qualifikationsduell – nämlich jenes zwischen der Ukraine und Kroatien (18 Uhr). Aufgrund des Krieges in der Heimat hat die Ukraine beim ÖHB angefragt, ob man das Spiel auf österreichischem Boden austragen könne. "Wir haben keine Sekunde lang gezögert und in Zusammenarbeit mit dem Steirischen Handballverband und der Grazer Wechselseitigen Versicherung, die dem ukrainischen Verband finanziell unter die Arme greift, die Austragung gewährleistet", sagt ÖHB-Präsident Markus Platzer.

Der Leckerbissen aus rot-weiß-roter Sicht folgt dann im Anschluss – auch wenn das Spiel gegen die Däninnen (die gewannen in der Hinrunde mit 27:22) keinen entscheidenden Nährwert haben dürfte. "Die Entscheidung um das EM-Ticket wird im Duell gegen Rumänien fallen. Daher werden wir heute nicht alles reinhauen – vor allem, weil wir keine lange Bank haben", spricht Aufbauspielerin Sonja Frey die derzeit insgesamt acht verletzten ÖHB-Akteurinnen an. Nachsatz: "Im Sport ist bekanntlich alles möglich, doch wäre es vermessen, gegen die Däninnen von einer Siegchance zu sprechen."

Physische Stärke und strukturiertes Spiel

Und Frey weiß wohl, wovon sie spricht, bäckt sie doch schon seit 2019 ihre Handballbrötchen in der dänischen Liga und ist aktuell bei Herning-Ikast Håndbold unter Vertrag. Was die Gegnerinnen so stark macht? "Sie sind physisch extrem stark und haben ein sehr strukturiertes Spiel." In ein ähnliches Horn bläst Torfrau Petra Blazek: "Sie haben eine sehr starke erste und zweite Welle. Technische Fehler werden sofort bestraft und man wird regelrecht überrollt."

Trotzdem, verstecken brauchen und werden sich die Österreicherinnen heute bestimmt nicht. Zwar weiß auch Teamchef Müller, "dass die Däninnen 60 Minuten humorlos spielen und dich aus der Halle schießen können", doch werde man die Mammutaufgabe annehmen. Dabei setzt der Deutsche wie bereits bei der Weltmeisterschaft in Spanien, wo man den starken 16. Platz geholt hatte, auf eine gute Mischung aus arrivierten und jungen Spielerinnen. "Als ich mich im Training vor die Mannschaft gestellt habe, dachte ich zuerst, da steht das Jugend-Nationalteam", scherzt Müller, der die jungen Spielerinnen gezielt für die Heim-Europameisterschaft 2024 aufbauen will.

Ein Hexenkessel wartet

Was in den ausstehenden zwei Spielen für die Österreicherinnen spricht? "Wir sind in beiden Spielen Außenseiterinnen und haben keinen Druck", sagt Blazek. Am Sonntag erwartet die 34-Jährige, die vier Jahre lang in der rumänischen Liga gespielt hat, nach dem 33:33 im Hinspiel einen Hexenkessel: "Da werden 3000 Fans dafür sorgen, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Für uns heißt es da, einfach cool zu bleiben."